2024-04-25T14:35:39.956Z

Kommentar
– Foto: Fußballkreis Bruchsal

sympathischer "Topmanager" verlässt irdisches Spielfeld

Kristian Tomasovic gestern verstorben +++ Fußball-Abteilungsleiter des FV Wiesental wurde nur 35 Jahre alt

Gestern starb völlig überraschend der Fußball-Abteilungsleiter des FV Wiesental, Kristian Tomasovic, im Alter von nur 35 Jahren. Ein Nachruf.

„Er verbringt teilweise fünf Tage die Woche auf dem Sportplatz.“ Mit diesem Zitat beschrieb Kristian Tomasovic im Februar 2016 das Engagement des FVW-Reservetrainers Marco Gerhardt. Oder handelte es sich dabei doch auch um eine Eigenbeschreibung? Konnte man die sonntäglichen Begegnungen des FV Wiesental nicht verfolgen, so traf man Kristian ziemlich sicher bei einer Partie am Samstag, häufig im unweit gelegenen Kirrlach. Doch egal, wo man seiner schon rein äußerlich imposanten Erscheinung begegnete: Stets entwickelte sich ein ebenso herzliches wie sachkundiges Gespräch, welches sich ganz wesentlich um das Spiel mit dem runden Leder drehte. In diesen lockeren Runden konnte Kristian gewiss auch mit den „Phrasenschwein-Floskeln“ jonglieren, seine detailscharfen Analysen waren allerdings auch ganz ohne diese stets zielgenau. Zudem profitierte er von einem enormen Bekanntenkreis, der einerseits seine Wertschätzung widerspiegelte und über den er andererseits in oft atemberaubender Geschwindigkeit Neuigkeiten generierte.
Seinen großen Fußballsachverstand und das herausragende Netzwerk setzte er seit 2016 als Fußball-Abteilungsleiter für den FV Wiesental ein (zuvor war er von 2007 bis 2014 Spielausschuss beim Lokalrivalen TSV gewesen). Nach dem Abstieg in die Kreisklasse A 2014 war es besonders Kristian zu verdanken, dass der einstige Verbandsligist schnell wieder eine sehr solide Rolle in Bruchsals höchster Spielklasse erreichte. Gekrönt wurde diese Entwicklung vom Gewinn des Kreispokals in der Saison 2018/19. Wie wichtig Kristian das 2:1 gegen Flehingen war, beschrieb er damals in einem Satz: „Der Pokalsieg bedeutet für uns einfach alles.“
Fernab der emotionalen Entrückungen durch den Pokalsieg war Kristian gerade auch in den Einschätzungen für die FuPa-Ligaberichte um eine sachliche und ausgewogene Darstellung der Ereignisse bemüht. Nie verlor er gegenüber den Unparteiischen oder dem Gegner ein schlechtes Wort, sondern achtete in seinen Einschätzungen immer auf eine kritische, aber doch respektvolle Tonlage. Dabei hatte er auch den (Kreis-)Fußball über die Wiesentaler Ortsgrenzen hinaus im Blick. Im Juli 2019 stieg er in den Kreisspielausschuss ein und arbeitete als Staffelleiter der Kreisklasse A sowie der Kreisklasse B Kraichgau und der Kreisklasse C mit geräuschloser Hand.
Diesen Blick zeigte er auch in seinem letzten Bericht, den er anlässlich der Rückschau auf die bisherigen Spiele gab: „Ich hoffe, dass wir ab Anfang Februar wieder trainieren können, um dann Anfang März mit der Saison weiter spielen zu können. Ein weiterer Abbruch wäre nicht gut für den Amateurfußball. Ich bin da aber optimistisch und hoffe, dass es Anfang des Jahres wieder weiter geht.“ Verbunden damit war seine Hoffnung, dass es seine Zwölfer aus dem Tabellenkeller heraus schaffen würden.
Ob sich diese Erwartungen erfüllen werden, verfolgt Kristian nun allerdings an einem für uns unerreichbaren Ort. Am Montag verließ er das irdische Spielfeld für immer. „Topmanager“ Kristian, wie er unter Freunden auch genannt wurde, starb gestern. Er wurde nur 35 Jahre alt. Man wird ihn im gesamten Fußballkreis als Fußballliebhaber, aber mehr noch als überaus angenehmen Menschen vermissen.

Aufrufe: 010.11.2020, 11:02 Uhr
Florian WittmannAutor