2024-05-02T16:12:49.858Z

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Für den SVW der denkbar schlechteste Saisonstart. Archivfoto: H. Wagner
Für den SVW der denkbar schlechteste Saisonstart. Archivfoto: H. Wagner

SVW: Aufarbeitung nach Abbruchspiel gegen Hellas

Clubchef Markus Walter befürchtet drakonische Strafen +++ Nach Trennung von Ninos Aodicho und Ninos Yoseph sind die Trainer im mentalen Bereich gefordert

Wiesbaden. Aus Sicht des Fußball-Gruppenligisten SV Wiesbaden der Super-Gau zum Saisonstart: Die Begleitumstände rund um die am Sonntag in der Nachspielzeit beim Stand von 0:1 abgebrochene Partie gegen Hellas Schierstein sorgen im Lager des Traditionsclubs für heftige Nachwehen. Clubchef Markus Walter befürchtet, dass die „Kurschlusshandlung eines Einzelnen“ drakonische Strafen – sollte der SVW als Verursacher bestraft werden – bis hin zu einem Punktabzug in größerem Umfang nach sich ziehen könnte. Die Spielwertung dürfte Hellas zufallen.

Das zweite Abbruchspiel gegen Hellas nach dem 30. Oktober 2016

Bereits im Hinspiel der vergangenen Runde am 30. Oktober 2016 war ein SVW-Duell gegen Hellas – damals in Schierstein – abgebrochen worden. In der Folge wurde ausschließlich der SVW bestraft. Markus Walter hatte am Sonntag bereits kurze Zeit nach den aktuellen Ereignissen aus seinem Urlaubsdominzil an der Ostsee reagiert, den mutmaßlichen Abbruch-Auslöser Ninos Aodicho und ebenso Kapitän Ninos Yoseph aus dem Kader verbannt.

Intensive Aufarbeitung der Zwischenfälle

Inzwischen hat Walter die interne, schonungslose Aufarbeitung forciert. Vor dem Regionalsportgericht droht dem SVW nun Ungemach. Nach Walters Recherchen habe zunächst Ninos Yoseph den Ball in Richtung Hellas-Bank geschossen, offenbar aus Verärgerung über Spielverzögerungen der Gäste. Nach der folgenden Roten Karte sei Yoseph kommentarlos vom Platz gegangen, so Walter. Wenig später, als die Griechen offenbar einen SVW-Freistoß blockierten, habe sich Sommer-Zugang Ninos Aodicho zu einer derben Beleidigung hinreißen lassen, sah ebenso Rot. Um danach in Richtung Schiedsrichter-Assistent zu laufen, der die Beleidigung angezeigt hatte. „Ninos Aodicho hat mir versichert, dem Assistenten nie im Leben etwas zuleide tun zu wollen. Zeugen sagten mir aber, dass er so emotional außer sich gewesen sei, dass mit allem zu rechnen gewesen wäre“, so Walter.

Mögliche Provokationen kein Alibi

Aodicho habe zudem auf fortlaufende Provokationen aus dem Hellas-Lager verwiesen. Markus Walter: „Wir haben im Vorfeld eingehend darauf hingewiesen, dass wir cool mit der Situation umgehen müssen. Vielleicht scheint es ein gängiges Mittel zu sein, den Gegner aus der Fassung bringen zu wollen. Das hat leider bei zwei unserer Spieler funktioniert. Wir mussten als Verein reagieren, weil durch dieses Verhalten eine rote Linie überschritten war – so leid es mir tut. Letztlich haben wir dadurch zwei Leistungsträger verloren. Das ist auch jammerschade für alle, die sich im Verein engagieren. Aber es spiegelt definitiv nicht den SVW wider.“

Yildirim Sari: Das war für uns alle schockierend

Chefcoach Yildirim Sari und Co-Trainer Luigi Saraniti Pirello sind nunmehr zum zweiten Mal in ihrer Amtszeit gefordert, den Kader nach einem Spielabbruch in einem Duell mit Hellas auf die nahe Zukunft einzustimmen. Der Moment, als das Geschehen ausuferte, „war für uns alle schockierend“, bekennt Sari: „Das bleibt in den Köpfen und es stellen sich 1000 Fragen. In Einzelgesprächen mit den Spielern haben wir erörtert, was uns erwarten kann und wie wir damit umgehen. Die Bereitschaft, die Situation zu bewältigen, ist auf jeden Fall erkennbar. Wir wollen zusammenrücken und jetzt erst recht zeigen, dass wir ein gutes Team sind, dass so etwas nie wieder passiert. Unsere Aufgabe als Trainer ist es nun, die Jungs mental so vorzubereiten, dass das Leben weitergeht. Ich bin keiner, der aufgibt, vertraue den Spielern und dem Verein. Wir sind schon mal aufgestanden und werden auch diesmal wieder aufstehen.“

Frenkos weg, aber keine Befürchtungen, dass Sommer-Zugänge abwandern

Die Gefahr, dass Neuzugängen, die zum SVW mit der Aussicht gekommen waren, womöglich in der Spitzengruppe mitzumischen, sich im Sog der Ereignisse rund um das Auftaktspiel kurzfristig verabschieden könnten, sieht Yidirim Sari nicht: „Ich habe keinerlei Zeichen verspürt, dass einer andere Gedanken hegt." Auf andere Gedanken ist derweil Vasilios Frenkos gekommen, der in der Saison 2016/17 den Abbruch im Hinspiel bei seinem Ex-Club Hellas ausgelöst hatte, dafür mit einer Sperre über 19 Spiele belegt wurde. Markus Walter ließ ihn seinerzeit nicht fallen. Er gehöre weiter zur SVW-Familie, sagte er damals. Frenkos war für die laufende Runde wieder fest eingeplant, ehe er sich nun kurzfristig zu Dersim Rüsselsheim verabschiedet hat. Sari: „Das ist traurig, aber das muss der Spieler mit seinem Gewissen vereinbaren.“

Wechsel-Optionen bis Ende August

Generell können Spieler bis zum 31. August bei einem anderen Verein Anker werfen, sofern sie sich bis zum 30. Juni bei ihrem Ex-Club abgemeldet haben. Oder sie wechseln aus dem Status eines Amateurs zu einem Verein, der sie mit einem Vertragsamateur-Kontrakt ausstattet.

Erschreckende Szenen im Tribünenbereich

Einhergehend spielten sich am Sonntag auf der Tribüne erschreckende Szenen ab. SVW-Jugendleiter Uwe Vix wollte schlichtend eingreifen, trug durch einen Schlag eine Platzwunde und ein blaues Auge davon, erstattete Anzeige. Der Täter wurde ermittelt, hat inzwischen versucht, sich mit Vix in Verbindung zu setzen. Eine zweite Anzeige habe Thomas Andiel aus dem SVW-Vorstand nach heftiger Beleidigung durch einen Hellas-Spieler erstattet, so Markus Walter. Ferner sei ein SVW-Fan massiv bedroht worden.

Vassily Anagnostakis: Da haben beide Seiten mitgemacht

Hellas-Chef Vassily Anagnostakis sagt: „Es ist nicht so, dass unsere Zuschauer ausarten. Da haben beide Seiten mitgemacht. Letztlich war es so, dass von SVW-Seite angefangen wurde. Ein Spieler unserer zweiten Mannschaft hat eine Bierflasche abbekommen.“

Aufrufe: 09.8.2017, 19:57 Uhr
Stephan NeumannAutor