2024-04-29T14:34:45.518Z

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Sven Hayer kommt beim GSV Maichingen ins Grübeln: "Von einigen kommt mir in den Trainingseinheiten zu wenig" Foto (Archiv): Oberdorfer
Sven Hayer kommt beim GSV Maichingen ins Grübeln: "Von einigen kommt mir in den Trainingseinheiten zu wenig" Foto (Archiv): Oberdorfer

Sven Hayer: "Das ist viel zu wenig für unsere Erwartungen"

Der GSV Maichingen bleibt als Vierter in der Bezirksliga weit hinter den hochgesteckten Erwartungen zurück

Es ist schlichtweg enttäuschend, was der GSV Maichingen in den bisher acht Spielen in der Bezirksliga geboten hat. Mit nur 14 Punkten liegt der Titelfavorit auf Platz vier, selbst Aufsteiger Fortuna Böblingen hat sich aktuell vor dem GSV eingereiht. "Wir haben insgesamt deutlich zu wenig gute Leistungen gezeigt, auch in den Spielen, die wir gewonnen haben", meint ein enttäuschter Coach Sven Hayer im Interview. Am morgigen Samstag spielt der GSV bei der Verbandsligareserve des VfL Nagold (16 Uhr).
Haben Sie das Gefühl, dass für Sie in Maichingen die Luft langsam dünn wird? Der Anspruch des Vereins und die Leistungen derMannschaft klaffen weit auseinander.

Sven Hayer: "Wir haben uns das alle natürlich anders vorgestellt. Was wir bisher gezeigt haben, kann nicht unser Anspruch sein. Noch ist aber nichts Dramatisches passiert. Wichtig ist, dass wir am kommenden Samstag in Nagold eine Reaktion zeigen. Wir müssen eine Siegesserie starten, damit wir spätestens am letzten Spieltag auf Platz eins stehen."

14 Punkte nach acht Spieltagen sind gemessen an Ihren Ansprüchen eine magere Ausbeute.

Sven Hayer: "Wir haben zehn Punkte verschenkt, da gibt es nichts zu beschönigen. Zum Glück für uns lassen die Mitkonkurrenten aber auch Punkte. Wir haben bisher in keinem Spiel eine wirklich überzeugende Leistung geboten. Auch nicht in den Begegnungen, die wir gewonnen haben. Wir leben sehr stark von unserer individuellen Klasse, die wir unbestreitbar haben. Die Mannschaft insgesamt funktioniert noch nicht so, wie ich mir das vorstelle."

Apropos individuelle Klasse, Sie leben vor allem von den Toren von Manuel Fischer. Wenn er mitspielte, hat Ihr Team nicht verloren.

Sven Hayer: "Es ist etwas das Manko, dass sich zu viele Spieler darauf verlassen, dass Manuel schon treffen wird. Er macht ja die Tore, dafür haben wir ihn geholt, das ist eine seiner Aufgaben. Er war bisher neunmal erfolgreich, Dirk Prediger hat vier Tore geschossen. Vier weitere Spieler waren jeweils einmal erfolgreich, und das ist viel zu wenig für unsere Erwartungen."

Verstecken sich die anderen Spieler also hinter Manuel Fischer?

Sven Hayer: "Ich verlange, dass von unseren Mittelfeldspielern und auch bei Standards mehr kommt. Wir waren schon in der vergangenen Runde in der Landesliga nicht torgefährlich genug. Acht bis zehn Torvorlagen und fünf bis sechs Tore sollte ein Spieler aus dem Mittelfeld in der Saison haben. Das erwarte ich, das muss auch der eigene Anspruch sein. Von den Verteidigern auf den Außenpositionen erwarte ich, dass sie pro Spiel drei bis vier Flanken in den Strafraum bringen. Wir müssen insgesamt viel zielstrebiger spielen, müssen ein Tor auch wollen."

Die Auftritte wirken mitunter etwas leblos.

Sven Hayer: "Es stimmt mich nachdenklich, wie wir uns in den Spielen präsentieren, da wir es im Training teilweise ganz anders haben. Die Körpersprache stimmt derzeit nicht. Es wirkt nach außen so, als ob die Spieler darauf hoffen, dass es schon irgendwie laufen wird. Wir investieren zu wenig in eine Partie, wir haben eine zu geringe Laufbereitschaft. Es kann nicht sein, dass die Gegner insgesamt betrachtet einige Kilometer mehr als wir absolvieren. Unser Ziel muss sein, dem Gegner zu signalisieren, dass gegen uns nichts zu holen ist."

Das Gegenteil ist aber der Fall, siehe die beiden Heimniederlagen gegen Altburg und zuletzt gegen Schönaich. Woran liegt das?

Sven Hayer. "Wir hatten immer dann Probleme, wenn uns der Gegner angelaufen hat, wenn er uns attackiert hat. Dann kamen unsere läuferischen Defizite deutlich zum Vorschein. Wir müssen uns insgesamt deutlich mehr bewegen, müssen die Läufe in die Tiefe machen, müssen bereit sein, umsonst zu laufen, um den Gegner zu beschäftigen. Wenn wir nur statisch spielen ist es leicht, gegen uns zu verteidigen."

Der Konkurrenzkampf ist beim GSV so hoch wie lange nicht. Das müsste sich doch positiv auf die Leistung des Teams auswirken. Warum ist das nicht der Fall?

Sven Hayer: "Wir haben Spieler in der Mannschaft, die kommen ins Training, damit sie da sind. Und wir haben Spieler in der Mannschaft, die sich verbessern wollen. Wenn wir beispielsweise ein Abschlussspiel machen, fehlt mir bei dem einen oder anderen der unbedingte Wille, dieses Spiel zu gewinnen. Da wird ein Fehlpass mal eben hingenommen. Man spielt aber letztlich so, wie man trainiert. Von einigen kommt mir in den Trainingseinheiten zu wenig."

In Manuel Fischer, Dirk Prediger, Max Knorn oder Adrian Döbele hat der GSV im Sommer hochkarätige Spieler geholt. Ist das Gefüge des Teams dadurch durcheinandergeraten?

Sven Hayer: "Ich denke, dass die Mischung bei uns aus erfahrenen Spielern, die schon sehr weit oben oder sogar als Profi gespielt haben und jungen Spielern sowie Spielern, die einige Jahre Erfahrung in der Landesliga gesammelt haben, gut ist. Wir rufen als Mannschaft derzeit unser großes Potenzial nicht ab. Vielleicht macht der eine oder andere tatsächlich die entscheidenden Meter weniger, weil man sich darauf verlässt, dass es Manuel oder Dirk schon richten werden. Wir gewinnen aber nur, wenn die Mannschaft insgesamt funktioniert, ein oder zwei Spieler alleine können nichts ausrichten."

Werden Sie angesichts der mageren Zwischenbilanz die Zügel anziehen? Letztlich kommen Sie in Erklärungsnot.

Sven Hayer: "Ich stelle mich zunächst einmal vor die Mannschaft und nehme die Spieler in Schutz. Irgendwann geht das aber nicht mehr, dann muss ich nach mir selbst schauen. Ich kenne die Mechanismen im Fußball auch in den unteren Klassen. Irgendwann stellt sich die Frage, ob der Trainer mit der Mannschaft noch die Kurve bekommt. Ich muss mir vielleicht den Vorwurf machen, dass ich teilweise zu gutmütig war und Spieler eingesetzt habe, die aktuell aber nicht ihre beste Leistung abrufen, halt schon immer Stammspieler sind. Eventuell überfordere ich einige Spieler auch mit meinem Anspruch an sie. Vielleicht sind manche auch nicht so weit, wie ich es ihnen zutraue. Aber ich bin 100 Prozent überzeugt davon, dass ich es mit dem Team gemeinsam schaffe und wir die Wende hinbekommen. Wir brauchen jetzt aber Spieler, die in jedem Training Vollgas geben, das wirkt sich dann auch positiv auf die Begegnungen am Wochenende aus. Jeder Spieler muss sich selbstkritisch hinterfragen und darüber nachdenken, ob er bisher alles für die Mannschaft und den Verein gebracht hat."

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Aufrufe: 019.10.2018, 09:15 Uhr
Thomas Oberdorfer, GäuboteAutor