2024-05-15T11:26:56.817Z

Allgemeines
Sehnen Rückkehr zur Normalität herbei: die Spieler des SV Wiesbaden
Sehnen Rückkehr zur Normalität herbei: die Spieler des SV Wiesbaden – Foto: Jörg Schulz

SV Wiesbaden: Kein finanzieller Kollaps, aber andere Sorgen

lKlubchef Markus Walter sieht beim Traditionsverein gewisse Krisen-Resistenz, jedoch den ersehnten Bau des Vereinsgebäudes als gefährdet an

Wiesbaden. „Das Gute ist: Wir können uns nicht verschulden.“ Markus Walter, Vorsitzender des Fußball-Gruppenligisten SV Wiesbaden, gewinnt dem bundesweiten Stillstand in den Klubs zumindest eine positive Facette ab. Hintergrund: Beim 1899 gegründeten Traditionsverein erhalten die Spieler keine monatlichen Fixbeträge. „Wir kommen eine Zeitlang über die Runden und werden auf keinen Fall pleite sein“, bekräftigt Walter im Wissen, dass man auch im Lager des SVW mit allem rechnen müsse. Dass auch vorhandene Sponsoren und Gönner an der Krise zu knabbern haben.

Gewisse Krisen-Resistenz scheint vorhanden

Doch eine gewisse Krisen-Resistenz scheint vorhanden. Wo der Verein doch in der 1990er Jahren ins Insolvenzverfahren geschlittert war, 2016 den Ausstieg des Hauptsponsors mit einem freiwilligen Abstieg aus der Hessenliga in die Gruppenliga kompensierte. Leidvolle Erfahrungen, aus denen Lehren gezogen wurden. In der Ära unter dem Vorsitz von Rainer Zerbe erlangte der Verein den Status „schuldenfrei“ und wirtschaftet nun auch unter Walters Regie sorgsam und seriös. Dazu bietet der „Club der Freunde“, den Zerbe führt, Rückhalt.

Stillstand gefährdet Terminplan für Vereinshaus-Bau

Doch der Stillstand durch die Pandemie trifft den SVW in anderer Hinsicht: Der Bau eines Vereinsgebäudes auf dem Kunstrasenplatz des Helmut-Schön-Sportparks birgt nunmehr viele Ungewissheiten. Die für drei Jahre geltende Baugenehmigung für das mit 800 000 Euro veranschlagte Projekt – 80 000 Euro Eigenkapital kann der Sportverein besteuern – liegt bereits vor. Doch inwieweit die einkalkulierten und benötigten Zuschüsse seitens der Stadt und durch das Land Hessen im Sog der Krise auch tatsächlich fließen, muss abgewartet werden.


I
nfrastruktur mit Blick auf Jugendarbeit eminent wichtig

„Wir schauen, was unter den gegebenen Umständen möglich ist. Auf jeden Fall ist die Kooperation mit den Verantwortlichen der Stadt hervorragend“, betont Walter und hegt noch Hoffnungen auf einen Baustart im nächsten Jahr. „Praktisch vor unserer Haustür entsteht ein Wohngebiet mit Kindertagesstätte und Grundschule. Deshalb brauchen wir einfach die Infrastruktur mit einem Vereinsgebäude. Damit ist für uns Zukunft und Perspektive verbunden“, sagt der Vorsitzende mit Blick den hohen Stellenwert, den der Verein der Jugendarbeit beimisst. Eine Kooperation mit der Adalbert-Stifter-Schule besteht bereits einige Zeit, nun ist noch die Jahnschule dazugekommen.


Gemeinsam Ideen für Neustart am Tag X entwickeln

Doch zunächst gilt es, Vorkehrungen für den Tag X, an dem wieder gespielt werden darf, zu treffen. Mit den drei 2. Vorsitzenden Marcel Stieglitz, Eric Glatt und Stefan Will sowie mit dem Sportlichen Leiter Yildirim Sari, Geschäftsführer Aljo Varevac, den Aktiventrainern Daniel Löbelt und Timo Kern will er nächste Woche die Lage erörtern. Auch die im Nachwuchsbereich federführenden Dragan Mitic und Christian Freyer - der frühere Trainer des SV Walsdorf hat sich beim SVW prima eingelebt - sind bei dem Treffen via Bildschirm eingebunden.

Walter geht davon aus, dass die Runde abgebrochen wird

„Wir wollen die Zeit nicht aussitzen, bis die Politik Maßnahmen zurücknimmt, sondern wir brauchen einen Plan A, B und C“, sagt Walter und geht fest davon aus, dass die Anfang März unterbrochene Saison nicht mehr zu Ende gespielt werden kann. „In diesem Fall wird es keine gerechte Lösung geben. Wir sind dafür, dass die Runde im Fall des Abbruchs annulliert wird, aber vielleicht den Vereinen, die mit großem Vorsprung Tabellenführer sind, wie etwa bei uns der SV Niedernhausen, ein Aufstiegsrecht eingeräumt wird. Außerdem sollte es respektiert werden, wenn ein Klub, wie in unserer Klasse der SV Hallgarten als Letzter, in die Kreisoberliga runtergehen möchte“, sagt Walter. In dieser Frage herrsche bei den SVW-Verantwortlichen Einigkeit.Entsprechend habe man sich bei der Umfrage des Kreises Wiesbaden, deren Ergebnisse Fußballwart Dieter Elsenbast bei Konferenzen mit Verbandsverantwortlichen einbringen

wird, zu diesem Punkt geäußert. Der Kreis will damit ein Stimmungsbild bei seinen Vereinen einholen.

Wertung nach aktueller Tabelle ungerecht für den FC Bierstadt

Wobei der SV Wiesbaden nach jetzigem Stand als Sechstletzter den angestrebten Erhalt der Gruppenliga sicher hätte. Allerdings nur aufgrund des Erfolgs über den punktgleichen FC Bierstadt, der als Vorteil beim heranzuziehenden direkten Vergleich gewertet würde. Das Rückspiel zählt noch zum Restprogramm, das womöglich nicht mehr abgewickelt werden kann. Walter spricht sich in diesem Zusammenhang gegen eine Saisonwertung nach den augenblicklichen Platzierungen aus„ wie es die Handballer auf Hessenebene entschieden haben. Doch seitens des HFV klang bereits an, dass diese Variante eher nicht zum Tragen kommt. „Selbst wenn eine Wertung nach momentanem Stand bei einem vorzeitigen Saisonende unser Vorteil wäre, würde ich das gegenüber dem FC Bierstadt als unsportlich empfinden“, sagt Walter mit Blick auf den Liga-Gefährten.

Aufrufe: 01.4.2020, 10:33 Uhr
Stephan NeumannAutor