Krämer ist anders. Der 50-Jährige hat es als Spieler nur bis in die Oberliga gebracht, doch dann auf anderen Gebieten geglänzt. Im März 2011 legte er seine Prüfung zum Fußball-Lehrer an der Hennes-Weisweiler-Akademie als Viertbester seines Jahrgangs ab. Acht Monate später wurde er Trainer in Bielefeld und führte die Arminia in die zweite Liga. Neben dem Erfolg sorgte er für Furore, indem er ein Versprechen einlöste, das er für den Fall des Aufstiegs gegeben hatte: Er ließ sich eine Arminia-Fahne auf die linke Brust tätowieren. Dass er während des Studiums in Kölner Kneipen als DJ auflegte, erscheint da fast schon normal.
KFC-Präsident Mikhail Ponomarev hatte Krämer, der im Oktober beim Drittligisten Rot-Weiß Erfurt entlassen wurde, schon länger im Visier. "Allerdings hatte sich bislang nie die Gelegenheit zu einer Zusammenarbeit ergeben", sagt Ponomarev, der sich bereits am Mittwoch in Düsseldorf mit Krämer getroffen hatte.
Dem KFC-Präsidenten war bereits am Dienstag der Kragen geplatzt. Verärgert sah er auf der Tribüne an der Hafenstraße, wie seine Mannschaft 90 Minuten lang bei Rot-Weiss Essen aussichtslos 0:2 zurück lag. Während die Fans nach dem Doppelschlag in der Schlussminute den glücklichen Punktgewinn feierten, stürmte Ponomarev nach dem Schlusspfiff in die Kabine und gab den Spielern deutlich zu verstehen, dass er mit der Leistung nicht zufrieden ist. Wiesinger hielt dagegen: "Ich nehme den Punkt gern. Die Mannschaft hat Moral bewiesen." Spätestens seit dieser Begebenheit standen die Zeichen auf Trennung. Schließlich ist der KFC in diesem Jahr noch ohne Pflichtspielsieg. Dem Pokal-Aus gegen Rot-Weiß Oberhausen folgten drei Unentschieden in der Liga in Wattenscheid (3:3), gegen Verl (1:1) und in Essen (2:2).
Die Mannschaft, die am Vormittag trainiert und anschließend frei hatte, wurde von Geschäftsführer Nikolas Weinhart über den Trainerwechsel informiert. Am Freitagmittag wird Krämer dem Team vorgestellt. Der Kapitän kennt ihn schon: Mario Erb war in der vergangenen Saison Spieler in Erfurt und dürfte in der Personalangelegenheit zumindest einmal gehört worden sein.
Nach einem kurzen Training am Freitagmittag fährt die Mannschaft bereits nach Rödinghausen. Die normalerweise zweieinhalb Stunden lange Busfahrt in Richtung Niedersachsen kann an einem Freitag bei Regen auch deutlich länger dauern. Zeit, die Krämer sicherlich nutzen wird, um mit den Spielern zu sprechen und sie kennen zu lernen. Auch die Spieler haben in den vergangenen 48 Stunden viel erlebt.