2024-06-06T14:35:26.441Z

FuPa Portrait

SpVg Heepen: Lebenslänglich Fußball für Bastian Metzdorf

Der Coach steht mit seiner SpVg. Heepen derzeit oben in der Kreisliga A-Tabelle. In Amerika lernte er professionelle Sportstrukturen kennen.

Bastian Metzdorf ist mit seinen 27 Jahren einer der jüngsten Trainer in der Kreisliga A. Seit dem Jahr 2018 coacht er die erste Mannschaft der SpVg. Heepen und ist insgesamt auf den Sport betrachtet wohl genau das, was man einen Tausendsassa nennt.
„Angefangen habe ich mit dreieinhalb Jahren beim DSC Arminia, dort stand ich im Hockeytor“, erzählt Metzdorf, der von allen nur Basti genannt wird. Mit sieben Jahren ist er seinerzeit zur BTG gewechselt, spielte Westfalen- und Deutsche Meisterschaften. „Irgendwann war ich an dem Punkt, da habe ich meine Tasche in die Kabine gestellt und gesagt: ’Das war’s.’“. Der Sozialarbeiter hatte die Lust am Hockey verloren. „Es war irgendwie immer das Gleiche“, sagt er. Durch ein Schülerpraktikum ist Metzdorf dann bei der Betriebssportmannschaft Fußball gelandet. „Aber der Fußball hat mich schon mein Leben lang begleitet.“

Im Jahr 2008 zog es den damals 16-jährigen Bastian Metzdorf für ein Jahr in die USA. In Charles City im Bundesstaat Iowa lebte er ein Jahr bei einer Gastfamilie und besuchte eine High School. „Meine Gastmutter und mein Gastbruder holten mich am Flughafen ab und es ging direkt ins Football-Stadion“, erinnert er sich grinsend zurück. Die Entscheidung für Amerika hat Metzdorf aufgrund des dortigen Sportsystems getroffen. „Ich habe die Strukturen dort kennengelernt, alles war sehr professionell.“ Von heute auf morgen, wie Metzdorf es ausdrückt, wurde er in Iowa zum Starspieler der dortigen American-Football-High-School-Mannschaft. „Und alles nur, weil ich einen Ball lang wegschlagen konnte“, erzählt Basti lachend. Die Zeitungen titelten seinerzeit „The German Wonderkid.“

„Ich habe in Amerika unheimlich viel gelernt, Leistung wird dort übrigens antrainiert“, hält Metzdorf fest. Da in Amerika in Trimestern studiert wird und nach jedem die Sportart wechselt, wurde Metzdorf vom Football-Star zum Wasserträger beim Basketball. „Meine Gastfamilie sagte mir damals, dass ich nach jeder Saison wieder bei Null stehen würde.“ Im dritten Trimester wechselte Metzdorf dann zu einer anderen High-School-Mannschaft, da er dort Fußball spielen konnte und von einem ehemaligen englischen Zweitligaprofi trainiert worden ist.

Nach einem Jahr ging es für Metzdorf zurück nach Bielefeld. „Ich wollte gar nicht“, sagt er. Die ersten Monate in der Heimat habe er zur Reflexion des Erlebten und der Eindrücke genutzt. „Das Jahr in Amerika hat mir geholfen, erwachsen zu werden und mein Vater bestätigte es mit dem Satz ’Du bist als Rotznase gegangen und als Mann zurückgekommen.’“

„Der Schiri sagte, das hier sei Fußball und kein Football“


In seinem ersten Fußballspiel in Deutschland für die SpVg. Heepen, ausgerechnet an seinem Geburtstag, stand Metzdorf als Innenverteidiger („Als die Kilos kamen und das Bier schmeckte, bin ich dann zu einem Abräumer geworden.“) auf dem Platz und sah direkt die Rote Karte. „Der Schiri sagte damals zu mir, es sei Fußball und kein Football. Da fühlte ich mich an Amerika erinnert.“

Und in Amerika begann all das, was der B-Lizenz-Inhaber noch erreichen möchte. Metzdorfs große Stärke: Er analysiert die Dinge, ist selbstkritisch und macht sich Gedanken über den Sinn und Unsinn. Als er im Jahre 2012 das Abi in der Tasche hatte, wusste er zunächst nicht, was er machen sollte. Letztlich zog es ihn nach Bremen, dort studierte er Sport- und Religionswissenschaften, machte ein Praktikum bei Werder.

Als er zu den Hallenfußballstadtmeisterschaften nach Heepen zurückkehrte, verletzte er sich schwer am Knie. „Da war im Knie alles kaputt, was kaputt sein konnte und die Karriere als aktiver Spieler beendet.“ Und auch das Sportstudium konnte er nur in der Theorie zu Ende bringen. So kam Metzdorf wieder zurück nach Bielefeld und wurde B-Jugend-Co-Trainer beim TuS Ost. Nach eineinhalb Jahren wechselte er zurück nach Heepen, übernahm dort die A-Jugend, später die zweite Mannschaft und nun ist er Chefcoach des A-Ligisten, mit einem brillanten Saisonstart. Zwei Spiele, zwei Siege. „Aber wir wollen mal die Kirche im Dorf lassen. Das ist eine tolle Momentaufnahme, die wir bitte nicht überbewerten“, tritt Metzdorf auf die Euphoriebremse.

Das Trainerdasein ist komplett seine Welt. „Darin gehe ich auf, der Fußball ist mein Ausgleich fürs Leben.“ Sein nächstes Ziel: Die A-Lizenz. „Es ist ein Segen, in Heepen arbeiten zu dürfen. Wir sind ein tolles Team und überzeugen durch unser Konzept.“ Einen Dank möchte er auch noch loswerden: „Michael Grieswelle hat mir unglaubliches Vertrauen geschenkt.“
Aufrufe: 025.8.2019, 01:45 Uhr
Nicole Bentrup / FuPaAutor