2024-06-04T08:56:08.599Z

Allgemeines
Tino Semmer (in rot) beendet im Sommer seine lange Laufbahn als Fußballer.
Tino Semmer (in rot) beendet im Sommer seine lange Laufbahn als Fußballer. – Foto: Kevin Breiting

Semmer: "Ich habe viele tolle Jahre erlebt"

Verbandsliga +++ Tino Semmer beendet im Sommer seine Laufbahn beim FC Einheit Wernigerode

Es lief die 93. Minute im DFB-Pokalspiel FC Sachsen Leipzig gegen die SG Dynamo Dresden, als der zuvor eingewechselte Tino Semmer vor 31.000 Zuschauern den 1:1-Ausgleich markierte und den Leipzigern damit die Verlängerung bescherte. An den 21. August im Jahr 2005 kann sich der Angreifer, der seine Laufbahn nun beim FC Einheit Wernigerode beendet hat, noch heute sehr gut erinnern.

"Meine Eltern hatten damals Tränen in den Augen und für mich war es der erste Kontakt mit der Welt des Profifußballs. Die Zeit bei Sachsen war für mich mit all den ehemaligen Profis sehr prägend", blickt Semmer zurück.

"Bin ultra dankbar für diese Zeit"

Heute arbeitet der zweifache Familienvater in einer Kreativ-Agentur, die der einstige Zweitliga-Spieler im Vorjahr mit zwei Geschäftsfreunden gegründet hat. "Mein eigentliches Berufsfeld, die Hochzeits- und Eventfotografie ist quasi über Nacht coronabedingt völlig zusammengebrochen und ich musste mich gänzlich neu orientieren. Dies hat zum Glück mit der neuen Firma super funktioniert", blickt Semmer auf das beruflich sicherlich schwierigste Jahr zurück. Zwischen dem 17. und 34. Lebensjahr verdiente der Angreifer seinen Lebensunterhalt mit dem Fußball. "Ich habe viele tolle Jahre erlebt und bin trotz einiger schwerer Verletzungen ultra dankbar für diese Zeit. Doch gerade in der Pandemie war keine Zeit mehr für Einheit Wernigerode, da ich privat und beruflich so stark eingebunden war und es weiterhin bin. Zwar gibt es immer noch die leise Stimme in mir, aber ich denke, meine Laufbahn ist beendet, auch weil ich weiterhin große Knieprobleme habe. Und ich muss sagen, dass die jungen Wilden das in der abgelaufenen Verbandsliga-Saison überragend gemacht haben", würdigt Semmer das Auftreten des künftigen Oberligisten.

Die Stationen einer langen Laufbahn

Semmer lief Mitte der 2000er bereits in der Oberliga auf und empfahl sich beim FV Dresden-Nord für das damalige Leipziger Aushängeschild FC Sachsen. Nachdem die Sachsen trotz vieler Probleme doch den erhofften Aufstieg in die Regionalliga vollziehen konnten, wechselte Semmer zum FC Rot-Weiß Erfurt in die 3. Liga. Und ähnlich wie bei der Station zuvor feierte der gebürtige Räckelwitzer einen formidablen Einstand. Im denkwürdigen DFB-Pokalduell gegen den FC Bayern München (3:4) stand Semmer in der Startformation und traf für die Rot-Weißen eine Woche später beim Derbysieg gegen den FC Carl Zeiss Jena. "Das war schon eine super geile Zeit in Erfurt und auch dort ging es gleich sehr gut los für mich. Wir hatten eine hungrige spielstarke Mannschaft", so Semmer, der anschließend das Angebot vom damaligen Zweitligisten FC Hansa Rostock bekam.

Semmer in Himmelblau. Von 2012 bis 2014 trug der Sachse das Trikot des Chemnitzer FC.
Semmer in Himmelblau. Von 2012 bis 2014 trug der Sachse das Trikot des Chemnitzer FC. – Foto: Getty Images

An der Seite von Kevin Pannewitz

In Rostock tauchte Semmer dann endgültig in den Profifußball ein. Eintracht Frankfurt, FC St. Pauli, Karlsruher SC oder Dynamo Dresden hießen damals die Kontrahenten der Kogge. Und wie schon in Leipzig und Erfurt feierte der Stürmer einen gelungenen Einstand. Am 1. Spieltag traf Semmer nach 19 Minuten im Heimspiel gegen den SC Paderborn zum 1:0. "Das war wieder ein Auftakt nach Maß, gleich im ersten Spiel zu knipsen war toll. Rostock war nochmal das Next-Level, dort war alles durchgeplant", weiß der Mittelstürmer zu berichten. Mit Kevin Pannewitz spielte damals auch eines der größten Talente des Deutschen Fußballs in Rostock, dessen Werdegang Semmer bis heute verfolgt. "Er war zweifelsohne ein krasser Kicker, aber schon damals mit 19 Jahren fiel er durch Disziplinlosigkeiten auf. Vielleicht hätte ihm ein Trainer gut getan, der ihn einfach nach Training und Spiel beurteilt hätte, einfach mit mehr Fingerspitzengefühl. Damals musste der Junge jeden Tag auf die Waage. Er kam nie frei zum Training. Aber er war immer ein geiler Typ und eine ehrliche Socke", erinnert sich Semmer. Über die Station Chemnitzer FC verschlug es den Angreifer dann zum FSV Wacker Nordhausen. "Ich wollte einfach näher bei meiner Frau sein und keine Fernbeziehung mehr führen. Anfangs war es eine tolle Zeit, alles war familiär und eine große Gemeinschaft. Das kippte dann leider sehr schnell, aus Mut wurde Übermut und man hatte völlig die Haftung verloren. Neben mir wurden noch andere Kicker einfach rasiert, kein schönes Ende", sagt Semmer. Dann kam der Anruf aus Wernigerode. Zum Spielerprofil:

Tino Semmer

Mit der Einheit schaffte Semmer direkt den Aufstieg in die Verbandsliga. "Da habe ich die Freude am Fußball wieder gefunden. Mit Kopper (Alexander Kopp/ Anm.Red) hatten wir einen tollen Trainer und tollen Menschen. Ich begrüße es sehr, dass sie in die Oberliga aufgestiegen sind. Ich werde perspektivisch im Verein bleiben und wenn es gewollt ist, in beratender Funktion mitwirken. Ob die Jungs sich aber noch von einem alten Mann etwas sagen lassen, weiß ich allerdings nicht", scherzt Semmer.

Solange aber kein Ball rollt, arbeitet der Unternehmer in seinem "rollenden Büro", einem Kleinbus, und genießt die Zeit mit seiner Familie. Auf dem kommenden Mannschaftsfoto der Einheit wird Semmer nicht mehr zu finden sein, dafür aber mit großer Sicherheit bei den Heimspielen auf dem Mannsberg.

__________________________________________________________________________________________________

Die Mission von FuPa.net: Wir sind das Mitmachportal VON Amateurfußballern FÜR Amateurfußballer.

Jetzt anmelden & Vereinsverwalter werden: www.fupa.net/fupaner/anmelden

Aufrufe: 04.5.2021, 08:08 Uhr
Robert KeglerAutor