2024-06-14T14:12:32.331Z

Transfers
Artan Selmani (4. unten links) wechselt vom FSV Bruck zur SpVgg Jahn Forchheim. F: Hofmann
Artan Selmani (4. unten links) wechselt vom FSV Bruck zur SpVgg Jahn Forchheim. F: Hofmann

Selmani und Co. - So tickt der Transfermarkt

Warum Reck nach Poxdorf durfte, Gonzales aber noch nicht nach Baiersdorf

Im Fußballkreis Erlangen-Pegnitzgrund ist es um den Jahreswechsel bisher relativ ruhig zugegangen, was Spielertransfers angeht. Und das hat gute Gründe, wie Beispiele aus Poxdorf und Forchheim zeigen.
Vorstandsmitglied Michael Hübschmann formulierte es Ende November noch so diplomatisch, wie er konnte. Sein SV Poxdorf sei daran interessiert, Eigengewächs Christoph Reck in der Winterpause als Spielertrainer vom Kreisligakonkurrenten FC Burk zurückzuholen. Doch bei FC-Abteilungsleiter Frank Gareus kam nur an, was ein anderes Medium fälschlicherweise verbreitete. Die voreilige Vollzugsmeldung brachte Gareus derart auf die Palme, dass er daraufhin erst gar nicht mehr mit den Poxdorfern über die Modalitäten, sprich Ablösesumme, eines Wechsels verhandeln wollte. Reck wäre gesperrt gewesen und hätte erst nach mehreren Monaten ohne Pflichtspiel im Sommer gehen dürfen. Nun hat der Tabellenvierte dem 30-jährigen Leistungsträger „schweren Herzens“, wie Gareus betont, doch die Freigabe erteilt. Wie kam es zu diesem Kurswechsel? „Es hat mehrere klärende Gespräche gegeben, wir vertragen uns wieder und haben uns auf die vom FC Burk geforderte Ablöse geeinigt“, verrät Gareus. Die neuntplatzierten Poxdorfer waren also bereit, für ihren Wunschtrainer — eine große Auswahl an Kandidaten gab es ohnehin nicht — einen wohl mindestens mittleren dreistelligen Betrag zu bezahlen.

Vereine, die solche finanziellen Mittel nicht aufbringen können oder wollen, tun sich zur Saisonhalbzeit besonders schwer, neues Personal zu finden. Wer auf der Suche ist und Not am Mann hat, hat immer die schlechtere Verhandlungsposition und bezahlt mehr als die vom Verband vorgegebenen Richtpreise. Diese Erfahrung macht seit wenigen Jahren auch Rainer Gerlitz beim abstiegsbedrohten Landesligisten SV Buckenhofen, dem neben Jan-Philipp Kirsch und Dominic Zecho jüngst auch noch Torwart Christian Blum (SC Adelsdorf) abhanden gekommen ist: „Qualität kostet viel Geld, und das wollen wir nicht mehr für Spieler ausgeben, die sich vielleicht im Sommer schon wieder nach dem nächsten Angebot umschauen.“ Günstige Neuverpflichtungen dagegen seien bei ihren Vereinen oft bereits ausgemustert und erwiesen sich mehr als Flop denn als Verstärkung, obwohl die Eingewöhnungszeit im Gegensatz zum Profigeschäft in etwa genauso lange wäre wie bei einem Wechsel in der Sommerpause. „Also setzen wir auf unsere Eigengewächse und achten bei jedem möglichen Neuzugang sehr genau, ob er charakterlich zu uns passt“, sagt Gerlitz. So hält auch Frank Gareus für seine Burker zwar Augen und Ohren offen nach einem Ersatz für Reck, hat aber wenig Hoffnung: „Im Winter gibt wie wir keiner gerne einen guten Spieler billig ab.“ Den Transfererlös aus Poxdorf möchte der Abteilungsleiter nicht direkt wieder verbraten.

Dagegen gibt es andere solvente Klubs wie den Bezirksliga-Spitzenreiter Baiersdorfer SV, die sich gerne unzufriedene Akteure anderer Mannschaften angeln. Vor einem Jahr wollte die SpVgg Jahn Forchheim Senad Bajric im Winter unbedingt noch behalten, im Sommer musste der Bayernligist sein Eigengewächs, das in der Rückrunde weiter ein Reservistendasein fristete, gen Baiersdorf ziehen lassen. Ein lukratives Angebot dürfte nun auch dem hauptsächlich in der Kreisliga-Mannschaft des Jahn eingesetzten Miguel Gonzales seine Zusage entlockt haben. Gemeinsam mit Teamkollege Markus Uyar wird er künftig im BSV-Trikot auflaufen. Eine Meldung, die Jahn-Teammanager Uwe Schüttinger erstaunt zur Kenntnis nahm: „Bis heute hat sich kein BSV-Verantwortlicher bei uns gemeldet. Die Pässe beider Spieler befinden sich in der Verbandszentrale in München und werden nur freigegeben, wenn wir eine Kompensation erhalten.“ Auch dem Bayernligisten geht es ums Geld. Größere Fische im Teich warben dem Vizemeister vergangenen Sommer drei Leistungsträger ab. Der Jahn wiederum investierte es und bediente sich beim Nachbarn in Buckenhofen. In den höheren Ligen können sich die Klubs obendrein damit ausstechen, Spieler mit Amateurverträgen auszustatten und damit ablösefrei zu verpflichten. Eine friedliche Einigung erzielte die SpVgg Jahn indes mit dem FSV Erlangen-Bruck.

Der abstiegsbedrohte Bayernligist willigte in den Wechsel von Artan, Bruder von Adem, Selmani ein. „Wir wollten ihn schon im Sommer aus der Baiersdorfer A-Jugend holen, aber in Bruck rechnete sich der Spieler mehr Einsatzzeiten aus“, erklärt Uwe Schüttinger. Nach 13 Einsätzen in der Landesliga und nur einem in der ersten Mannschaft wolle der technisch versierte 19-Jährige nun beim Jahn den nächsten Schritt machen. Die Herausforderung: Sich als Perspektivspieler mit guten Leistungen in der Kreisliga-Reserve für die Bayernliga empfehlen. „Ich bin guter Dinge, dass er das schafft. Artan hat eine gute Spielübersicht und ist für sein Alter schon sehr abgeklärt“, sagt Schüttinger. Verkünden wollte der Teammanager die Verpflichtung erst nach dem Ende der Wechselfrist am 30. Januar — „so war es ausgemacht und versprochen“ — nun machte die Meldung erneut vorab die Runde. Dass der Deal wie im Poxdorfer Fall in Gefahr gerät, steht jedoch nicht zu befürchten.

Aufrufe: 013.1.2014, 17:00 Uhr
Kevin Gudd (NN FO)Autor