2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
– Foto: privat

Schmitz: "Wir wollen eine gute Rolle spielen!"

Großes Interview mit Gilles Schmitz, Trainer vom FC Kiischpelt Wilwerwiltz

Das Interview mit Schmitz führten wir am Mittwoch, also einen Tag bevor die Regierung ankündigte, dass die Spielsperre für untere Sportligen aufgehoben werden würde. Sein Verein Kiischpelt Wilwerwiltz kam bislang recht gut durch die Pandemie, in der man genügend Zeit hatte, vernünftig zu planen um mittelfristig um den Aufstieg in die 2.Division mitspielen zu können. Dies soll mit einer Mannschaft erfolgen, die äußerst lokal und regional aufgestellt ist.

Gilles, wie sieht es mit der Saisonvorbereitung aus? Habt ihr schon begonnen?

Wir fangen am kommenden Dienstag, den 13.Juli an. Ich gehe davon aus, dass sieben Wochen für einen Club aus der 3.Division mehr als genug sind. Wir trainieren dreimal in der Woche. Auch wegen der Covid-Bestimmungen wollten wir nicht früher beginnen, da ja bis zum 15.Juli keine Testspiele bestritten werden dürfen.


Wie stellt sich deine Mannschaft für die kommende Saison zusammen? Habt ihr schon Transfers getätigt?

Unsere Transferbemühungen sind bereits seit gut drei Wochen abgeschlossen. Wir sind froh, dass wir zeitig dran waren, wir hatten natürlich auch genügend Zeit dafür. Wichtig für mich ist, dass wir bis auf einen Spieler die ganze Mannschaft von der vergangenen Saison zusammenhalten konnten. Alle ausgeliehenen Spieler haben so z.B. verlängert und es werden sieben Neue hinzustoßen.

Für einen kleinen Verein wie den FC Kiischpelt sind das durchaus gute Nachrichten. Wir, d.h. die Spieler und ich als Trainer, haben uns zusammengetan. Wir haben hier im Norden, wo ich ja schon ein wenig herumgekommen bin, unsere Kontakte spielen lassen und so konnte ich etliche überzeugen, zu uns zu kommen. In den kommenden Jahren wollen wir eine gute Mannschaft aufbauen, um hoffentlich einmal eine Klasse höher spielen zu können.


Das wäre meine nächste Frage gewesen: was sind die Ziele von Wilwerwiltz, vor allem auch in der kommenden Saison?

Nach der vergangenen Spielzeit können wir in dieser Saison sicher nicht den Aufstieg als Ziel ausgeben! Wir wollen aber eine gute Rolle spielen. Es wird nicht so sein, dass wir sagen, wir hätten oben nichts zu suchen und wir wollen es vermeiden, wieder unten hinein zu rutschen. Es ist schon sehr lange her, dass der FC Kiischpelt zum letzten Mal in der 2.Division spielte. Das ist mittelfristig auch das Ziel der Jungs.

Schön ist es, dass mehr als die Hälfte meiner Mannschaft echte „Kiischpelter“ sind und die anderen kommen alle aus der Region, was heutzutage ja alles andere als selbstverständlich ist! Und die wollen unbedingt einmal eine Klasse höher spielen. Dafür mussten wir uns aber gezielt verstärken, ausnahmsweise wurde dann auch mal Geld in Transfers gesteckt, wofür ich unserem Vereinspräsidenten sehr dankbar bin. In zwei oder drei Jahren wollen wir dieses Ziel dann erreichen. Dafür wird die Mannschaft in der neuen Saison aufgebaut.


Das letzte Meisterschaftsspiel datiert aus dem Oktober 2020. Wie hält man die Spieler über eine so lange Zeit bei Laune?

Das war natürlich schwierig und ich stellte mir diese Frage zu Beginn des Spielverbots auch. Ein Vorteil war aber, dass keine Spieler bei uns Geld bekommen. Alle spielen für lau und es sind alles Freunde, die auch privat außerhalb des Fußballplatzes Sachen zusammen unternehmen. Wir hatten quasi immer ein Minimum von sechzehn bis zwanzig Spielern, die an unseren Trainings teilnahmen. Es gab sogar Momente, in denen ich riskierte wegen zu vielen Spielern aufgrund der Covid-Regelungen einige nach Hause schicken zu müssen.

Die Stimmung war über die ganze Zeit grandios. Wir trainierten von Oktober bis Dezember, nur im Januar wurde eine Pause eingelegt um dann von Februar bis Mai wieder zweimal die Woche durch zu trainieren. Die Trainingspräsenzen waren fantastisch und die Jungs waren hoch motiviert. Wie gesagt, ich dachte es wäre schwieriger, doch eigentlich war es sehr einfach. Ich musste selber nicht viel machen, außer die Übungen so attraktiv und abwechslungsreich wie möglich innerhalb der gesetzlichen Regeln zu gestalten. Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei der Gemeinde Kiischpelt bedanken, dass wir den Platz uneingeschränkt nutzen durften, das war andernorts nicht überall der Fall!


Wie hat sich Covid 19 allgemein auf den FC Kiischpelt ausgewirkt? Gab es Probleme, wie sah die Lage bei euch aus?

Wie vielerorts hatten wir keine Einnahmen, da keine Veranstaltungen stattfinden durften. Wenn es keine Spiele gibt, dann gibt es auch keine Einnahmen aus dem Ausschank. Doch auf der Gegenseite hatten wir ja keine Spieler, die bezahlt werden mussten. Das war schon ein Vorteil und an dem Punkt denke ich haben wir uns von anderen Vereinen unterschieden, die kein Training abhalten konnten, da sie sonst ihre Spieler hätten bezahlen müssen. Sehr schön war es aber auch, dass die FLF sowie Staat und Gemeinde uns wie alle Vereine finanziell unterstützt haben.

Ansonsten haben wir uns die ganze Zeit über an die Covid-Maßnahmen gehalten. Wir hatten nur zwei positive Fälle in der Mannschaft, die sich aber nicht beim Training angesteckt hatten. In der Folge wurde das ganze Team getestet und alle anderen waren zum Glück negativ. Von der Seite aus sind wir bislang richtig gut durch die Pandemie gekommen.


Wie stehst du dazu, dass bis kommenden Donnerstag, den 15.Juli immer noch kein Fußball außerhalb der Eliteligen gespielt werden darf?

David Zenner von der UN Käerjeng 97 hatte einen wunderbaren Facebook-Post dazu veröffentlicht, der ja auch in der Presse aufgegriffen wurde und ich gebe ihm vollkommen Recht! Es sah in der Tat so aus, als wären wir vergessen worden. Das Hauptargument der Regierung war ja, dass der Jugendfußball spielen dürfe, weil die Kinder und Jugendlichen regelmäßig in den Schulen getestet werden.

Ich denke aber, dass wir groß und alt genug sind, um mit 22 Mann bei einem Spiel auf dem Platz zu stehen und uns vorher zu testen und per Covid Check sicher zu stellen, dass wir negativ sind. Wir würden doch keinen positiv Getesteten auf das Spielfeld schicken! Das erwähnte und von der Politik vorgebrachte Argument galt für mich sicher nicht!


Rein hierarchisch gesehen seid ihr wie z.B. Eintracht Trier ein Fünftligist. Trier durfte in Luxemburg spielen, ihr aber nicht.

Da gab bzw. gibt es bis Donnerstag in der Tat keine Gleichberechtigung! Das ist ähnlich wie in den Discos, wo 300 Menschen ohne Maske Zutritt haben. Sogar die Bambinis bis Junioren dürften theoretisch vor bis zu 300 Zuschauern spielen, aber wir können nicht zu 22 gegeneinander spielen. Deshalb fehlte mir da ehrlich gesagt etwas das Verständnis für diese Regelungen. Natürlich verstehe ich, dass die Politik über diesen Weg schätzungsweise 4.000 Fußballspielerinnen und -spieler in ihren Sport-bezogenen Kontakten einschränken konnte, doch ich denke da wurde der falsche Ansatz gewählt. Deinen Sport, welcher deinem Körper gut tut, darfst du nicht ausüben, aber in die Disco darfst du…

Gilles, vielen Dank für deine offenen Worte und alles Gute für die neue Saison!

Aufrufe: 010.7.2021, 09:24 Uhr
Paul KrierAutor