Thomas Popp, bist Du als Funktionär der Spvgg Bayern Hof derzeit der ärmste Tropf des Amateurfußballs?
Nein, nein. Ganz so schlimm ist es nicht. Ich bin ja kein Einzelkämpfer, sondern Teil eines sehr guten, harmonischen Teams. Und in der aktuellen Lage geht es uns nicht anders als den anderen Amateurvereinen Bayerns.
Schwieriges Thema, Nummer 1: Das Transfertheater mit Kickers Selb. Wie blickst Du darauf zurück?
Von Anfang an war dieses Thema sehr verzwickt. Kickers Selb ist inzwischen ein ernstzunehmender Konkurrent für uns, den man natürlich nichts schenken möchte. Sowohl Hof als auch Selb haben hohe Ansprüche. Dass es deshalb zu Kontroversen kommt, liegt in der Natur der Sache. Genau das ist es ja, was den Fußball überhaupt erst interessant macht. Eine besondere Würze bekam diese Sache, weil mit Jakob Schleicher, zu dem ich übrigens ein kollegiales Verhältnis habe, auf Seiten der Kickers ein Mann in der Verantwortung steht, der auch mal in Hof als Aufsichtsratsmitglied im Gespräch war. Gott sei Dank ist das Thema 'Transfertheater' inzwischen aber vom Tisch. Und ich würde mich freuen, wenn wir demnächst vielleicht mal auf dem Platz aufeinandertreffen.
Wie stark bremsen einem solche Nebenkriegsschauplätze aus?
Es war von Anfang an klar, dass es eine vertrakte Situation wird, weil die Spieler, die zu uns wollten, einen Vertrag bis 2021 hatten - aber eben Corona dazwischen gekommen ist. Auf der anderen Seite haben auch die Akteure, die genau andersrum wechselt wollten, ähnliche Voraussetzungen. Nichtsdestotrotz hatte diese Angelegenheit keinen Einfluss auf das Alltagsgeschäft bzw. auf den Trainingsbetrieb.
Wo lag denn Deiner Meinung nach die Hauptursache für diese Fehde?
Fehde ist vielleicht das falsche Wort. Jeder Verein vertritt seine Interesse, was völlig legitim ist. Die Fronten waren dann etwas verhärtet, aber nicht bis zum Schluss. Beide Seiten können mit der jetzigen Lösung zufrieden sein.
Welche Rolle hast Du bei den Verhandlungen eingenommen - hast Du Dich klar auf die Seite von Reiner Denzler geschlagen oder warst Du eher der Vermittler?
Ich habe mich natürlich auf die Seite von Bayern Hof geschlagen. Das liegt in der Natur der Sache. Hof ist mein Verein. Als sich die Angelegenheit immer mehr zuspitzte, habe ich Kontakt zu Martin Damrot (Spielertrainer Kickers Selb; Anm. d. Red.), der ja früher mein Spieler in Selbitz war, aufgenommen. Wir haben uns darüber unterhalten, ob wir den betroffenen Spielern nicht eine Gastspiel-Genehmigung austellen, um ihnen zumindest ermöglichen zu können, dass sie einfach Fußball spielen dürfen. Das hat sich aber dann schneller erledigt als gedacht.
Schwieriges Thema, Nummer 2: Das Durcheinander rund um den Re-Start nach dem Corona-Lockdown. Wie bewertest Du ganz allgemein die Lage?
Mir war von vorne herein klar, dass es keinen Königsweg geben wird. Obwohl ich nicht immer auf einer Wellenlänge mit der BFV-Spitze liege, möchte ich nicht vordergründig diese für die aktuelle Situation verantwortlich machen. Alle, die für Abbruch plädiert haben, was vielleicht die sinnvollere Lösung gewesen wäre, sehen nun, dass es zeitlich schwierig geworden wäre, eine neue und komplette Saison durchzuziehen. Wir haben bereits September und noch rollt der Ball nicht. Bis nächsten Sommer 34 Spieltage durchzuboxen, wäre eine Mammutaufgabe geworden. Insofern bin ich mit der Entscheidung des BFV, die aktuelle Saison nur zu unterbrechen, einverstanden.
Nachdem sich ja auch der BFV die Veröffentlichung der Umfrage vorbehält: Wie hat Hof abgestimmt?
Wir haben "bis Frühjahr warten" abgestimmt. Ansonsten: "Falsche Entscheidung der Regierung" und den Klageweg soll der Verband bestreiten, wenn er es für nötig hält. Wichtig ist für uns vor allen Dingen: Wir wollen Klarheit.
Was wäre, wenn ein Re-Start 2020 heuer nicht mehr klappen würde. Würden da dann große Probleme auf Euch zukommen?
Nein. Bayern Hof ist so solide aufgestellt, dass wir auch mit einem Start im Frühjahr 2021 leben könnten - trotz finanzieller Einbußen. Ingesamt werden wir die Coronakrise mit einem blauen Auge überstehen.