2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
– Foto: Yvonne Gottschlich

SC Herford trainiert wieder – kann das gut gehen?

Westfalenligist hat bereits zwei Übungseinheiten absolviert. Der Trainer sieht sich im Recht und pocht auf den genehmigten Belegungsplan – und gibt einer Debatte um Lösungen und Neid neue Nahrung.

Westfalenligist SC Herford trainiert wieder. Was in normalen Zeiten nicht Mal eine Meldung wert gewesen wäre, kommt in diesen Tagen fast schon sensationell daher. Und lässt aufhorchen. Die erste Reaktion: Dürfen die das ? „Ja“, sagt Sergej Bartel, der Trainer des Herforder Seniorenteams. Ihm liege ein vom Stadtbüro der Herforder Stadtverwaltung abgesegneter Belegungsplan für den Trainingsbetrieb des SC Herford vor. „Darin ist ganz klar der SC Herford eins aufgeführt – das sind wir.“

Grünes Licht also für ein Training einer Seniorenmannschaft, obwohl Freiluft-Training bislang nur für Jugendfußballer bis 14 Jahre erlaubt ist ? Bartel sagt: „Da gibt es keinen Interpretationsspielraum. Ich habe es schwarz auf weiß!“ Deshalb rief er seine Spieler am vergangenen Dienstag und Donnerstag für ein Training auf dem Kunstrasenplatz am Jahn-Stadion zusammen.

Wobei der Begriff „zusammen“ so nicht stimme, erklärt Sergej Bartel: „Den Platz hat jeder Spieler einzeln mit Maske betreten und einzeln mit Maske auch wieder verlassen. Das Training selbst lief in Zweiergruppen. Die Gruppen waren auf dem gesamten Platz verteilt, nicht wie vorgeschrieben nur fünf, sondern zehn bis 15 Meter voneinander entfernt, so dass zwischen den Gruppen kein Kontakt stattfinden konnte. Darüber hinaus gibt es eine lange Liste von Regeln und Hinweisen, an die wir uns selbstverständlich ebenfalls gehalten haben.“

Dass er und seine Mannen dieses Wagnis eingegangen sind und mit diesem Training den Corona-Strafraum betreten haben könnten, damit geht der Herforder Coach „offensiv und transparent“ um. Im Gegenteil – Bartel dreht den Spieß um: „Wir wollen damit ein Vorbild sein und zeigen, wie es geht, ohne ein Risiko einzugehen. Ich habe den Eindruck, dass es in Deutschland im Moment fast ausschließlich ums Verhindern geht, jedoch weniger darum, Lösungen zu suchen, zu finden und diese – unter Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen – dann auch zu nutzen.“

Dass seinen Herfordern die Wiederaufnahme des Trainings als Vorpreschen ausgelegt werden und im Fußballkreis Herford für böses Blut sorgen könnte, ist dem 33-Jährigen bewusst. „Doch anstatt sich darüber zu freuen, dass es woanders Lösungen und Möglichkeiten gibt, die ich vielleicht zum Vorbild und für mich übernehmen kann, ist da sofort wieder dieser Neidfaktor. Er ist im Moment unser größter Feind, auch im Fußball.“

Aufrufe: 020.3.2021, 09:00 Uhr
Andreas Gerth / FuPaAutor