Beim FFC Wacker München herrscht Aufbruchstimmung: Salih Aydogan treibt neue Strukturen an. Der Verein will zurück zu alten Erfolgen.
München – Kann man einen Amateur-Fußballclub wie ein Start-up führen? Beim FFC Wacker wird genau das versucht. „Wir arbeiten nicht wie ein klassischer Verein, sondern wie ein junges Unternehmen“, erklärt Sportvorstand Salih Aydogan. Der ehemalige Frauen-Bundesligist aus Untersendling möchte in den kommenden Jahren an alte Erfolge anknüpfen – und hat sich dafür deutlich professionalisiert.
14 Monate ist es inzwischen her, dass der heutige Regionalligist den Bayerischen Fußball-Verband um Hilfe gebeten hat. BFV-Konfliktmanager Aydogan zögerte nicht lange und nahm sich der Sache an. Was er vorfand, waren die typischen Herausforderungen eines Amateurvereins. Die Jugendmannschaften wurden von Eltern betreut, der Vorstand war bemüht, aber unerfahren, Grüppchenbildung an der Tagesordnung. „Es gab viele verschiedene Kapitäne, die alle ihr eigenes Boot auf Kurs halten wollten“, erinnert sich der 39-Jährige. Schnell wurde ihm klar: Ein Umbruch muss her. Was nicht jedem gefiel.
„Aber um sich von alten Strukturen zu lösen, braucht man eben personelle Veränderungen.“ Inzwischen sind einige Verantwortliche verabschiedet worden, die Hierarchien flacher und mehr Personen in die Entscheidungsfindung eingebunden. Aydogan selbst ist neuer Sportvorstand. Seine Aufgabe: Die Strukturen und Prozesse im Klub so zu professionalisieren, dass man in den kommenden Jahren den anvisierten Aufstieg in die 2. Bundesliga stemmen kann.
Um die ambitionierten Ziele zu erreichen, muss es aber nicht nur strukturell, sondern auch sportlich funktionieren. Deshalb geht der FFC Wacker im Jugendbereich ebenfalls neue Wege. Mit einer neu geschaffenen U23 soll jungen Spielerinnen künftig der Übertritt in die erste Mannschaft erleichtert werden. Mit Sina Mörl (17) und Sofia Anton (18) haben in diesem Jahr zwei Nachwuchstalente aus der U 17 den Sprung ins Regionalliga-Team geschafft, generell habe man sich bei Neuzugängen „altersmäßig nach unten orientiert“, sagt Aydogan.
„Man kann verwalten oder aber auch für die nächsten zehn Jahre planen“, schildert Aydogan, der von 2014 bis 2016 den Profibereich bei der SpVgg Unterhaching leitete. Dafür ließ er eine „professionelle Unternehmenssoftware installieren, um vernetzt zusammenzuarbeiten“. Nur so könne man in einer zunehmend digitalisierten Welt wettbewerbsfähig bleiben.
Für ein verbessertes Scouting wurden zudem mit mehreren Männer-Vereinen aus der Umgebung Kooperationen geschlossen. So können sich talentierte Mädchen bis zur U13 in einer Jungenmannschaft entwickeln und anschließend beim FFC durchstarten.
Maßnahmen, die auch für Aydogan neu waren. „Davor hatte ich mit Frauenfußball nichts zu tun“, gibt der Polizist zu. Entsprechend überrascht war er über die mäßige Resonanz. Geldgeber waren auch mit größter Kreativität kaum zu finden. Aydogan: „Was wir hier aufziehen, funktioniert durch wenige Spender und Unterstützer, einen richtigen Sponsor hat der Verein nicht.“
Ein modernes Projekt mit traditionellen Hindernissen quasi. Verein und Spielerinnen wollen deshalb gemeinsam vorangehen. Eigengewächs Mörl: „Ich möchte mich auch neben dem Platz engagieren. Meine W-Seminararbeit schreibe ich über die Zukunft von Frauenfußball“, erzählt sie. Vielleicht kann sie ja eines Tages in Aydogans Fußstapfen treten.