2024-04-30T13:48:59.170Z

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Kicken auf großer Bühne: Sina Mörl schaffte den Sprung aus der U17 ins Regionalligateam.
Kicken auf großer Bühne: Sina Mörl schaffte den Sprung aus der U17 ins Regionalligateam. – Foto: Stefan Matzke

Salih Aydogan krempelt FFC Wacker um - Münchnerinnen wollen in die 2. Liga

Arbeit wie ein Start-up

Beim FFC Wacker München herrscht Aufbruchstimmung: Salih Aydogan treibt neue Strukturen an. Der Verein will zurück zu alten Erfolgen.

München – Kann man einen Amateur-Fußballclub wie ein Start-up führen? Beim FFC Wacker wird genau das versucht. „Wir arbeiten nicht wie ein klassischer Verein, sondern wie ein junges Unternehmen“, erklärt Sportvorstand Salih Aydogan. Der ehemalige Frauen-Bundesligist aus Untersendling möchte in den kommenden Jahren an alte Erfolge anknüpfen – und hat sich dafür deutlich professionalisiert.

14 Monate ist es inzwischen her, dass der heutige Regionalligist den Bayerischen Fußball-Verband um Hilfe gebeten hat. BFV-Konfliktmanager Aydogan zögerte nicht lange und nahm sich der Sache an. Was er vorfand, waren die typischen Herausforderungen eines Amateurvereins. Die Jugendmannschaften wurden von Eltern betreut, der Vorstand war bemüht, aber unerfahren, Grüppchenbildung an der Tagesordnung. „Es gab viele verschiedene Kapitäne, die alle ihr eigenes Boot auf Kurs halten wollten“, erinnert sich der 39-Jährige. Schnell wurde ihm klar: Ein Umbruch muss her. Was nicht jedem gefiel.

„Von alten Strukturen lösen“: FFC Wacker wechselt Personal - und bildet flache Hierarchien

„Aber um sich von alten Strukturen zu lösen, braucht man eben personelle Veränderungen.“ Inzwischen sind einige Verantwortliche verabschiedet worden, die Hierarchien flacher und mehr Personen in die Entscheidungsfindung eingebunden. Aydogan selbst ist neuer Sportvorstand. Seine Aufgabe: Die Strukturen und Prozesse im Klub so zu professionalisieren, dass man in den kommenden Jahren den anvisierten Aufstieg in die 2. Bundesliga stemmen kann.

Um die ambitionierten Ziele zu erreichen, muss es aber nicht nur strukturell, sondern auch sportlich funktionieren. Deshalb geht der FFC Wacker im Jugendbereich ebenfalls neue Wege. Mit einer neu geschaffenen U23 soll jungen Spielerinnen künftig der Übertritt in die erste Mannschaft erleichtert werden. Mit Sina Mörl (17) und Sofia Anton (18) haben in diesem Jahr zwei Nachwuchstalente aus der U 17 den Sprung ins Regionalliga-Team geschafft, generell habe man sich bei Neuzugängen „altersmäßig nach unten orientiert“, sagt Aydogan.

Der Macher: Salih Aydogan (l.) im Gespräch mit unserem
Sportredakteur Julian Nett
Der Macher: Salih Aydogan (l.) im Gespräch mit unserem Sportredakteur Julian Nett – Foto: Stefan Matzke

„Man kann verwalten oder aber auch für die nächsten zehn Jahre planen“, schildert Aydogan, der von 2014 bis 2016 den Profibereich bei der SpVgg Unterhaching leitete. Dafür ließ er eine „professionelle Unternehmenssoftware installieren, um vernetzt zusammenzuarbeiten“. Nur so könne man in einer zunehmend digitalisierten Welt wettbewerbsfähig bleiben.

FFC Wacker München hat große Ziele - führt der Erfolg über den Jugendbereich?

Für ein verbessertes Scouting wurden zudem mit mehreren Männer-Vereinen aus der Umgebung Kooperationen geschlossen. So können sich talentierte Mädchen bis zur U13 in einer Jungenmannschaft entwickeln und anschließend beim FFC durchstarten.

Maßnahmen, die auch für Aydogan neu waren. „Davor hatte ich mit Frauenfußball nichts zu tun“, gibt der Polizist zu. Entsprechend überrascht war er über die mäßige Resonanz. Geldgeber waren auch mit größter Kreativität kaum zu finden. Aydogan: „Was wir hier aufziehen, funktioniert durch wenige Spender und Unterstützer, einen richtigen Sponsor hat der Verein nicht.“

Das Sprungbrett: Die U23 soll den Einstieg der Talente in
 die „Erste“ erleichtern.
Das Sprungbrett: Die U23 soll den Einstieg der Talente in die „Erste“ erleichtern. – Foto: Stefan Matzke

Ein modernes Projekt mit traditionellen Hindernissen quasi. Verein und Spielerinnen wollen deshalb gemeinsam vorangehen. Eigengewächs Mörl: „Ich möchte mich auch neben dem Platz engagieren. Meine W-Seminararbeit schreibe ich über die Zukunft von Frauenfußball“, erzählt sie. Vielleicht kann sie ja eines Tages in Aydogans Fußstapfen treten.

Aufrufe: 028.7.2021, 09:25 Uhr
Julian NettAutor