2024-05-02T16:12:49.858Z

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– Foto: Torsten Eichwald

Ru­dolf Schwar­zer: "Wir wer­den die­ses Jahr kei­nen Boom ha­ben"

Der Ju­gend-Fach­mann im Fuß­ball­kreis Düs­sel­dorf hofft, dass es we­gen des lan­gen Lock­downs nicht zu vie­le Ab­mel­dun­gen gibt.

Seit drei Mo­na­ten ruht der Trai­nings- und Spiel­be­trieb bei den Ama­teur­fuß­bal­lern. In der Dis­kus­si­on, wel­che Aus­wir­kung der zwei­te Lock­down in der Co­ro­na-Kri­se auf die Fort­füh­rung des Spiel­be­triebs hat, stand zu­letzt vor al­lem die 23 Mann­schaf­ten um­fas­sen­de Ober­li­ga Nie­der­rhein im Fo­kus.

Fast noch ein­schnei­den­der sind je­doch die Fol­gen für die Nach­wuchs­ar­beit, denn in den meis­ten Ju­gend-Li­gen des Fuß­ball­krei­ses Düs­sel­dorf hat die ei­gent­li­che Meis­ter­schafts­run­de noch gar nicht be­gon­nen. Ru­dolf Schwar­zer, Vor­sit­zen­der des Kreis­ju­gend­aus­schus­ses, spricht über die ak­tu­el­le La­ge.

Wie hat der Fuß­ball­kreis Düs­sel­dorf die Sai­son 2019/20 über­haupt be­en­det?

RU­DOLF SCHWAR­ZER | We­gen der Co­ro­na-Pan­de­mie ha­ben wir die al­te Sai­son ähn­lich wie bei den Se­nio­ren ab­ge­bro­chen und die Ta­bel­le ge­mäß der Quo­ti­en­ten­re­gel er­stellt. Nach den Som­mer­fe­ri­en stand im Sep­tem­ber und Ok­to­ber erst ein­mal die Qua­li­fi­ka­ti­on zur Leis­tungs­klas­se an. Das ha­ben wir für die A-, B-, C- und D-Ju­gend hin­be­kom­men, al­so von den Äl­tes­ten mit 17 und 18 Jah­ren bis hin zu den Jüngs­ten zwi­schen 12 und 13 Jah­ren. Dann ha­ben wir die ent­spre­chen­den Grup­pen ge­bil­det. Die elf­jäh­ri­gen E-Ju­gend­li­chen so­wie die jün­ge­ren bis hin zur G-Ju­gend ha­ben schon frü­her be­gon­nen in klei­nen Grup­pen mit je­weils sechs Teams. Mit dem Lock­down An­fang No­vem­ber war aber auch hier Schluss. Die Ta­lent­sich­tun­gen an den DFB-Stütz­punk­ten für die Re­gio­nal­aus­wah­len der Jun­gen und Mäd­chen konn­ten wir bis En­de Ok­to­ber auch noch durch­füh­ren.

Wie sehr wirft der ak­tu­el­le Lock­down die Ju­gend­ar­beit im Fuß­ball zu­rück?

SCHWAR­ZER | Das Schlimms­te ist nicht die Pau­se im Spiel­be­trieb, son­dern dass auch kein Trai­ning mehr mög­lich ist. Das gro­ße Pro­blem ist, dass die Kin­der und Ju­gend­li­chen zu Hau­se auf sich al­lein ge­stellt sind, weil kei­ne Ak­ti­vi­tä­ten mehr im Ver­ein un­ter Auf­sicht er­laubt sind. Im Nach­hin­ein stellt sich na­tür­lich die Fra­ge, ob man das nicht hät­te an­ders re­geln kön­nen. Al­le Ver­ei­ne ha­ben sich be­müht, sich an die Co­ro­na-Schutz­ver­ord­nung zu hal­ten. Al­le hat­ten su­per Kon­zep­te für Trai­ning und Spiel­be­trieb – vor al­lem das Trai­ning wä­re un­ter die­sen Vor­aus­set­zun­gen nicht das Pro­blem.

Wie geht es wei­ter, wenn Sport­plät­ze und Sport­hal­len end­lich wie­der ge­öff­net sind?

SCHWAR­ZER | Auch die Ju­gend braucht ei­ne ent­spre­chen­de Vor­lauf­zeit, be­vor wir Meis­ter­schafts­spie­le an­set­zen kön­nen. Von null auf hun­dert geht nicht. Bei den Mann­schaf­ten bis zur D-Ju­gend, al­so den 12-Jäh­ri­gen, wo der Leis­tungs­ge­dan­ke nicht so sehr im Vor­der­grund steht, ist das we­ni­ger pro­ble­ma­tisch. Bei den äl­te­ren A- und B-Ju­gend­li­chen ist der Wett­kampf­ge­dan­ke aus­ge­präg­ter, da brau­chen wir wie bei den Se­nio­ren ei­ne Vor­lauf­zeit. Viel­leicht nicht un­be­dingt vier bis fünf Wo­chen, wie es für die Ober­li­ga vor­ge­se­hen ist, aber min­des­tens 14 Ta­ge soll­ten es sein. Bei den ganz Klei­nen ist das nicht not­wen­dig. Ich ge­he aber da­von aus, dass wir frü­hes­tens im März wie­der spie­len kön­nen.

Reicht die Zeit bis En­de Ju­ni, um die kom­plet­te Meis­ter­schafts­run­de durch­zu­füh­ren?

SCHWAR­ZER | Viel­leicht müs­sen wir bis kurz vor den Som­mer­fe­ri­en spie­len. Das müs­sen wir mit den Se­nio­ren-Plä­nen ab­stim­men, denn Spiel­ter­mi­ne sind rar und die Ver­ei­ne ha­ben vie­le Mann­schaf­ten. Für die Klubs wird das ei­ne lo­gis­ti­sche Her­aus­for­de­rung. Der SC Rhen­a­nia Hoch­dahl zum Bei­spiel hat nur ei­nen Platz für 20 Ju­gend­mann­schaf­ten und drei Se­nio­ren­teams. Und die Ta­ge un­ter der Wo­che wer­den auch für Trai­nings­ein­hei­ten be­nö­tigt. Tan­nen­hof, Ur­den­bach, Links und Tu­SA ha­ben al­le das glei­che Pro­blem.

Gibt es denn auch Po­si­ti­ves in der Co­ro­na-Kri­se zu be­rich­ten?

SCHWAR­ZER | In die­ser Zeit ha­ben die Ver­ei­ne gut zu­sam­men­ge­ar­bei­tet, hat­ten Ver­ständ­nis für co­ro­na-be­ding­te Aus­fäl­le und Ver­schie­bun­gen. Das hat her­vor­ra­gend ge­klappt und das muss man auch mal lo­ben. Man muss die Ver­ei­ne aber auch da­für lo­ben, dass sie gu­te Hy­gie­ne­kon­zep­te ge­macht, die Nä­he zum Ver­band ge­sucht und Rat­schlä­ge ein­ge­holt ha­ben.

Wenn es zum Re-Start in der Meis­ter­schaft kommt, sind dann über­haupt noch ge­nü­gend Kin­der und Ju­gend­li­che da, die spie­len wol­len?

SCHWAR­ZER | Ei­ne gu­te Fra­ge. Ge­ra­de im Mäd­chen­be­reich hat­ten sich vor dem neu­er­li­chen Lock­down sehr vie­le F-Ju­gend­li­che der Jahr­gän­ge 2012/2013 an­ge­mel­det. Da­durch hat­ten wir neun zu­sätz­li­che Teams und ha­ben ei­ne wei­te­re Grup­pe ge­plant. Die­ser Zu­wachs war rich­tig klas­se, aber nach dem Lock­down müs­sen wir mal schau­en, wer bleibt. Ge­ra­de im Be­reich Mäd­chen­fuß­ball sind wir aber be­strebt, die­sen wei­ter ausz­bau­en und zu för­dern. Das wol­len wir ge­mein­sam mit den der­zeit ak­ti­ven Mäd­chen­fuß­ball­ver­ei­nen mit ei­ni­gen Ak­tio­nen in 2021 an­ge­hen. Un­ab­hän­gig da­von be­fürch­te ich aber, dass wir ei­ni­ge A-Ju­gend­li­che ver­lie­ren. Das ist so­wie­so pro­ble­ma­tisch, die Jungs und Mäd­chen in die­ser Al­ters­klas­se bei der Stan­ge zu hal­ten. Die Fra­ge ist ja auch, ob in die­sem Jahr die Fuß­ball-Eu­ro­pa­meis­ter­schaft wirk­lich aus­ge­tra­gen wird, und wenn ja, in wel­cher Form. Ge­ra­de die­se gro­ßen Tur­nie­re ha­ben in der Ver­gan­gen­heit in Deutsch­land im­mer für ei­nen An­mel­de­boom ge­sorgt. Die Bun­des­li­ga läuft zwar, aber das ist in der Form auch nicht der Hit, Kin­der ans Fuß­ball­spie­len zu be­kom­men. Wir wer­den kei­nen Boom ha­ben, aber ich hof­fe, dass wir nicht all­zu vie­le Ab­mel­dun­gen be­kom­men.

Wird es denn mit ei­ner kom­plet­ten Hin- und Rück­run­de klap­pen?

SCHWAR­ZER | In un­se­ren Pla­nun­gen wa­ren wir schon sehr vor­sich­tig, ha­ben in den Al­ters­klas­sen A, B, C und D recht klei­ne Grup­pen mit je sie­ben Teams ge­bil­det. Mit zwölf Par­ti­en sind die Mann­schaf­ten durch – das soll­ten wir auf je­den Fall hin­be­kom­men. Die ei­gent­li­chen Qua­li­fi­ka­ti­ons­spie­le kön­nen wir auch nach den Som­mer­fe­ri­en ma­chen, da gibt es kei­ne Vor­ga­be und es hat auch Vor­tei­le, denn in der Ver­gan­gen­heit ha­ben sich Ju­gend­li­che flugs aus ei­nem Ver­ein ab­ge­mel­det, wenn sie mit ih­rer Mann­schaft die Qua­li nicht ge­schafft ha­ben, und dann in ei­nem an­de­ren Klub wei­ter­ge­spielt.

Wie sieht es mit den Nie­der­rhein­li­gen aus?

SCHWAR­ZER | Die fal­len ja in den Ver­ant­wor­tungs­be­reich des Fuß­ball­ver­ban­des Nie­der­rhein. Bei 16 Spiel­ta­gen könn­te es da eher Pro­ble­me ge­ben. In die­ser Sai­son ist der Kreis Düs­sel­dorf un­heim­lich prä­sent in al­len Klas­sen der Nie­der­rhein­li­ga, um so trau­ri­ger ist es, dass die Mann­schaf­ten nicht spie­len kön­nen.

Wie weit sind die Pla­nun­gen im Kreis Düs­sel­dorf fort­ge­schrit­ten?

SCHWAR­ZER | Kurz vor Weih­nach­ten hat­ten wir ei­ne Sit­zung, wo wir be­spro­chen ha­ben, wie wir be­gin­nen woll­ten. Jetzt ha­ben wir un­se­ren Ar­beits­kreis wie­der ge­star­tet, ma­chen ei­ne Sit­zung nach der an­de­ren, um zu be­spre­chen, wie wir uns die Spiel­run­den vor­stel­len. Wir sind ge­rüs­tet, kön­nen ei­gent­lich in­ner­halb we­ni­ger Ta­ge die gan­zen Spiel­plä­ne ver­öf­fent­li­chen.

Die Ober­li­ga plant ak­tu­ell ei­nen Start nach den Os­ter­fe­ri­en. Ist das zu spät?

SCHWAR­ZER | Je frü­her wir star­ten kön­nen, des­to bes­ser ist es. Hin­ten raus hat man dann noch et­was Luft. Wir brau­chen aber kei­ne Be­stim­mun­gen än­dern und die Grup­pen sind so an­ge­legt, dass wir das ge­re­gelt be­kom­men. Für die Ver­ei­ne ist es die grö­ße­re lo­gis­ti­sche Her­aus­for­de­rung, zu­mal wir die­ses Jahr in der Kreis­li­ga A mit 20 Mann­schaf­ten auch ei­ne gro­ße Grup­pe ha­ben.

Bir­git Si­cker führ­te das Ge­spräch.

Fuß­ball­kreis Düs­sel­dorf – die Ju­gend in Zah­len

Im Kreis Mett­mann ge­hö­ren die Mann­schaf­ten aus Hil­den, Er­krath, Hoch­dahl und Un­ter­bacheben­falls zum Fuß­ball­kreis Düs­sel­dorf.

56 Ver­ei­ne be­trei­ben ak­tiv Ju­gend­fuß­ball. Dar­un­ter sind 14, die Mäd­chen­fuß­ball bie­ten – der FSV Hil­den ist so­gar ein rei­ner Mäd­chen­ver­ein.

Ins­ge­samt 695 Mann­schaf­ten sind im Ju­gend­be­reich ge­mel­det – 651 Jun­gen- und 44 Mäd­chen-Teams.

Rund 10.500 Kin­der und Ju­gend­li­che spie­len in den ein­zel­nen Mann­schaf­ten – cir­ca 700 da­von sind Mäd­chen.

Aufrufe: 03.2.2021, 22:00 Uhr
RP / Birgit SickerAutor