Seit rund drei Jahren sind Sie bei der „Ersten“ als Trainer tätig. Was hat sich in dieser Zeit entwickelt?
Robert Bohner: Früher wurde auf Auswärtige und auf schnellen Erfolg gesetzt. Jetzt sind Zusammenhalt und Identifikation vorhanden. Vor rund elf Jahren habe ich bei den Jugendmannschaften als Trainer angefangen. Jetzt spielen 70 bis 80 Prozent von diesen damaligen Jugendlichen in der ersten oder zweiten Mannschaft, sind praktisch mit- und reingewachsen. Die erfolgreiche Jugendarbeit zahlt sich nun aus.
So eine Entwicklung braucht aber Zeit …
Bohner: Ja, für diesen Aufbau ist Geduld nötig. Denn unsere Jugenden spielen zum Beispiel im Vergleich zum SK Lauf „nur“ bis hoch zu den Kreisligen. Aber die Jungs sind unglaublich engagiert und haben sich weiterentwickelt.Dasistfürunsein Signal, dass man mit Engagement etwas erreichen kann. Und das Wichtigste war, dass mir die Zeit gewährt worden ist. Mein Vorgänger Marcus Thiem hätte mehr davon gebraucht.Doch als ich das Ruder übernahm, wussten die Verantwortlichen, worauf sie sich bei der neuen Philosophie, auf den Nachwuchs zu setzen, einlassen.
Sechster, Dritter und nun Erster mit Aufstieg, das ist ein beachtlicher Prozess.
Bohner: Dieses eine Jahr länger in der Kreisliga haben wir als Reifezeit gebraucht. Jetzt sind wir mental bereit gewesen, vergangenes Jahr haben viele die Flatter bei „Sechs-Punkte-Partien“ bekommen. Aber dieses Jahr ist unser Selbstvertrauen durch die Siege immens gewachsen.
Da machten die beiden Niederlagen nach der Winterpause scheinbar auch nichts aus.
Bohner: Nein, nicht wirklich. Klar, die Pleiten war hier keiner mehr gewohnt und Gedanken macht man sich dann immer. Aber aufgrund von vielen Verletzten hatten wir eine miese Vorbereitung und kassierten als Spitzenreiter im ersten Spiel gleich vier Kisten. Sicher haben da viele gedacht, wir gehen jetzt total ein. Aber wir alle wussten, dass das nur situationsbedingt ist und vorbeigeht, wenn alle wieder fit sind. Unruhe hatte keine Chance und eine Krisensitzung war nicht nötig, weil wir als Team so gefestigt waren. Statt Training waren wir zum Beispiel mal in lockerer Atmosphäre Essen und haben dabei gewisse Dinge beredet. Wenn man diese Phase so übersteht wie wir, beweist man, dass man ein Team ist. Hut ab vor den Jungs!
Was war dann Ihr Erfolgsrezept, um seit dem siebten Spieltag auf Rang eins zu stehen?
Bohner: Wir haben uns keine großen Ziele gesetzt, sondern immer nur die kommenden ein bis zwei Partien ins Auge gefasst und nie auf andere geschaut. Dieses Denken in kleinen Etappen hat uns gut getan. Früher wurde oft von Höherem geträumt. Träume kann man schon haben, nur muss man sie auch als Verein stemmen können.
Der Traum vom Aufstieg ist ja nun wahr geworden.
Bohner: Wir sind in einer guten Liga angekommen, die wir mit unserem Spiel am 15. Juli eröffnen werden. Die kurze Pause von lediglich 14 Tagen und dann zwei Wochen Vorbereitung können Vor- und Nachteil sein. Das wird man sehen. Etliche werden trotz Pause sicher joggen oder privat kicken. Diese Fußballverrückten braucht man. Ein Vorteil kann sein, dass wir seit zwei, drei Jahren ein eingespieltes Team sind.
Das heißt, es wird sich an der Mannschaft nicht viel verändern?
Bohner: Drei oder vier werden uns aus beruflichen Gründen verlassen. Vier bis fünf Mann, die menschlich und qualitativ passen könnten und aus der Region sind, habe ich kontaktiert. Wenn sich die Neuen gut einfügen und wir einen nahtlosen Übergang bilden können, dann habe ich trotz Urlaubszeit wenig Bedenken für die Bezirksliga. Wichtig ist ein guter Start, denn bei drei oder vier Niederlagen muss man dann mehr ackern als in der Kreisliga. Aber wir werden das meistern.
Zumal ihr mit der „Zweiten“ über einen guten Unterbau verfügt.
Bohner: Allerdings. In der Winterpause haben wir ja zwei Spieler hochgeholt, was zu kleineren Spannungen führte, weil die Jungs selbst aufsteigen wollten. Aber auch hier zeigte sich der Zusammenhalt und wir beide schafften den Aufstieg.
Wie es sich anhört, stehen Sie in der Bezirksliga auch wieder an der Seitenlinie, oder?
Bohner: Ja, aber ich werde mich im sportlichen Bereich etwas zurückziehen und Stefan Erhardt rückt einen Schritt vor. Er hat jetzt schon die Kabinenansprache übernommen. An dem 33-Jährigen schätze ich die riesige Erfahrung. Er passt menschlich zu uns, wir vertreten die gleiche Fußball-Philosophie, er kann gut mit den Jungs umgehen und wird von diesen akzeptiert.
Warum diese Veränderung?
Bohner: Naja, die Spieler kennen mich seit acht bis elf Jahren, da nutzen sich gewisse Dinge und Sprüche ab. Da tut etwas Neues, Frisches gut. An der Seitenlinie stehe ich aber weiterhin. Wir lernen gegenseitig voneinander und ich bin mir nicht zu schade, für ihn beim Training die Hütchen aufzustellen.
Am Donnerstag tretet ihr um 19 Uhr beim TSV Brand an. Wie hoch ist die Motivation für das letzte Spiel der Saison?
Bohner: Die ist im Keller. Die Partie nimmt man halt noch mit, aber alle freuen sich auf die Pause und die Aufstiegsfeier am Samstag.