2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Robert Bohner führte den ?Club? zum Aufstieg. F: Pitsch / Gunawardhana
Robert Bohner führte den ?Club? zum Aufstieg. F: Pitsch / Gunawardhana

Robert Bohner: "Hut ab vor den Jungs!"

Der FC Hersbruck ist nach drei Jahren zurück in der Bezirksliga

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Drei Jahre ist es her, dass der FC Hersbruck das letzte Mal Bezirksliga-Luft ge­schnuppert hat: In der Saison 2012/13 folgte der Abstieg in die Kreisliga. Doch mit Trainer Ro­bert Bohner wurde hart an der Rückkehr gearbeitet, das Team neu aufgestellt, die Philosophie geändert–mit Erfolg.Als Lohnfolgt nun der Aufstieg in die Bezirksli­ga.

Seit rund drei Jah­ren sind Sie bei der „Ersten“ als Trainer tätig. Was hat sich in dieser Zeit entwickelt?

Robert Bohner: Früher wurde auf Auswärtige und auf schnellen Erfolg ge­setzt. Jetzt sind Zu­sammenhalt und Identifikation vor­handen. Vor rund elf Jahren habe ich bei den Jugendmann­schaften als Trainer angefangen. Jetzt spielen 70 bis 80 Pro­zent von diesen damaligen Ju­gendlichen in der ersten oder zweiten Mannschaft, sind prak­tisch mit- und reingewachsen. Die erfolgreiche Jugendarbeit zahlt sich nun aus.

So eine Entwicklung braucht aber Zeit …

Bohner: Ja, für diesen Aufbau ist Geduld nötig. Denn unsere Jugenden spie­len zum Beispiel im Vergleich zum SK Lauf „nur“ bis hoch zu den Kreisligen. Aber die Jungs sind un­glaublich engagiert und haben sich weiterentwickelt.Dasistfürunsein Signal, dass man mit Engagement etwas erreichen kann. Und das Wichtigste war, dass mir die Zeit gewährt worden ist. Mein Vorgän­ger Marcus Thiem hätte mehr da­von gebraucht.Doch als ich das Ru­der übernahm, wussten die Ver­antwortlichen, worauf sie sich bei der neuen Philosophie, auf den Nachwuchs zu setzen, einlassen.

Sechster, Dritter und nun Erster mit Aufstieg, das ist ein beachtli­cher Prozess.

Bohner: Dieses eine Jahr länger in der Kreisliga haben wir als Reifezeit gebraucht. Jetzt sind wir mental bereit gewesen, vergangenes Jahr haben viele die Flatter bei „Sechs­-Punkte-Partien“ bekommen. Aber dieses Jahr ist unser Selbstver­trauen durch die Siege immens ge­wachsen.

Da machten die beiden Nieder­lagen nach der Winterpause scheinbar auch nichts aus.

Bohner: Nein, nicht wirklich. Klar, die Pleiten war hier keiner mehr ge­wohnt und Gedanken macht man sich dann immer. Aber aufgrund von vielen Verletzten hatten wir eine mie­se Vorbereitung und kassierten als Spitzenreiter im ersten Spiel gleich vier Kis­ten. Sicher haben da viele gedacht, wir ge­hen jetzt total ein. Aber wir alle wuss­ten, dass das nur si­tuationsbedingt ist und vorbeigeht, wenn alle wieder fit sind. Unruhe hatte keine Chance und eine Krisensitzung war nicht nötig, weil wir als Team so gefestigt waren. Statt Training waren wir zum Beispiel mal in lockerer At­mosphäre Essen und haben dabei gewisse Dinge beredet. Wenn man diese Phase so übersteht wie wir, beweist man, dass man ein Team ist. Hut ab vor den Jungs!

Was war dann Ihr Erfolgsrezept, um seit dem siebten Spieltag auf Rang eins zu stehen?

Bohner: Wir haben uns keine großen Zie­le gesetzt, sondern immer nur die kommenden ein bis zwei Partien ins Auge gefasst und nie auf an­dere geschaut. Dieses Denken in kleinen Etappen hat uns gut ge­tan. Früher wurde oft von Höhe­rem geträumt. Träume kann man schon haben, nur muss man sie auch als Verein stemmen können.

Der Traum vom Aufstieg ist ja nun wahr geworden.

Bohner: Wir sind in einer guten Liga an­gekommen, die wir mit unserem Spiel am 15. Juli eröffnen werden. Die kurze Pause von lediglich 14 Tagen und dann zwei Wochen Vor­bereitung können Vor- und Nach­teil sein. Das wird man sehen. Et­liche werden trotz Pause sicher joggen oder privat kicken. Diese Fußballverrückten braucht man. Ein Vorteil kann sein, dass wir seit zwei, drei Jahren ein eingespiel­tes Team sind.

Das heißt, es wird sich an der Mannschaft nicht viel verändern?

Bohner: Drei oder vier werden uns aus beruflichen Gründen verlassen. Vier bis fünf Mann, die menschlich und qualitativ passen könnten und aus der Region sind, habe ich kon­taktiert. Wenn sich die Neuen gut einfügen und wir einen nahtlosen Übergang bilden können, dann ha­be ich trotz Urlaubszeit wenig Be­denken für die Bezirksliga. Wich­tig ist ein guter Start, denn bei drei oder vier Niederlagen muss man dann mehr ackern als in der Kreis­liga. Aber wir werden das meis­tern.

Zumal ihr mit der „Zweiten“ über einen guten Unterbau verfügt.

Bohner: Allerdings. In der Winterpause haben wir ja zwei Spieler hochge­holt, was zu kleineren Spannun­gen führte, weil die Jungs selbst aufsteigen wollten. Aber auch hier zeigte sich der Zusammenhalt und wir beide schafften den Aufstieg.

Wie es sich anhört, stehen Sie in der Bezirksliga auch wieder an der Seitenlinie, oder?

Bohner: Ja, aber ich werde mich im sport­lichen Bereich etwas zurückzie­hen und Stefan Erhardt rückt ei­nen Schritt vor. Er hat jetzt schon die Kabinenansprache übernom­men. An dem 33-Jährigen schätze ich die riesige Erfahrung. Er passt menschlich zu uns, wir vertreten die gleiche Fußball-Philosophie, er kann gut mit den Jungs umgehen und wird von diesen akzeptiert.

Warum diese Veränderung?

Bohner: Naja, die Spieler kennen mich seit acht bis elf Jahren, da nutzen sich gewisse Dinge und Sprüche ab. Da tut etwas Neues, Frisches gut. An der Seitenlinie stehe ich aber weiterhin. Wir lernen gegenseitig voneinander und ich bin mir nicht zu schade, für ihn beim Training die Hütchen aufzustellen.

Am Donnerstag tretet ihr um 19 Uhr beim TSV Brand an. Wie hoch ist die Motivation für das letzte Spiel der Saison?

Bohner: Die ist im Keller. Die Partie nimmt man halt noch mit, aber al­le freuen sich auf die Pause und die Aufstiegsfeier am Samstag.

Aufrufe: 09.6.2016, 16:21 Uhr
Andrea Pitsch (Hersbrucker Zeitung)Autor