2024-05-16T14:13:28.083Z

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Mit harten Bandagen gekämpft wurde in der Verbandsliga Süd zwischen Jens Ries vom SV Münster (rechts) und Abdulhay Mustefa von RW Darmstadt.
Mit harten Bandagen gekämpft wurde in der Verbandsliga Süd zwischen Jens Ries vom SV Münster (rechts) und Abdulhay Mustefa von RW Darmstadt. – Foto: Peter Henrich
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Remis bei RW Darmstadt: Münsterer Moral wird belohnt

Der Verbandsligist erkämpft sich gegen Rot-Weiß Darmstadt zum Saisonauftakt einen verdienten Punkt

Münster. Die Vorfreude, dass es endlich wieder losgeht, war den Spielern des SV Münster schon weit vor Spielbeginn anzusehen. Gut zwei Stunden vor dem Auftakt in die Fußball-Verbandsliga am Sonntagnachmittag saßen die Kicker lachend im vereinseigenen Biergarten am Mäusberg, bevor es bei Temperaturen jenseits der 30 Grad auf den Platz ging und am Ende beim 3:3 gegen Rot-Weiß Darmstadt sogar ein Punkt raussprang. Bester Laune war entsprechend auch der neue Vorstand Sport, Matthias Wanitschek, der zusammen mit seinen Kollegen Andreas Holschuh und Joachim Boucher im Juni das Amt von Dieter Huther übernommen hat.

Beim SV Münster sieht man sich gerüstet für die neue Saison, nicht zuletzt auch, weil man bei den Blau-Weißen die Zeit des Lockdowns genutzt hat, um die Vereinsanlage auf Vordermann zu bringen – alles corona-konform, versteht sich. „An einem Tag waren 52 Leute da“, freut sich Wanitschek. „Die Spieler wollten auch mal wieder untereinander sein und nicht nur in WhatsApp-Gruppen kommunizieren.“

Ohnehin ist der Zusammenhalt ein wichtiger Faktor beim SVM, dessen Mannschaft sich aus vielen Spielern aus dem Umkreis rekrutiert und die sich ohne einen potenten Geldgeber von der Kreisoberliga in die Verbandsliga gespielt hat. Ein entscheidender Baustein dafür: Naser Selmanaj. Der frühere Oberligaspieler geht inzwischen in sein viertes Jahr beim SVM. „Einen Glücksfall“ nennt Wanitschek den 47-Jährigen, der mit seiner gewinnenden Art im gesamten Verein bestens ankommt und durch seine Kontakte immer wieder gute Spieler für sein Team gewinnen kann.

Schere zwischen Junioren und Aktiven nur schwierig zu schließen

So hat sich in Münster in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt eine schlagkräftige Truppe entwickelt. Selmanaj fördert, fordert und baut immer wieder junge Spieler ein. Dass der erfahrene Coach aber irgendwann an natürliche Grenzen stößt, muss auch der neue Sportvorstand zugeben. Für den Verbandsligisten wird es zunehmend schwieriger, die Schere zwischen Junioren und Aktiven zu schließen. „Spieler wie Christopher Schrom oder Jonas Seib, die damals aus der A-Jugend rauskamen, waren sofort in der damaligen Kreisoberliga-Mannschaft drin. Das ist sechs Jahre her. Inzwischen ist der Schritt in die erste Mannschaft ein anderer, deutlich größerer“, sagt Wanitschek. Und so soll der talentierte U19-Jahrgang erst einmal in der zweiten Mannschaft aufgebaut werden und sich dort für Einsätze in der Verbandsliga empfehlen.

Druck, das ist der Vorteil für Naser Selmanaj, gibt es am Mäusberg nicht. Er kann in Münster in Ruhe arbeiten, für keinen im Verein ist die Verbandsliga selbstverständlich. Beim SV weiß man es zu schätzen, überhaupt in der zweithöchsten Landesklasse spielen zu können. „Ein Abstieg wäre daher überhaupt kein Beinbruch, dann würde es ohne Probleme in der Gruppenliga weitergehen“, versichert Wanitschek. Dass ein akribischer Arbeiter wie Selmanaj die Verbandsliga aber so lange wie möglich halten will, ist auch dem Sportvorstand klar. Aber eben auch, dass es bei bis zu sechs Absteigern eine Herkulesaufgabe wird, in einer Liga, die gespickt ist mit finanziell hervorragend aufgestellten Clubs. In der abgebrochenen Runde 2020/21 lag das Team auf dem vorletzten Tabellenplatz, auch wenn Wanitschek betont, dass in vielen knappen Spielen das Pendel eher zum Gegner ausschlug als denn zum SVM. „Da waren wir in vielen Spielen zu grün. Mal schauen, wie sich das jetzt entwickelt.“

Die Antwort lieferte das Team kurze Zeit später auf dem Platz. Zwar nutzten die Rot-Weißen in einer ausgeglichenen ersten Halbzeit ihre wenigen Chancen durch Luka Konjicija (18.) und Nick Neumann (32.) konsequent und gingen mit einer 2:0-Führung in die Pause. Doch nach dem Seitenwechsel kam die Selmanaj-Elf deutlich stärker aus der Kabine und drehte die Partie durch einen feinen Schlenzer des eingewechselten Adrian Postall (53.) und einen Freistoß von Talmiz Butt (60.). Nur zwei Minuten später war es erneut Nick Neumann, der nach einer Ecke die Gäste wieder in Führung brachte.

Doch in einer intensiv geführten Partie gelang dem immer selbstbewusster aufspielenden SVM durch Julian Huther erneut der verdiente Ausgleich – 3:3 (67.). In der Schlussminute hätte Butt per Freistoß sogar noch für den Münsterer Sieg sorgen können, sein Ball ging aber deutlich über das Tor. Es wäre des Guten an diesem Tag vielleicht auch zu viel gewesen. Die Moral aber, das konnte man festhalten, stimmt beim SV Münster und lässt Trainer Selmanaj positiv auf die kommenden Aufgaben blicken.



Aufrufe: 015.8.2021, 21:08 Uhr
Frank LeberAutor