2024-05-14T11:23:26.213Z

Allgemeines
Übernimmt an der Weißen Marter: Reinhold Fischer. (F: Zink)
Übernimmt an der Weißen Marter: Reinhold Fischer. (F: Zink)

Reinhold Fischer wird Neunsinger-Nachfolger in Neustadt

Auch Dachlauer, Esen, Küffner, Bauer und Kuderna gehen: Insgesamt acht Spielerabgänge beim TSV +++ Neuer Co-Trainer wird Stefan Sattler

Turbulente Jahreshauptversammlung am Freitag, Spielerboykott mit Absage der Reservepartie am Samstag, Freistellung von Trainer Uwe Neunsinger am Dienstag. Der TSV Neustadt/Aisch sorgte in den vergangenen Tagen kräftig für Schlagzeilen. Doch wie geht es in der Mineralwasserstadt sportlich wie organisatorisch weiter, stehen zukünftig genug Spieler für beide Mannschaften zur Verfügung? Fragen, mit denen sich die Verantwortlichen um Abteilungsleiter Klaus Becke und Spielleiter Thomas Albert derzeit beschäftigen. Tenor: Bis zur Winterpause stünden 26 Mann zur Verfügung und auch danach wolle man an der Weißen Marter nach vorne schauen. Eine Personalie wurde indes kurzfristig geklärt: Reinhold Fischer ist seit Donnerstagabend neuer Trainer.

So etwas wie am Samstag - das betont Thomas Albert - hat er noch nicht erlebt. Zusammen mit Torwart- und Co-Trainer Roland Flauger war der 26-Jährige für die Organisation des Spiels der 2. Mannschaft in der Kreisklasse Nürnberg-Frankenhöhe 3 gegen den SV Losaurach zuständig und auch vor Ort. Der Gegner und der Schiedsrichter aus dem Forchheimer Raum waren das ebenfalls, nur die Spieler des TSV Neustadt ließen sich nicht blicken. "Ich habe mich bei den entsprechenden Stellen des Verbands entschuldigt. So etwas darf nicht wieder vorkommen", sagt Thomas Albert. Grund für die missliche Situation: Nach der Jahreshauptversammlung des Vereins am Vorabend traten weite Teile der Spieler in den Boykott. Und die 13 Mann, die spielen wollten, fuhren als zusammengewürfelte "1. Mannschaft" zum Landesligaauswärtsspiel nach Kleinrinderfeld und verloren 0:3.

Noch mit dabei: Coach Uwe Neunsinger, der aber drei Tage später auf dem Weg zum Training seine Freistellung inklusive Hausverbot auf dem TSV-Gelände ausgehändigt bekam. "Das Tuch ist zerschnitten, es hat nicht mehr gepasst", begündet Abteilungsleiter Klaus Becke die Trennung und kritisiert in Verbindung mit dem Boykott vom Samstag gleichzeitig den Ex-Coach: "Er war vertraglich für den Spiel- und Trainingsbetrieb zuständig und hätte mehr dafür tun müssen, um die Spieler davon abzuhalten." Näher darauf eingehen, warum man Neunsinger nicht nur von seinem Amt entband, sondern ihm auch noch den Zutritt zum Sportgelände verweigerte, wollte er jedoch nicht.

Fischer und Sattler übernehmen

"Wir brauchen wieder positive Schlagzeilen", betonte Becke, der nur wenige Stunden nach dieser Aussage schon einen Nachfolger präsentieren konnte. Wie Neustadts Abteilungsleiter am Donnerstagabend gegenüber FuPa Mittelfranken bekanntgab, übernimmt Reinhold Fischer das Ruder an der Weißen Marter. "Er ist uns empfohlen worden", sagt Becke über Fischer, der bis Oktober des Vorjahres den Nordost-Landesligisten ASV Vach und zuvor schon den TSV Cadolzburg und lange Jahre den ASV Fürth trainiert hatte. Der 55-Jährige erhält einen Vertrag bis zum 30. Juni 2016. Im März, so Becke, wolle man sich mit dem Trainer zusammensetzen, um über die Zeit nach der aktuellen Saison zu sprechen. Als Fischers Co-Trainer wird Stefan Sattler fungieren, der bis vor ein paar Wochen noch bei den BOL-Damen der SpVgg Greuther Fürth II in der Verantwortung stand - dessen überraschender Abgang aus Fürth nach eigener Aussage aber nichts mit dem neuen Engagement in Neustadt zu hat.

Ganz ausblenden hatte Becke die Geschehnisse in Folge der Jahreshauptversammlung im vorhergehenden Gespräch mit FuPa Mittelfranken am Donnerstagmittag freilich noch nicht können. Schon im Vorfeld sei Stimmung gemacht worden, weshalb sich mit 135 viel mehr Mitglieder eingefunden hätten als sonst. Ein weiteres Novum sei die Tatsache gewesen, dass auch viele Spieler der Landesligaelf anwesend waren und "gegen alles gestimmt" hätten. Weder bei der Entlastung der Vorstandschaft, noch bei der Wiederwahl von Sigrid Becke, der Frau von Klaus Becke, zur 1. Vorsitzenden, noch bei der Neuwahl eines 2. Vorsitzenden - bei keinem Punkt habe es ein Entgegenkommen gegeben. "Es gab mehrere Vorschläge für einen neuen Stellvertreter", betont Becke. Nun aber sei der Posten vakant, während die ebenfalls zahlreich erschienen anderen Abteilungen Sigrid Becke bestätigten. Es war der Punkt, der zum Spielerboykott führte.

Vorgeworfen wird den Verantwortlichen vom Team unter anderem, dass die Platzsituation nicht landesligatauglich sei und sich der Verein mit zu geringem Budget für den Leistungsfußball engagiere. "Wir hatten im Sommer das Problem, dass die Reserve ihr letztes Heimspiel der alten Saison in der gleichen Woche hatte, in der die Erste schon wieder mit der Vorbereitung begann. Aufgrunddessen konnten wir dem Platz nicht die Ruhe geben, die er braucht", erläutert Becke, der den zweiten Vorwurf von sich weist. "Wir kümmern uns um die Fußballer genauso wie um alle anderen." Um den Landesliga-Etat stemmen zu können, gebe es einen "Förderverein Amateursport", dessen Hauptsponsor Alexander Meinl jedoch im Juli zurückgetreten sei.

Wie geht es weiter?

Soweit Lage und Argumente: Wie und ob es nun in Neustadt weitergeht, das ist noch nicht ganz klar. "Wir wollen die Saison vernünftig zu Ende spielen und auch mittelfristig mit zwei Mannschaften am Herrenspielbetrieb teilnehmen", sagt Becke. Und zumindest bis zur Winterpause könnte dieses Vorhaben gelingen. Thomas Albert hat mit den Spielern beider Mannschaften gesprochen und 26 Zusagen für die Partien bis zum Jahresende - darunter auch die reaktivierten Sven Kraft, Max Ehrlinger und Uwe Kollatsch. Vier weitere Akteure würden überlegen. Sich verabschiedet hätten hingegen Oliver Harnos, Marcel Poetsch und Alexander Gebelein und auch der bisherige Co-Trainer Benjamin Rudin stehe nicht mehr zur Verfügung. Das Donnerstagstraining wurde von Roland Flauger in Zusammenarbeit mit Erkan Esen geleitet. Am Freitagmorgen waren nun auch die Abschiede von Daniel Bauer, Stephan Kuderna, Daniel Dachlauer, Rene Küffner und Erkan Esen Spruchreif.

Zum Jahreswechsel rechne man schon mit dem ein oder anderen Abgang, meint Becke, der für die Zukunft ein Gesundschrumpfen in der Bezirksliga nicht ausschließen will. Es soll also weitergehen in Neustadt. "Wenn sich das Verhältnis zur Vorstandschaft verbessert, haben einige Akteure - auch Verpflichtungen von Uwe Neunsinger - mir gegenüber bereits angedeutet, dass sie durchaus längerfristig bleiben möchten", sagt Thomas Albert hoffnungsvoll.

Aufrufe: 05.11.2015, 20:27 Uhr
Andreas Schmitt / eberAutor