2024-05-10T08:19:16.237Z

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Per Lockl überzeugte schon in seiner ersten Saison in der U23 von Borussia Mönchengladbach.
Per Lockl überzeugte schon in seiner ersten Saison in der U23 von Borussia Mönchengladbach. – Foto: Marco Pierotti

Per Lockl darf sich bestätigt fühlen

Borussia Mönchengladbachs Mittelfeld-Talent ist in der Rangordnung weit nach oben gespült worden.

Wer bei Borussia Mönchengladbachs Testspiel gegen Viktoria Köln nur auf die Rückennummern geachtet hat, wird kaum vermutet haben, dass im Trikot mit der 2 ein Debütant steckte. Es wimmelte von 30er- und sogar 40er-Nummern, darunter zahlreiche Teenager. Doch Per Lockl war einstellig unterwegs – und zeigte, wenn man so will, die passende Leistung zu seiner ambitionierten Nummer.

Auf der Doppelsechs im Mittelfeld machte der 20-Jährige einen abgeklärten Eindruck, verteilte die Bälle zielsicher nach vorne und war giftig in der Balleroberung.

Was dennoch in der 86. Minute in ihn gefahren war, dürfte Lockl sich anschließend selbst gefragt haben. Nach einem eigenen Einwurf wollte er, vielleicht etwas zu abgeklärt, einen Rückpass spielen. Der geriet zu lasch und somit zur Vorlage für den Kölner Youssef Amyn. Noch während der Gegner alleine aufs Tor zulief, ging Lockl konsterniert in die Knie. Aber Torwart Moritz Nicolas bügelte den Blackout mit einer starken Fußabwehr aus.

In der Rangordnung geht es für Per Lockl nach oben

Borussias erstes Testspiel war auch eine große Talentschau, zwölf der 22 Spieler waren maximal 22 Jahre alt. Viele der Spieler, die aus der U23 hochgezogen wurden, werden schon bald zurückrutschen. Linksfuß Lockl ist dagegen in der Rangordnung einstweilen weit nach oben gespült worden. Die Mittelfeld-Kollegen Florian Neuhaus, Denis Zakaria und Laszlo Bénes sind noch im EM-Urlaub. Rocco Reitz, Shootingstar der Sommer-Vorbereitung 2020, steigt nach seiner Corona-Infektion am Dienstag erst ein. Manu Koné, der bislang einzige Neueinkauf, hat sich am Knie verletzt. Nach Christoph Kramer kommt deshalb schon Lockl.

Der gebürtige Hesse ist erst seit einem Jahr bei Borussia. Sein Wechsel als U19-Kapitän des VfB Stuttgart in die Gladbacher U23 hatte durchaus für Aufsehen gesorgt. „Er war der absolute Boss, auch abseits des Platzes“, sagt Philipp Maisel von der „Stuttgarter Zeitung“. „Die Perspektiven, die ihm aufgezeigt wurden, waren eindeutig.“ Heißt: Einsätze in der Regionalliga-Mannschaft des VfB, regelmäßige Teilnahme am Training der Profis. Man hätte sogar zu dem Schluss kommen können, dass der Weg nach oben beim damaligen Bundesliga-Aufsteiger einfacher gewesen wäre.

Per Lockl ging scheinbar nicht den leichtesten Weg

Bislang darf sich Lockl allerdings bestätigt fühlen. In der komplizierten U23-Saison mit Corona-Quarantäne und 21er-Liga kam er am Ende auf 38 Einsätze, war absoluter Leistungsträger. „Wenn man privilegiert ist und eine solche Chance hat, sein Hobby zum Beruf zu machen, muss man alles dafür tun, diese auch zu nutzen. Man darf nie zufrieden sein“, sagte Lockl mal unserer Redaktion über die Entbehrungen seiner Jugend. U23-Coach Heiko Vogel beschreibt ihn als Musterprofi, obwohl er offiziell noch gar kein Profi ist. Nebenbei absolviert der Abiturient ein Fernstudium.

Lockls Werdegang ist der klassische eines Top-Talents: Leben im Internat, Einsätze in der U-Nationalmannschaft, der erste Ausrüstervertrag und dazu die all Anfragen von mitunter windigen Beratern. Nach sechs Jahren bei seinem Heimatverein ging er einst für fünf Jahre zum FSV Frankfurt, von dort wechselte er für vier Jahre zum VfB.

Für Lockl ist die Vorbereitung wie die Teilnahme an einer Castingshow. Nun geht es darum, Woche für Woche zu überstehen und, vielleicht als erste Zwischenstation, alle Testspiele mitmachen zu dürfen.

Aufrufe: 013.7.2021, 09:00 Uhr
RP / Jannik SorgatzAutor