2024-05-02T16:12:49.858Z

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Ich kann mir das nicht erklären“: Für Florian Schober kam seine Entlassung aus völlig heiterem Himmel.
Ich kann mir das nicht erklären“: Für Florian Schober kam seine Entlassung aus völlig heiterem Himmel. – Foto: Andrea Jaksch

Paukenschlag! SC Weßling entlässt Florian Schober - „Kann mir das nicht erklären“

Coach fassungslos, Abteilungsleiter in Erklärungsnot

Als Martin Jakob am Samstag an der Haustür von Florian Schober klingelte, rechnete der Trainer des SC Weßling eigentlich mit netten Grüßen und Glückwünschen zum Weihnachtsfest.

Weßling – Statt eines Geschenks überbrachte der Fußball-Abteilungsleiter des Sportclubs seinem Coach jedoch die Entlassungspapiere.

Selbst 24 Stunden später wirkte der Trainer noch immer wie vom Blitz getroffen: „Ich kann mir das nicht erklären.“ In Erklärungsnöte gerät auch Martin Jakob, wenn er nach Gründen sucht, um die Demission seines Übungsleiters zu rechtfertigen. „Es ist die Zeit, wo es meistens abläuft“, führt der Spartenchef Schobers relativ lange Amtszeit an, „wo sich Trainer und Team auseinanderleben.“

Vor dreieinhalb Jahren trat Schober sein Amt in Weßling an. In der ersten Saison rettete er den Kreisklassisten in der Relegation vor dem Abstieg, in der zweiten scheiterte er in der Relegation am Aufstieg. So nah war der Sportclub in seiner Vereinsgeschichte der Kreisliga noch nie gekommen. Aktuell steht die Elf in der Kreisklasse 1 auf dem sechsten Tabellenplatz mit acht Punkten Abstand auf Rang zwei. Im Toto-Pokal erreichte sie das Endspiel auf Kreisebene gegen den Bezirksligisten FC Penzberg – auch das ein Novum in der Vereinsgeschichte –, wo sie erst nach großem Kampf mit 1:2 verlor. „Er war nicht der unerfolgreichste Trainer“, würdigt Jakob die Amtszeit seines Trainers. Der sieht sich jedoch ungerecht behandelt. „Jetzt von Abnutzung zu reden, ist lächerlich.“

Kein gemeinsames Gespräch vor der Entlassung

Warum Jakob dem Coach den Stuhl vor die Tür setzte, bleibt eine von vielen Merkwürdigkeiten bei dieser Geschichte. Zwar beharrt Jakob darauf, „dass Florian damit gerechnet hat“, dass man sich von ihm trenne, doch der Übungsleiter kann diese Einschätzung nicht teilen. „Es war nie ein Thema, dass wir aufhören wollten“, stellt er klar. Im Vorhinein habe es nie Gesprächsbedarf wegen seiner Rolle gegeben, auch von Spielerseite nicht. Ausgemacht sei sogar ein Gespräch mit der Abteilungsleitung am Jahresende gewesen, bei dem die neue Saison geplant werden sollte.

In der Tat räumt Jakob ein, dass es vor der Entlassung keine gemeinsame Analyse der Situation gegeben hat. „Wir haben uns nicht mit dem Trainer zusammengesetzt.“ Schober bekam weder die Möglichkeit, sich zu erklären und seine Einschätzung abzugeben noch auf eventuelle Kritik zu reagieren. „Ich hätte das gerne gehört“, betont Schober, der zu eventuellen Vorwürfen bereitwillig Stellung bezogen hätte.

Noch kein Nachfolger für Schober

Am Ende kamen Jakob und seine Vorstandskollegen jedoch ohne Gespräch mit dem Trainer zu der Erkenntnis, „dass wir einen neuen Input haben wollen“. Der Abteilungsleiter räumt sogar ein, dass er selbst am Sonntag immer noch nicht die gesamte Mannschaft über seine Entscheidung informiert hatte, von der nur ein paar Spieler zuvor gehört worden waren. Eigenartig wirkt außerdem die Tatsache, dass sich der Sportclub von seinem Übungsleiter trennt, ohne einen Nachfolger zu präsentieren. „Wir haben keinen definitiven Trainer“, gibt Jakob zu. Selbst Sondierungsgespräche seien noch keine geführt worden. „Wir wollten das eine erst bewusst zu Ende bringen“, sagt Jakob. Selbst Sebastian Erlacher, der das Training übernommen hatte, als Schober im Herbst wegen eines Bandscheibenvorfalls krank geschrieben war, sei im Vorhinein nicht kontaktiert worden.

Dabei kann sich der Kreisklassist eigentlich keine längere Vakanz leisten. Sollte das Achtelfinale des Ligapokals wie geplant am ersten Wochenende im März stattfinden, müssen die Weßlinger im Januar, spätestens aber im Februar mit der Vorbereitung beginnen. Geplant ist schon alles. Kunstrasenplätze sind angemietet, Gegner für Testspiele ausgesucht. „Es wird ein Trainer da sein, der die Mannschaft leitet“, versichert Jakob. Zur Not übernehme einer der beiden Reserve-Trainer vorerst die Aufgabe.

(CHRISTIAN HEINRICH)

Aufrufe: 022.12.2020, 09:28 Uhr
Starnberger Merkur / Christian HeinrichAutor