2024-05-24T11:28:31.627Z

FuPa Portrait
Pascal Vorderbrügge trägt seinen dunkelgrünen Kapuzenpullover vom VfL Wolfsburg. Er studiert am vereinseigenen Campus des Bundesliga-Clubs.
Pascal Vorderbrügge trägt seinen dunkelgrünen Kapuzenpullover vom VfL Wolfsburg. Er studiert am vereinseigenen Campus des Bundesliga-Clubs. – Foto: Dennis Bleck

Pascal Vorderbrügge: Student beim Bundesliga-Club

Der Versmolder Bezirksliga-Fußballer Pascal Vorderbrügge lernt an einem kuriosen Ort. Statt im Hörsaal sitzt er im Logenbereich des Wolfsburger Stadions. Warum das so ist.

Den dunkelgrünen Kapuzenpullover trägt Pascal Vorderbrügge mit Stolz. Das liegt weniger an dem weltbekannten Logo eines amerikanischen Sportartikelherstellers, das auf der Vorderseite dieses Kleidungsstücks prangt. Viel entscheidender ist für ihn das, das in weißen Buchstaben auf der Rückseite steht: „VfL Wolfsburg Campus“ liest man dort. Auch ein Bild des Stadions des Bundesligisten ist abgebildet. Für Vorderbrügge ist diese Arena ein besonderer Ort. Einer, an dem er viel Zeit verbringt. Der Fußball-Tempel ist nämlich gleichzeitig sein Hörsaal.

Dort wo am Wochenende mehrere tausend Menschen den „Wölfen“ beim Kicken zujubeln, studiert der 26-Jährige Sportmanagement im Master. In den Räumen des Eventcenters sowie im Logen- und Businessbereich des Stadions findet regelmäßig der Unterricht statt. Seit Februar 2015 hat der Bundesliga-Club seinen eigenen Campus. Mehr als 200 Absolventen haben seitdem erfolgreich den Weg in die Sportbranche angetreten. Auch Vorderbrügge hofft, bald dazuzuzählen. „Am liebsten möchte ich irgendwann im Nachwuchsleistungsbereich eines Bundesligisten arbeiten“, sagt er. Ein Fernziel, für das der junge Mann finanziell eine hohe Belastung in Kauf nimmt. Günstig ist sein Studium nämlich nicht.

„Mir ist wichtig, die Gebühren aus eigener Tasche zu zahlen“

705 Euro im Monat muss Vorderbrügge dafür bezahlen. Das Geld erarbeitet er sich selbst. Bei einem Paketdienstleister befüllt der Student als Teilzeitkraft am frühen Morgen die Bullis. „Das ist sicher kein Traumjob“, räumt er ein: „Aber mir ist es wichtig, die Studiengebühren aus eigener Tasche zu zahlen. Dass mir das gelingt, darauf bin ich stolz.“ Statt in teure Markenklamotten, schnelle Autos oder andere Statusmerkmale investiert er große Teile seines Gehalts eben in Bildung. Vorderbrügge weiß, „dass sich diese Philosophie auf Dauer auszahlen wird“.

Dass ihm sein Studium schon kurzfristig interessante Begegnungen verschafft, beweist der Blick in sein Instagram-Profil. Zuletzt postete Vorderbrügge dort ein Foto von ihm und Pierre Littbarski. Der Fußball-Weltmeister von 1990 taucht als ein Markenbotschafter des VfL Wolfsburg regelmäßig am Campus auf und nimmt sich Zeit für die Studenten. Als Vorderbrügge dem ehemaligen Profikicker ein altes Trikot vom 1. FC Köln, Littbarskis Ex-Verein, zum Unterschreiben vorlegt, zögert er nicht lange. Sehr zur Freude von Vorderbrügges Papa, der leidenschaftlicher FC-Anhänger und Littbarski-Fan ist.

Neben Ex-Profi Littbarski referieren und unterrichten am VfL Campus auch andere bekannte Größen des Fußballs. Wolfsburgs Geschäftsführer Jörg Schmadtke etwa oder Klaus Allofs, der dem Vorstand von Zweitligisten Fortuna Düsseldorf angehört, sind nur zwei von mehr als 20 prominenenten Namen. Vorderbrügge knüpft zu vielen von ihnen Kontakte. Er baut sich schon jetzt ein Netzwerk auf, das ihm in seinem zukünftigen Berufsleben sicher viele Vorteile verschafft. „Was gibt es Cooleres für einen Fußballer wie mich, als von den Leuten zu lernen, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt?“, fragt Sportmanagement-Student fast rhetorisch.

Aufgewachsen ist Vorderbrügge in Steinhagen. Fußballerisch großgeworden ist er beim TSV Amshausen. Mittlerweile schnürt der Offensivmann für Bezirksligist SpVg. Versmold die Schuhe. Mit den „Fleischstädtern“ will Vorderbrügge die Klasse halten: „Wir haben das Zeug dazu“, sagt er: Das habe die vergangene Woche gezeigt, als die Mannschaft nur knapp mit 1:2 gegen das Spitzenteam FSC Rheda verloren habe. Auch vor dem kommenden Gegner am Sonntag, dem VfB Schloß Holte, müsse man sich nicht verstecken.

Gleichzeitig betreut Vorderbrügge als Trainer die A-Junioren der neugegründeten JSG Peckeloh/Oesterweg/Versmold. Zuvor arbeitete er rund drei Jahre als Coach im Jugendbereich von Arminia Bielefeld. Im Auftrag von Real Madrid, den „Königlichen“, richtet Vorderbrügge außerdem Fußball-Schulen aus.

Im Oktober macht der junge Mann seine B-Lizenz. Weitere sollen danach folgen. Auch das sei ein Schlüssel, um später erfolgreich im Fußball-Umfeld einen Job zu finden. Rund zwei Jahre dauert Vorderbrügges Studium noch. Zeit genug also, weitere Lizenzen zu erwerben. Zeit genug, weitere Sport-Funktionäre kennenzulernen. Und überhaupt: Viel Zeit für Vorderbrügge, den dunkelgrünen Kapuzenpullover zu tragen.

Aufrufe: 018.9.2021, 11:45 Uhr
Dennis Bleck / FuPaAutor