2024-04-30T08:05:46.171Z

Ligavorschau
F: Burghart
F: Burghart

Östringer Waldbuckel ruft zum Pokalfinale

Flehingen trotz personeller Sorgen gegen Wiesental favorisiert

Am Ostersamstag steht im Fußballkreis traditionell das Pokalfinale auf dem Programm. Dabei handelt es sich dieses Jahr um eine besondere Auflage, denn die Finalisten Wiesental und Flehingen sind in den letzten Jahren oft sehr weit vom Endspiel entfernt gewesen. Wir haben uns vor dem Duell mit den Trainern Andreas Schmidt (FCF) und Christian Rohr (FVW) unterhalten.

Hallo Christian, der einstige Verbandsligist Wiesental ist im 21. Jahrhundert Stammgast in der Kreisliga, nur zwei schnell korrigierte Abstecher gab es in die Kreisklasse A. Nach dem Wiederaufstieg 2015 gab es Rang zwei, zehn und sechs. Hat sich der FVW nach diesem „Ausrutscher“ in Bruchsals höchster Liga wieder etabliert?

Christian Rohr: Der FVW hat sich meiner Meinung nach in der Liga etabliert. Der Verein wird von den verantwortlichen Personen top geführt und gehört in Bruchsals höchste Liga.

Hallo Andreas, drei Ab- und zwei Aufstiege in den letzten sechs Jahren und zudem gleich dreimal in den letzten vier Jahren in der Relegation. Zweimal stieg man aus der Landesliga ab, einmal als Kreisligazweiter auf. Passt zum FC Flehingen der Begriff „Fahrstuhlmannschaft“?

Andreas Schmidt: Natürlich kann man im Moment von einer Fahrstuhlmannschaft sprechen. Das spricht doch aber auch für den FC. Es ist hier immer etwas los und zeigt auch, dass der FCF aufgrund der positiven Stimmung und guten Arbeit im Verein bisher immer in der Lage war, insbesondere nach einem Abstieg die Mannschaft entweder zu halten und/oder neu gut aufzustellen, um eine Klasse tiefer um den Wiederaufstieg mit zu spielen.

Vieles deutet auf eine erneute Relegation hin, aktuell eilt deine Mannschaft von Sieg zu Sieg. Wie ordnest du den Saisonverlauf bisher ein? Was ist für euch noch drin?

Andreas: Wir haben in der Vorrunde überraschend viele Federn lassen müssen und sind nun überrascht, schon so früh in der Rückrunde auf dem Relegationsplatz zu stehen. Es kann aber schnell wieder in eine andere Richtung gehen. Das ist uns bewusst, insbesondere da wir im Moment aus dem sogenannten „letzten Loch“ pfeifen, weil wir aufgrund von langfristigen Verletzungen und Sperren aktuell stark gebeutelt sind. Wir wollen den aktuellen Platz aber nicht kampflos hergeben. Die Tabellenspitze ist aktuell kein Thema.

Christian, deine Mannschaft startete schlecht in die Runde, kam dann aber von unten auch weg. Vor dem Sieg in Neuthard gab es wieder ein paar Niederlagen. Wie ordnest du den Saisonverlauf bisher ein? Was ist für euch noch drin?

Christian: Den Saisonverlauf ordne ich als eine Berg- und Talfahrt ein. Aufgrund der vielen Verletzten zum Saisonstart und einigen Urlaubern bin ich persönlich sicher nicht zufrieden. Ich weiß, was in der Mannschaft steckt. Wenn jeder Spieler bereit ist, alles für den Erfolg zu geben, und jeder seine Topleistung abruft, können wir in der Klasse jeden schlagen. Dafür muss aber auch jeder bereit sein, alles dafür zu geben! Wir müssen nun als Team den Schalter umlegen und dann können wir die Runde im einstelligen Tabellenbereich abschließen.

Keiner der beiden Pokalfinalisten gilt besonders als Pokalmannschaft. Wie ist das Erreichen des Pokalfinales vor diesem Hintergrund einzuschätzen? Könnt ihr Schlüsselereignisse auf dem Weg ins Finale benennen?

Christian: Sicherlich gehört etwas Losglück dazu und nachdem wir die ersten drei Runden erfolgreich bestritten hatten, waren wir uns einig, dass wir den Weg ins Finale gehen wollen. Als Schlüsselereignis sehe ich den 2:0-Erfolg im Viertelfinale gegen Rheinsheim.

Andreas: Für den Verein ist das Erreichen des Finales etwas Besonderes aufgrund der schon erwähnten Tatsache, dass im Pokal meistens nach der ersten oder zweiten Runde Endstation war.
Wir hatten eigentlich Pokalglück und nur ein große Herausforderung mit Büchig. Das war ein denkwürdiges Spiel, was wir nach Elfmeterschießen glücklich für uns entscheiden konnten.

Ein Pokalfinale kann man wohl mit einem Relegationsspiel vergleichen. Ist das aufgrund der vielfältigen Erfahrungen ein Vorteil für den FCF, der in den letzten vier Jahren ja dreimal in der Landesligarelegation dabei war?

Andreas: Diese Frage kann ich erst nach dem Spiel beantworten.

Christian: Sicherlich hat der FCF mehr Erfahrung bei den Entscheidungsspielen, aber man weiß ja: Der Pokal hat seine eigenen Gesetze (schmunzelt).

Wiesental ist ein Lieblingsgegner für Flehingen, denn in den 14 Ligaspielen seit der Jahrtausendwende gab es für den FVW elf Niederlage und nur drei Remis ein. Dieses Jahr blieb man sogar zweimal ohne Tor. Ist der FCF Mannschaft also der klare Favorit für das Finale, zumal die Flehinger Ergebnisse zuletzt deutlich besser sind als eure?

Christian: Richtig analysiert, der FCF geht als klarer Favorit ins Finale!

Andreas: Es sieht zumindest nach der Tabelle und Statistik so aus. Ich weiß aber auch, dass der FV die Runde fast schon abhaken kann und somit die ganze Konzentration auf das Pokalendspiel legt. Das können wir nicht und müssen physisch und psychisch jede Woche an Grenzen gehen. Wir wissen aber unsere sogenannte Favoritenstellung richtig einzuschätzen und werden das Spiel nicht mit einer durchwachsenen Leistung gewinnen, auch weil Wiesental über sich hinauswachsen wird.
Dennoch drückt die Personalsituation auf meine Stimmung. Mittlerweile haben wir noch neun bis zehn erste Mannschaftsspieler für das Pokalfinale zu Verfügung. Ich finde es schade, dass in einem Spitzenspiel ein junger total überforderter und deshalb noch ohne Fingerspitzengefühl ausgestatteter Schiedsrichter angesetzt wir, der zwei Spieler bei uns vom Platz stellt, wobei ein Platzverweis definitiv eine Fehlentscheidung war und die andere mit sogenanntem Feingefühl hätte abgewendet werden können. Diese Spieler verpassen jetzt die wahrscheinlich einmalige Chance, in ihrem Leben ein Pokalendspiel zu bestreiten. Das tut mir für diese Jungs leid. Man kann sich vorstellen, wie es ihnen nach dem Spiel ging. Da ist auch ein Kommentar des Linienrichters nicht hilfreich, dass wir froh sein können, dass überhaupt noch Schiedsrichter im Umkreis zur Verfügung stehen und wir diese auch noch vergraulen, wenn wir uns beschweren. Natürlich war auch der Schiedsrichter nicht zu beneiden, der auf beide Seiten sehr diskussionswürdige Entscheidungen sicherlich nicht absichtlich getroffen hat. Da ich von Natur aus eher sachlich bin und nicht alles kommentiere, konnte ich mich leider in der einen oder anderen Situation nicht zurückhalten. Das hat dann schon eine Bedeutung.

Traditionell zieht das Pokalfinale am Ostersamstag viele Zuschauer an. Was dürfen diese erwarten und was kann im Endspiel den Ausschlag geben?

Andreas: Natürlich wünschen wir uns alle schönes Wetter und somit viele Zuschauer. Das ist ja ein absolutes Highlight für jeden Amateurfußballer, bei solchen Bedingungen zu spielen.
Ich hoffe, dass wir ein attraktives Spiel sehen werden. Natürlich kommt es da auch auf den Spielverlauf an. Solche Spiele sind sehr oft von Taktik und Vorsicht geprägt.
Den Ausschlag wird insbesondere die Tagesform geben. aber auch Erfahrung und Glück, um einige weitere Beispiel zu nennen, spielen immer eine Rolle.

Christian: Ich hoffe natürlich auf gutes Wetter und auf viele Zuschauer auf dem Waldbuckel, denn das haben sich die Spieler verdient. Die Zuschauer können sich auf einen Pokalfight freuen. Siegreich wird die Mannschaft sein, die bereit ist, dafür alles zu geben und dabei auch über Grenzen zu gehen.

Blicken wir generell auf den Kreis: Wie beurteilt ihr die Verkleinerung der Bruchsaler Ligen auf 14 Mannschaften?

Christian: Durch die Verkleinerung wird die Kreisliga enger zusammenrutschen und wird dadurch spannender.

Andreas: Geschuldet ist die Verkleinerung und Anpassung ja der rückläufigen Zahl aktiver Mannschaften und somit nachzuvollziehen.
Wir müssen uns jetzt nur mit der wichtigen Frage befassen, was wir denn nur mit den freien Sonntagen anfangen sollen. Das überfordert sicherlich unsere Familien, wenn wir mit Ihnen plötzlich mehr Zeit verbringen (lacht).

Wie gewöhnlich haben wir zum Ende hin noch ein Quiz: Die Serie von Flehingen gegen Wiesental wurde schon angesprochen: Wie lautet das Torverhältnis in diesen 14 Spielen?

Andreas: Ich schätze mal 45:13 für Flehingen.

Christian: Puhh... durch die angesprochene Statistik tipp ich auf ein Torverhältnis von 17:34 aus unserer Sicht.

In den 14 Spielen seit 2000 steht es im Torverhältnis 49:11 für den FCF, Andreas bekommt also den Punkt. Zweite Frage: Der FCF und der FVW sind bisher nur einmal gemeinsam abgestiegen. Wann war das und aus welcher Liga mussten beide Mannschaften raus?

Christian: kurz in die Glaskugel geschaut (lacht). 1999 aus der Landesliga.

Andreas: Das war 2011/12. Der FCF musste aus der Landes, der FVW aus der Kreisliga.

Beide liegen falsch. 1998/99 wurde der FCF Meister der Kreisliga A, Wiesental belegte Rang acht in der Bezirksliga. 2011/12 erreichte Flehingen Platz neun in der Landesliga, Wiesental wurde in der Kreisliga Fünfter. Gesucht war die Spielzeit 1974/75, als beide Mannschaften aus der zweiten Amateurliga (Staffel eins) abstiegen. Letzte Frage: Beide Teams stehen in der Ewigen Tabelle der Bezirks-/Kreisliga in den Top Ten. Wie viele Tore haben sie zusammen in insgesamt 45 Jahren in dieser Spielklasse erzielt?

Andreas: Die letzte Frage ist so an den Haaren herbeigezogen wie meine Frisur (lacht). Ich nehme mal 2700.

Christian: Das ist ja richtig schwer (lacht)! Ich finde die Zahl 2222 sympathisch.

Das war fast mitten ins Schwarze, Andreas. Unsere Datenbank hat mit den vier Toren beider Mannschaften vom Sonntag exakt 2704 Treffer verzeichnet. Der Punkt geht ganz klar nach Flehingen. Der FCF setzt sich also im Quiz ganz klar durch. Vielen Dank für das Interview und ein interessantes Pokalfinale!

Aufrufe: 016.4.2019, 11:45 Uhr
Florian WittmannAutor