2024-06-19T10:33:50.932Z

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Von rechts kommt er: Bernhard Wiesler  baut oft das Spiel des Bahlinger SC als Verteidiger auf. | Foto: Matthias Kaufhold
Von rechts kommt er: Bernhard Wiesler baut oft das Spiel des Bahlinger SC als Verteidiger auf. | Foto: Matthias Kaufhold

Ohne ihn läuft nichts beim BSC

Portrait des Bahlinger Außenverteidigers Bernhard Wiesler

Seit mehr als einem Jahrzehnt spielt Bernhard Wiesler als Außenverteidiger beim Bahlinger SC. Hatte dort viele Höhen und Tiefen und durchlebte im vergangenen Herbst die wohl schlimmste Phase seines Fußballerlebens.
Hinten rechts sitzt das Herz beim Bahlinger SC. Hinten rechts hat Bernhard Wiesler immer gespielt, seit er von den A-Junioren des SC Freiburg zu den Kaiserstühlern stieß. Zehneinhalb Jahre ist das jetzt her. Mehr als ein Jahrzehnt gibt Bernhard Wiesler den Außenverteidiger beim Oberligisten. Aus innerer Überzeugung und mit äußerlicher Gelassenheit. Auch ein Pep Guardiola könnte ihn nicht nach Lahm’schem Vorbild zu einem fehlpassfreien Sechser umpolen.

„Ich habe das Spiel lieber vor mir“, sagt Wiesler im Wissen um seine spielerischen Möglichkeiten. Und so sendet er auch am Samstag im Heimspiel gegen den Karlsruher SC II (Anpfiff 15.30 Uhr) von hinten rechts wichtige Signale an seine Mannschaftskollegen. Als Schrittmacher des Bahlinger Spieltempos, als Relais zwischen Kurzpassspiel und langen Bällen. Und da ist noch etwas.

Der Wert von Bernhard Wiesler für den BSC lässt sich vor allem dann abschätzen, wenn er fehlt. Dass die Bahlinger im Verlauf der Herbstrunde tief im Tabellenkeller verschwanden, erklären die Verantwortlichen auch mit der fast dreimonatigen Krankheitspause von Wiesler. „Er ist ein bodenständiger Typ, sehr zuverlässig, und als Persönlichkeit auf dem Feld zu einem absoluten Leistungsträger gereift“, sagt der Vorsitzende Dieter Bühler. Sein Stellvertreter Hans-Joachim Meyer sieht „einen unglaublichen informellen Einfluss“, den „der Riesentyp“ Wiesler schon durch sein Auftreten auf die Mannschaft ausübe. Mitte Oktober im Auswärtsspiel beim 1. FC Bruchsal tauchte Wiesler körperlich geschwächt auf Krücken während der Partie auf der Spielerbank auf. „Das hat ein Bohei gegeben“, erinnert sich Meyer. Bahlingen erzielte in der Schlussphase drei Tore und gewann mit 3:0.

Obwohl Wiesler schon einen Kreuzbandriss hinter sich hat, durchlitt er im vergangenen Herbst die wohl schlimmste Phase seines Fußballerlebens. Nach einem Allerweltsschlag aufs Schienbein bildete sich an der lädierten Stelle ein Abszess, der trotz Antibiotika immer größer wurde. Wiesler musste ins Krankenhaus. „Ich habe gedacht, ich gehe da rein und komme am nächsten Tag wieder raus“, erzählt er. Weit gefehlt. Aus der vermeintlichen Stippvisite wurden vier Wochen.

Vier Wochen Quarantäne nach Schlag aufs Schienbein

Wiesler infizierte sich mit dem MRSA-Virus, dem gefürchteten Krankenhauskeim. Er steckte wochenlang in Quarantäne, verlor sieben Kilogramm Körpergewicht und bekam wegen notwendiger Hauttransplantationen sieben Vollnarkosen in zweieinhalb Wochen. Erst Ende Januar konnte er langsam wieder ins Training einstiegen, „mittlerweile bin ich bei 90 Prozent“, schätzt er.
Die Infektion hat ihm den Wert körperlicher Gesundheit vor Augen geführt. „Das war eine prägende Erfahrung“, sagt er. Wenn er jetzt mal keine große Lust verspüre, ins Training zu gehen, erinnert er sich an die harte Zeit in der Klinik. „Dann klappt’s ganz schnell mit dem Überwinden des inneren Schweinhunds.“

Als dienstältester Spieler in der Mannschaft lobt der 29-jährige Leiter eines Fitnessstudios in Freiburg die spielerischen und technischen Fertigkeiten der Mitspieler. „Was da im Training manchmal abgeht, ist unglaublich.“ Die Diskrepanz zu den Leistungen in den Spielen sei deshalb augenfällig. „Fußball ist ne Kopfsache“, sagt Wiesler, der fest davon überzeugt ist, dass der Tabellen-15. im Abstiegskampf die Kurve bekommt. „Wir müssen uns aber unserer Lage bewusst sein und im Spiel stets geschlossen auftreten“, mahnt Wiesler. Sein Team müsse es schaffen, sich vor allem gegen den Ball gut zu organisieren und „trotzdem Spielfreude auf den Platz zu bekommen“. Was ihn optimistisch stimmt: „Wir können mit Rückschlägen inzwischen gut umgehen.“

Sein Vertrag beim BSC läuft bis 2015. Das Gefühl des Abstiegs will Wiesler um alles in der Welt bei den Bahlingern vermeiden. In all den Jahren gab es für ihn ernsthaft keine Alternativen zum Klub von der Ponderosa. Hier stimme der regionale Bezug, die sportliche Qualität, und „als Spieler erfährst du in Bahlingen eine hohe Wertschätzung“, hat er erkannt. Nach einer Weltreise spielte er für eine Halbserie kurz bei seinem Heimatverein Spvgg. Untermünstertal, zu dem der gebürtige Münstertäler weiter einen guten Draht hat. „Wenn du auf dem Dorf aufwächst, bleibt immer was“, sagt er.

Wiesler wirkt. Unbestechlich, authentisch, sympathisch, tadellos in seiner Einstellung zum Sport. Wiesler poltert nicht, er ist kein Lautsprecher, eher ein Fußballflüsterer. Aber einer, dessen Wispern keiner überhören kann.
Aufrufe: 03.4.2014, 22:00 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor