2024-04-30T13:48:59.170Z

Interview
Arne Feick Foto: Eibner
Arne Feick Foto: Eibner

Oberhavel-Fußballer Arne Feick siegt mit Heidenheim im DFB-Pokal

Das Interview des Heidenheimers nach dem Spiel über Heidenheim und seine Vergangenheit.

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Ab und an schaut er noch in seiner Heimat Oberhavel vorbei – wenn es die Zeit zulässt. Denn die ist bei Arne Feick momentan ziemlich knapp. Der Fußballer des Zweitligisten FC Heidenheim ist aktuell mit seinem Team im Dauereinsatz und eilt dabei ganz nebenbei auch noch von Erfolg zu Erfolg. So war er einer der Garanten dafür, dass sein Team am Dienstag im DFB-Pokal Bayer Leverkusen mit 2:1 bezwingen konnte. Über diese Partie und die bisher sehenswerte Zweitligasaison sprach Sportredakteurmit Arne Feick, der in der Jugend unter anderem für den SV Mühlenbeck und den SCO Velten auflief.

Herr Feick, folgte auf einen berauschenden Pokalabend auch eine ausgelassene Feier?

Wir sind sehr seriös damit umgegangen. Aktuell geht es mit der englischen Woche bei uns Schlag auf Schlag. Deshalb ist von allen ein hohes Maß an Professionalität gefragt. Wir haben uns deshalb nur kurz gefreut. Der Trainer hat erlaubt, den Moment zu genießen. Übertreiben sollte dabei aber niemand. Er hat das sehr gut moderiert und wir sind alle Profi genug, um zu wissen, was man sich leisten kann. Die meisten von uns haben jetzt außerdem in sieben Tagen drei Spiele auf hohem Niveau absolviert. Da ist man dann natürlich auch schon etwas müde. Der Mittwoch war dann schon wieder Alltag.

Alltag? Das heißt, dass alles wie immer war?

Jeder ist natürlich mit einem Lächeln in die Kabine gekommen. Es war aber trotzdem alles ganz normal. Es gab den gleichen Ablauf wie immer. Wir haben Videoanalyse gemacht und das Spiel ausgewertet.

Nach einer Flanke von Ihnen drückte Maurice Multhaup am langen Pfosten den Ball über die Linie. Ein Klärungsversuch von Aleksandar Dragovic scheiterte, der 2:1-Treffer, der am Ende den Sieg bedeuten sollte, war perfekt. War diese 72. Minute auch für Sie persönlich ein ganz besonderer Moment?

Wenn ich das gesamte Pokal-Spiel noch einmal Revue passieren lasse, dann sind wir, passend zum Wetter, in der zweiten Halbzeit aufgetaut. Wir hatten vor unserem zweiten Tor schon eine gute Chance. Der Glaube war also da, dass wir es tatsächlich packen können. Für mich war die 72. Minute natürlich auch persönlich ein toller Moment. Es ist doch klar, dass die Freude groß ist, wenn ich als linker Verteidiger, der vielleicht nicht ganz so oft offensiv in Erscheinung tritt wie andere, das Spiel mitentscheiden kann.

Sie haben mit Ihrer Mannschaft den Einzug ins DFB-Pokal-Viertelfinale perfekt gemacht. Ist dieser Wettbewerb für den FC Heidenheim nur Bonus, oder einer mit großem Stellenwert?

Für uns ist das einfach ein ganz besonderer Wettbewerb, in dem wir uns, seitdem ich hier bin, immer sehr viel vorgenommen haben. In der ersten Runde ist man in der Regel noch Favorit. Danach kann es dann schon ganz anders sein. Und genau das macht für uns auch den Reiz aus. Ich habe im Pokal jetzt schon einige Spiele gemacht, und die Chance, sich auch mit Top-Teams messen zu können, ist doch das Coole daran. Du brauchst nur wenige Spiele, um richtig etwas zu erreichen. Deshalb versuchen wir immer, alles reinzulegen. Jetzt hatten wir uns auch vorgenommen, dass, wenn wir mal einen Bundesligisten zugelost bekommen, wir auch mal dran sind, eine solche Mannschaft zu schlagen.

Welchen Gegner wünschen Sie sich für das Viertelfinale?

Unsere Fans haben gegen Leverkusen eine überragende Choreografie gemacht und eine Stimmung erzeugt, die wir in solchen Spielen brauchen. Der Gegner ist deshalb egal. Ich würde mich einfach sehr darüber freuen, wenn wir wieder ein Heimspiel bekommen würden. Gerade da können wir als Team viel erreichen. Und mit der Atmosphäre im Rücken wird es für jeden Gegner schwierig.

Der Erfolg im Pokal scheint kein Zufall zu sein. Auch in der 2. Bundesliga läuft es für Heidenheim wie am Schnürchen. Mit derzeit Platz sechs träumen sicherlich einige Fans sogar vom ganz großen Coup. Warum ist der FCH momentan so gut?

Wir haben eine gute Mannschaft und wissen das auch. Außerdem werden wir vom Trainer immer wieder sehr gut eingestellt. Uns ist es zudem gelungen, Ausfälle von Spielern über das Kollektiv abzufangen. Hinzu kommt auch, dass die vielen Punkte aus der Hinrunde natürlich Selbstvertrauen gegeben haben. In alldem stecken aber sehr viel Arbeit, Leidenschaft und Begeisterung.

Wann wird bei anhaltendem Erfolg der Aufstieg ins Fußball-Oberhaus thematisiert?

Die anderen Mannschaften sehen uns auf einmal anders. Und wenn wir so viele Punkte gesammelt haben, ist auch Qualität vorhanden. Unser Anspruch ist es aber, von Spiel zu Spiel zu denken. Was in ein paar Wochen ist, darauf schauen wir nicht. Es ist richtig, dass momentan bei uns viel zusammenpasst. Uns ist aber auch klar, dass sich alles schnell wieder in die andere Richtung drehen kann.

Also wird die aktuelle Situation nur als schöne Momentaufnahme bewertet?

Niemand weiß, wo die Reise hingeht, und das jeder lieber mit Erfolg arbeitet, ist doch auch klar. Genau dann besteht aber die Gefahr, weniger zu machen. Das darf uns nicht passieren. Wir müssen dranbleiben. Aus diesem Grund gab es nach dem Pokalspiel gegen Leverkusen auch genügend Ansatzpunkte von Dingen, die wir hätten besser machen können. Wenn wir das, was wir gerade leisten, konservieren können, haben wir immer die Chance, um drei Punkte mitzuspielen. Wichtig ist es dabei, immer konzentriert zu bleiben.

In der vergangen Zweitliga-Saison kämpften Sie mit Ihrer Mannschaft lange gegen den drohenden Abstieg. Würden Sie sagen, dass der FCH gestärkt daraus hervorgegangen ist?

Heidenheim tickt anders, als andere Vereine. Bei vielen wäre der Trainer schon entlassen worden. Wir haben in dieser schwierigen Phase versucht, so ruhig wie möglich zu bleiben und weiterzuarbeiten. Das war nicht einfach, hat aber geholfen. Im Sommer haben wir dann viel richtig gemacht.

Viel richtig scheinen auch Sie gemacht zu haben, als sie im Juli 2015 vom VfR Aalen nach Heidenheim wechselten. Ist dieser Verein für Sie im richtigen Moment zur perfekten Adresse geworden?

Ich war noch nie länger bei einem Verein als jetzt. Nach nur einem Jahr habe ich meinen Vertrag auch schon um vier weitere Jahre verlängert, was schon ein Statement ist. Ich habe einfach das Gefühl, dass ich mit diesem Verein etwas erreichen kann. Hier sind außerdem viele Spieler, die schon jahrelang im Verein sind. Das gibt es nicht so oft und spricht für sich. Heidenheim entwickelt sich außerdem ständig weiter. Was hier allein in den vergangenen zehn Jahren in puncto Infrastruktur und Trainingsbedingungen passiert ist, ist überragend. Stillstand gibt es nicht. In Heidenheim wird gute und vernünftige Arbeit in einem passenden wirtschaftlichen Rahmen geleistet.

Spielerprofil:Arne Feick

Aufrufe: 06.2.2019, 21:05 Uhr
MOZ.de / Steffen KretschmerAutor