2024-05-10T08:19:16.237Z

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Anke Lörch ist viel für ihren TSV Klein-Linden im Einsatz, manchmal sogar als Aushilfe im Gruppenliga-Spielbetrieb der zweiten Frauenmannschaft.	Foto: Lörch
Anke Lörch ist viel für ihren TSV Klein-Linden im Einsatz, manchmal sogar als Aushilfe im Gruppenliga-Spielbetrieb der zweiten Frauenmannschaft. Foto: Lörch

»Noch nie so frühzeitig die Steuer fertig«

EHRENAMT: +++ Ehrenamtler ohne Amt: Normalerweise hat Anke Lörch beim TSV Klein-Linden alle Hände voll zu tun, nun dreht sie Däumchen +++

GIESSEN. Die Auswirkungen der Corona-Krise haben Deutschland nach wie vor fest im Griff, für Sportlerinnen und Sportler ist eine Ausübung ihres Trainings- und Spielbetriebes aktuell nur eingeschränkt möglich. Aber auch für viele Ehrenamtler, die sich an den Wochenenden und oftmals auch unter der Woche auf den Fußballplätzen oder in den Hallen der Region aufhalten, brachten die letzten Wochen mehr Freizeit mit sich, als ihnen wohl lieb gewesen sein dürfte. Was machen also Ehrenamtler momentan so ganz ohne „Amt“? Diesmal haben wir uns bei Anke Lörch umgehört, die beim TSV Klein-Linden Fußball-Abteilungsleiterin ist und aktuell mit ihren Teams normalerweise dem Saisonendspurt mitfiebern würde.

„Mindestens an einem Tag am Wochenende wäre ich in den letzten Wochen und Monaten auf dem Sportplatz gewesen und hätte bei den Spielen zugeschaut“, berichtet Lörch, die früher selbst gegen den Ball trat. „Zudem habe ich unter der Woche immer mal wieder beim Training vorbeigeschaut, einfach nur zugeguckt oder auf „kurzem Dienstweg“ auch Dinge abgeklärt. Vieles musste im Laufe der letzten Wochen nun immer per Telefon abgesprochen werden.“ Seit die Corona-Krise dem Sport seit Mitte März ein Ende gesetzt hatte, war es mit dem gewohnten Fußballalltag natürlich nichts mehr. Lörch, selbst beim Videochat von Henry Mohr und den Damenfußballvereinen des Gießener Kreises dabei gewesen, hat aber ebenfalls für einen Saisonabbruch gestimmt. „Da waren sich eigentlich alle Beteiligten einig, dass das die einzig sinnvolle Lösung war“, so die TSV-Abteilungsleiterin.

Das aktive Vereinsleben beschränke sich daher zumeist auf Home-Workouts, mit dem Wiedereinstieg in den Trainingsbetrieb gehen es die „Linneser“ zudem behutsam an. „Wir haben als Verein auch eine große Verantwortung. Wir werden bei den Aktiven langsam ein wenig einsteigen und dort unsere Konzepte testen. Bei den Kleinen werden wir aber definitiv warten, bis sie auch wieder in die Schule gehen. Für sie ist es enorm schwierig, solche Hygienevorgaben umzusetzen. Das muss jedem klar sein“, so Lörch, die noch nachschiebt: „Generell fehlen einem der Sport und natürlich die sozialen Kontakte schon sehr. Einfach mal am Platz zu stehen, zu quatschen und andere zu treffen, fehlt sicherlich nicht nur mir, sondern auch allen Spielerinnen und Spielern.“

Untätig war Anke Lörch selbst aber zuletzt nicht, neben Radtouren nutzte sie auch das schöne Wetter, um in der Natur unterwegs zu sein. „So viele Spaziergänge wie in diesem Jahr habe ich wohl noch nie gemacht, selbst meine Steuer hatte ich noch nie so frühzeitig fertig“, erzählt die TSVlerin lachend. Doch auch ein wenig „Ehrenamtsarbeit“ kam in ihrer Eigenschaft als Abteilungsleiterin auf sie während der letzten Wochen und Monate zu. Denn nachdem der Trainer des Verbandsliga-Teams, Peter Antschischkin, der eigentlich bis zum Saisonende Trainer hätte bleiben sollen, schon im Februar nicht mehr zur Verfügung gestanden hatte, war die Position vakant. Mit A-Lizenzinhaberin Janin Philipp, Janina Beffart und René Heeb wurde nun ein Trio – praktisch aus den eigenen Reihen – engagiert, über das Saisonende hinaus auch für die nächste Spielzeit. „Janin und Janina haben das in den ersten Wochen sehr gut gemacht, die Spielerinnen haben auch gespurt, was nicht selbstverständlich ist“, betont Lörch augenzwinkernd, aber anerkennend. „Daher haben wir einfach mal abgeklopft, wie eine Zusammenarbeit aussehen könnte, und wir sind der Meinung, dass es auf jeden Fall einen Versuch wert ist.“

Die Voraussetzungen für die Spielzeit 2020/21 sind also schon mal geschaffen, zumindest für das Verbandsliga-Team. Dass der Ball bald wieder bei allen Mannschaften des Vereins rollt, hofft Anke Lörch aber sicherlich, damit auch ihr gewohnter Fußball-Alltag wieder zurückkehrt.



Aufrufe: 031.5.2020, 08:00 Uhr
Marc Steinert (Gießener Anzeiger)Autor