2024-04-25T14:35:39.956Z

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Diskussionsbedarf sahen viele Besucher der Podiumsdiskussion zur Fusion des BSV und VfR Neuburg im Sporthotel Rödenhof. Ralph Bartoscheck (rechts), 3. Vorsitzender beim SC Ried, gratulierte zu den Plänen und war überzeugt, dass sich bald weitere Vereine anschließen werden. 	F.: X. Habermeier
Diskussionsbedarf sahen viele Besucher der Podiumsdiskussion zur Fusion des BSV und VfR Neuburg im Sporthotel Rödenhof. Ralph Bartoscheck (rechts), 3. Vorsitzender beim SC Ried, gratulierte zu den Plänen und war überzeugt, dass sich bald weitere Vereine anschließen werden. F.: X. Habermeier

»Nicht übers Knie brechen«

Podiumsdiskussion: Stimmen für und wider einer Fusion von BSV und VfR Neuburg

Lange haben die Vereinsvorstände von BSV und VfR Neuburg ihre konkreten Pläne einer Fusion verschlossen gehalten. Am Dienstagabend stellten sich Roland Gareis (Vorsitzender BSV) und Harald Rogalinski (Schatzmeister VfR) bei einer Podiumsdiskussion den Fragen der Öffentlichkeit. Als Moderator fungierte OB Dr. Bernhard Gmehling.

„Der Verein ist in der jetzigen Struktur kaum zukunftsfähig“, sagte Rogalinski in seinen Eingangsworten. Er verwies auf die demografische Entwicklung. In Neuburg gebe es zunehmend weniger Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. „Ohne Nachwuchs ist ein Verein zum Sterben verurteilt.“ Die Argumentation richtete sich dabei nahezu ausschließlich auf die Zukunft des Fußballs. Eine Stadt wie Neuburg müsse höherklassig vertreten sein, als es derzeit der Fall sei. Als Paradebeispiel wurden dafür die Jugendmannschaften der JFG Neuburg, an der fünf Stadtvereine mitwirken, genannt. „Auf sie können wir auch künftig nicht verzichten“, so Gareis. Großes Problem aus Sicht der Entscheidungsträger: Nach der Jugendzeit blieben einige Leistungsträger nicht in Neuburg, sondern wechselten zu höherklassigen Vereinen. Als mittelfristiges Ziel nannte Rogalinski daher „Landesligafußball“ in Neuburg. „Wir brauchen Visionen und Ziele.“ Durch die „Bündelung der Kräfte“ könnten neue, gemeinsame Sponsoren gewonnen werden und die Talente gehalten werden. Über den Fußball hinaus mussten Gareis und Rogalinski zu weiteren Themen Stellung beziehen.

Abteilungen beim BSV: „Wenn Fusion, dann der ganze Verein“, sagte Gareis. Ein Zusammenschluss nur der Fußballabteilungen sei nicht möglich – was Fragen aufwarf. Die sechs weiteren Abteilungen des BSV sehen sich zu wenig ins Boot geholt. Horst Eckert, Abteilungsleiter im Tischtennis, zeigte sich überrascht: „Respekt davor, die Pläne ein halbes Jahr geheim gehalten zu haben.“ Im Mittelpunkt stünde nur die Entwicklung des Neuburger Fußballs. Dafür müsste jedoch viel Geld in die Hand genommen werden. „Wird das anderen Abteilungen abgezogen?“, fragte er. Gareis betonte, jede Sparte werde weiter sein eigenes Budget haben. „Die einzelnen Abteilungen werden nicht angetastet“, so Rogalinski.

Rechtliche Situation: Aufnehmender Verein bei einer Fusion wäre der VfR Neuburg, „sonst würden wir Geld vernichten“, so Gareis. Der VfR ist Eigentümer seines Stadions samt Gaststätte, während sich die BSV-Anlage mit Fußball- und Tennisplätzen auf städtischem Grundstück befindet.

Zeitlicher Ablauf: Die für November geplanten, entscheidenden Mitgliederversammlungen können dieses Jahr aus notariellen Gründen nicht mehr stattfinden und müssen in den Januar verschoben werden. Dennoch sei es möglich, bei erfolgreicher Fusion noch zur Fußballsaison 2014/15 mit dem neuen Verein zu starten, betonte Gareis. Um die Pläne umzusetzen, müssten bei den Versammlungen jeweils 75 Prozent der Anwesenden zustimmen.

Finanzen: 60.000 Euro Verbindlichkeiten stünden beim VfR zu Buche. Für Rogalinski kein Problem: „Wir haben es geschafft, durch Zugewinne von Spendern den Verein auf einen guten Kurs zu bringen.“ Ende letzten Jahres habe der Schuldenstand noch 85.000 Euro betragen. Der BSV sei gesund, so Gareis.

Größere Fusion: „Schon die Fusion zweier Vereine ist eine schwierige Geschichte“, so Rogalinski auf den Einwand, mehrere Neuburger Klubs mit einzubeziehen. Später könnten sich aber durchaus weitere Vereine anschließen.

Auch im Vorfeld und auch nach dem offiziellen Teil wurde über die Pläne diskutiert. Die Neuburger Rundschau hat sich vor Ort im Sporthotel Rödenhof umgehört und einige Stimmen gesammelt.

Siegfried Habermeyer (76, war Fußballspieler und -trainer, bekleidete verschiedene Vorstandsämter, Ehrenvorsitzender des BSV): „Ich bin der Sache positiv gegenüber eingestellt. Es hat 50 Jahre gedauert, bis die Vereine endlich mal miteinander geredet haben. Darauf müssen wir aufbauen. Was wir hier so hören ist gut, aber es gehört ein Konzept erarbeitet. Du kannst so was nicht übers Knie brechen. Ich hoffe nur, dass die Mitglieder diese Chance wahrnehmen – aber die beiden Vorstände bringen das schon hin.“

Martin Froncek (22), Spieler beim VfR): „Es war längst Zeit, dass das Thema wieder auf den Tisch kommt. Eine Fusion würde den Neuburger Fußball weiterbringen. Es gibt in der Stadt zu viele kleine Vereine. Der VfR spielt im Mittelfeld der Kreisliga, der BSV in der Kreisklasse. Für eine Stadt wie Neuburg ist das zu wenig. Viel kleinere Orte wie Gerolfing spielen in der Landesliga.“

Klaus Eisenhofer (72, Sportreferent und Mitglied in der Tischtennisabteilung des BSV): „Grundsätzlich bin ich für eine Fusion. Sie muss nur Hand und Fuß haben. Es ist nicht einfach, wenn ein Mehrspartenverein mit einem reinen Fußballverein fusionieren will. Wenn der neue Verein in die Bezirksliga aufsteigt, ist noch nichts gewonnen. Ohne große Sponsoren hat er keine Chance, noch höher zu kommen. Da hilft die beste Jugendarbeit nichts. In unserer Abteilung werden die Finanzen als Problem gesehen. Alle Sparten des BSV arbeiten positiv und haben in der Führung keine Probleme.“

Thomas Eubel (28, seit fünf Jahren Spieler beim BSV): „Man kann aus BSV-Sicht einfach noch nicht für eine Fusion sein. Wenn ich die Diskussion so verfolge, dann sehe ich: Das steckt noch in den Kinderschuhen. Gerade finanziell müsste alles viel offener dargestellt werden. Ich könnte nur pro Fusion sein, wenn ich klare Konzepte sehen würde. Bisher ist das leider nicht der Fall.“

Peter Claus (69, war zwölf Jahre im Vorstand beim VfR): „Eine Fusion wäre natürlich eine vernünftige Lösung. Nicht nur der Spieler wegen, sondern auch wegen der Ehrenamtlichen. Wenn sich die Vereine zusammentun, werden weniger gebraucht. Und es ist schade, dass viele junge Spieler nach ihrer Zeit bei der JFG weggehen. Dann haben wir sie für nichts und wieder nichts ausgebildet. Die Podiumsdiskussion habe ich mir schlimmer vorgestellt. Aber es wird dennoch schwer, die nötige Mehrheit von 75 Prozent in beiden Vereinen zusammenzubekommen. Auch die einzelnen Abteilungen beim BSV brauchen keine Angst zu haben. Wenn der neue Verein in einer höheren Liga spielt, werden Sponsoren hohe Beträge beisteuern.“

Aufrufe: 010.10.2013, 11:35 Uhr
Neuburger Rundschau / Bastian Lauer, Benjamin SigmAutor