2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinsnachrichten
Es ist noch gar nicht so lange her, als der BSC Heretsried letztmals den Aufstieg in die Kreisliga bejubeln konnte. Am Ende der Saison 2007/08 freuten sich die Grün-Weißen vor der schmucken Tribüne unterhalb des Sportheims über den Meistertitel in der Kreisklasse Nordwest.  Archivfoto: Karin Tautz
Es ist noch gar nicht so lange her, als der BSC Heretsried letztmals den Aufstieg in die Kreisliga bejubeln konnte. Am Ende der Saison 2007/08 freuten sich die Grün-Weißen vor der schmucken Tribüne unterhalb des Sportheims über den Meistertitel in der Kreisklasse Nordwest. Archivfoto: Karin Tautz

Nach viel Jubel folgt der Schlusspfiff

Der traditionsreiche Holzwinkel-Verein BSC Heretsried stellt den Spielbetrieb ein +++ Vorsitzender Thomas Liepert erklärt, warum das so gekommen ist

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Im Jahr 2000 standen sich der BSC Heretsried und der SC Ichenhausen in einem Relegationsspiel um den Aufstieg in die A-Klasse West gegenüber. Sensationell schaffte die Holzwinkeltruppe den Aufstieg in die damalige Kreisliga West. Inzwischen haben sich die Wege der beiden Kontrahenten gewaltig getrennt: Während der SCI in der Landesliga spielt, dümpelt der BSC in den Niederungen der B-Klasse Nordwest. Und am Ende dieser Saison gehen in Heretsried ganz die Lichter aus. „Wir haben keine Spieler mehr“, nennt Thomas Liepert den Grund, warum man nun einen Schlussstrich zieht und die Fußballer vom Spielbetrieb abmeldet.

Bei der Jahreshauptversammlung vor drei Wochen hat der Vereinsvorsitzende die Mitglieder von diesem Schritt unterrichtet. „Das tat extrem weh.“ Vor allem für die langjährigen Mitglieder, die unzählige Arbeitsstunden und viel Herzblut in den Ballspielklub und das 1999 bezogene Vereinsheim investiert hätten, sei es ein Schock gewesen. „Die Älteren haben schwer geschluckt, aber keiner hat etwas dagegen gesagt, weil jeder selber diese dramatische Entwicklung sieht“, so Liepert. Zusammen mit der Gemeinde will man sich Gedanken machen, wie das Sportheim künftig genutzt werden kann. Dass sich in den Umkleidekabinen die Spinnweben breit machen oder der Sportplatz verwildert, kann er sich nicht vorstellen: „Wir werden zunächst die Saison zu Ende bringen. Zwei Jugendmannschaften werden nächstes Jahr nach wie vor in Heretsried spielen.“

Schon die letzten drei Jahre spielte der BSC in einer Spielgemeinschaft mit dem SC Biberbach. „Das hat super funktioniert. Hier wurde das meiste gekittet. Der SCB hätte auch weiter gemacht.“ Doch zuletzt konnten die Heretsrieder mit André Appelt und Matthias Haake noch zwei ureigenste Akteure abstellen. Auch der Blick auf den Nachwuchs stimmte die Verantwortlichen nicht sehr hoffnungsvoll.

Die Jugendlichen des BSC Heretsried kicken in der JFG Holzwinkel. Die besteht aus insgesamt zehn Vereinen, was nicht gerade für zahlreichen Nachwuchs spricht. „Da könnte schon etwas kommen“, sagt Liepert, „aber halt nicht in der Menge, die man zum Überleben bräuchte.“ Die letzten beiden Kicker, auf die man große Hoffnung gesetzt habe, hätten sich nach dem Wechsel ins Aktivenlager nach Wertingen und Emersacker verabschiedet.

„Wir quälen uns schon seit Jahren“, sagt Thomas Liepert, der selbst noch dabei war, als man 1990 und 1995 mit den Lokalmatadoren namens Seizmeier, Liepert, Brummer oder Keim den Aufstieg schaffte, als man sich in einem Entscheidungsspiel vor 1500 Zuschauern in Zusmarshausen gegen den FC Horgau mit 2:0 durchsetzen konnte. „So etwas vergisst man sein ganzes Leben nicht“, sagt der 51-Jährige, dessen Vater Georg ebenfalls über 20 Jahre Vorsitzender des Dorfvereins war. „Für mich hat es nie etwas anderes als den BSC gegeben.“

Das sei heute anders hat Thomas Liepert schmerzhaft festgestellt. Neben einem massiven Wegzug aus dem Dorf („Viele junge Leute zieht es zum Studieren in die Stadt.“) fehle es generell am Interesse. „Fußball ist nicht mehr das einzige auf der Welt. Ich habe das lange nicht glauben können.“ Was Liepert auch nicht glauben kann, ist der Trend zum Passivsport: „Heutzutage fährt man lieber mit dem FCA nach Liverpool anstatt selbst Fußball zu spielen“, schüttelt er den Kopf.

Um neue Mitglieder zu gewinnen hat man sich beim BSC Heretsried schon vor einigen Jahren nach neuen Sportmöglichkeiten umgesehen, auf Zumba oder Rückenschule gesetzt. Mit Erfolg. Die Mitgliederzahl ist durch Neueintritte wieder auf knapp 400 gestiegen. Die Alternative, dem Problem mit einer personellen Aufrüstaktion entgegenzusteuern, wie das dem Vernehmen nach der Holzwinkel-Rivale FC Emersacker für die kommende Saison plant, erteilt Liepert eine Absage: „Fremde Spieler sind dann ja irgendwann auch wieder fort. Es hilft nichts, wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen. Es hat keinen Wert mehr“, klingt er resigniert. „Wir sind die Ersten, werden aber nicht die Letzten sein.“

Die Bilanz der vergangenen Jahre

SaisonLigaPlatzBilanzTrainer 2015/16 BK Augsburg NW 10. 3 - 4 - 6 Gürbüz, Umut 3S - 4U - 5N 2014/15 BK Augsburg NW 12. 1 - 6 - 17 Gürbüz, Umut 1S - 5U - 14N 2013/14 BK Augsburg NW 13. 2 - 4 - 18 2012/13 AK Augsburg NW 14. 2 - 4 - 20 Birlik, Murat 0S - 2U - 6N 2011/12 AK Augsburg NW 5. 12 - 4 - 8 2010/11 KK Augsburg NW 14. 8 - 5 - 15 2009/10 KK Augsburg NW 8. 10 - 8 - 10 2008/09 KL Ost 14. 5 - 5 - 18 2007/08 KK Augsburg NW 1. 18 - 6 - 4 2006/07 KK Augsburg NW 5. 13 - 8 - 7 2005/06 KL West 14. 3 - 5 - 18 2004/05 KL West 9. 8 - 8 - 10 2003/04 KL West 8. 10 - 8 - 9 2002/03 KL West 8. 12 - 9 - 9 2001/02 KL West 5. 14 - 11 - 5 2000/01 KL West 4. 14 - 8 - 6 1999/00 KK Augsburg NW 2. 18 - 4 - 4
Aufrufe: 02.3.2016, 07:26 Uhr
Augsburger Landbote / Oliver ReiserAutor