Hans Biller mag keine Floskeln. Deshalb möchte der Vorsitzende des TSV Rothaurach auch nicht sagen, dass die Trennung von Jürgen Wellert „im beiderseitigem Einvernehmen“ stattgefunden habe, wie es so schön heißt. Das wäre ja eine Floskel - und würde nicht ganz der Wahrheit entsprechen. Am Montag teilte Jürgen Wellert Abteilungsleiter Joachim Effenberger telefonisch mit, ab sofort nicht mehr TSV-Trainer sein zu wollen. Weil Biller das aber weiterhin wollte, traf er sich am Dienstag noch einmal mit Wellert. „Wir haben fast zwei Stunden lang miteinander diskutiert“, sagt Biller, „ich habe versucht, den Trainer zum Bleiben zu überreden. Es hat leider nicht geklappt.“
Mit der Kommunikation hat es bei dem Gespräch offenbar ebenfalls nicht richtig geklappt. Über Billers Bemühungen sagt Wellert: „So habe ich ihn nicht verstanden. Vielleicht wäre es tatsächlich möglich gewesen, mich umzustimmen.“ Aber alles in allem war sich der 69-Jährige schon vor dem Gespräch ziemlich sicher, sofort Schluss machen zu wollen. Auch wenn man selbst am Sonntag beim Spiel TSV Georgensgmünd gegen TSV Rothaurach nicht am Sportplatz war, kann man sich sehr gut vorstellen, wie zwischen Trainer Jürgen Wellert und Torwart Andreas Dierkes ein Wort das andere gegeben hat. Wie das auf dem Sportplatz eben so ist. Die beiden bekamen sich in die Haare, weil Andreas Dierkes in der 75. Minute einen Ball nach vorne abprallen ließ. Dort stand Ludwig Dengler bereit und erzielte das 3:2 für Gmünd. „Danach waren wir tot“, sagt Wellert. Es wurmte ihn, dass seine Anweisungen wieder einmal nicht befolgt wurden. Das teilte er Dierkes lautstark mit, der Wellert wiederum lautstark mitteilte, dass er das anders sieht. Egal wer nun recht hatte: Gmünd erzielte jedenfalls noch das 4:2, Rothaurach löste den Verein als Tabellenletzter ab. Nach dem Abpfiff „bin ich ausgeflippt“, sagt Wellert. Er suchte nochmal das Gespräch mit Dierkes, wieder gab es Widerworte.
Wenn man Wellert so am Telefon zuhört, kann man den Eindruck gewinnen, dass Mannschaft und Trainer öfters nicht einer Meinung waren. Nun zog Wellert nach knapp zwei Jahren beim TSV die Konsequenz. Den Zeitpunkt hält er für recht günstig: „Ich lasse den Verein nicht im Stich. Mit Ali Adman hat er einen jungen und motivierten Trainer in den eigenen Reihen.“ Das sieht auch Biller so, weshalb er den bisherigen Coach der zweiten Mannschaft zu Wellerts Nachfolger erklärt. Ihm wird Alexander Hartmann zur Seite gestellt, der die Mannschaft bereits übergangsweise vor Wellerts Amtszeit trainierte und bislang in der Spielleitung des TSV tätig ist. Gemeinsam werden Adman und Hartmann die erste und zweite Mannschaft zusammen trainieren lassen. So soll der Klassenverbleib glücken. „Ich bin zuversichtlich. Ali Adman legt sehr großen Wert auf Disziplin“, sagt Biller. Und der Gelobte verspricht: „Wir werden auf dem Platz richtig kämpfen. Wir werden nicht hundert, sondern zweihundert Prozent geben.“ Wellert möchte dagegen erst einmal einen „Fußballrentner“ geben, wie er selbst sagt. Er ist aber offen, noch einmal im Jugendbereich zu arbeiten. „Dort macht es mir Spaß, weil die Kleinen sich noch sehr leicht weiterentwickeln. Im Seniorenbereich geht das nicht mehr so einfach.“ Fußball ist sein Leben, sagt Wellert noch. Er hat schon gut ein halbes Dutzend Vereine im Landkreis trainiert - der Satz ist also bestimmt keine Floskel.