2024-04-29T14:34:45.518Z

Interview
So emotional gibt sich Roland Mohr bei den Spielen der SG Altenburg/Eudorf/Schwabenrod selten. Hier bejubelt er den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich seines Teams beim Kreisoberliga-Derby in Hattendorf. Heute sitzt der Schwabenröder letztmals auf der Bank der SGAES. 	Archivfoto: Raab
So emotional gibt sich Roland Mohr bei den Spielen der SG Altenburg/Eudorf/Schwabenrod selten. Hier bejubelt er den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich seines Teams beim Kreisoberliga-Derby in Hattendorf. Heute sitzt der Schwabenröder letztmals auf der Bank der SGAES. Archivfoto: Raab

Mohrs Wunsch: Ein letztes gutes Spiel

KOL GIESSEN SÜD: +++ Nach sechs Jahren sitzt Roland Mohr heute ein letztes Mal auf der Bank der SG Altenburg/Eudorf/Schwabenrod / Emotionaler Abschied +++

Alsfeld (chn). Bei der SG Altenburg/Eudorf/Schwabenrod geht heute eine Ära zu Ende. Roland Mohr (53, wohnhaft in Schwabenrod), seit immerhin sechs Jahren als Trainer bei der SGAES im Amt, verlässt den Kreisoberligisten. Vor seinem letzten Pflichtspiel auf der SGAES-Trainerbank stand der sympathische Übungsleiter, der den Klub 2015 in die Kreisoberliga geführt hatte, der OZ-Sportredaktion für ein ausführliches Interview zur Verfügung.

Wie würden Sie ihre sechs Jahre in Altenburg beschreiben?

Roland Mohr: Es war auf jeden Fall eine schöne Zeit, es war aber auch eine anstrengende Zeit. Wir haben sehr viel in Altenburg und in der SGAES bewegt und wir haben unsere Ziele, die wir uns gesetzt haben, auch erreicht.

Was sind ihre schönsten Erinnerungen?

Mohr: Die schönste Erinnerung ist zweifellos der Aufstieg in die Kreisoberliga – und dass wir uns danach dort so außerordentlich gut verkauft haben.

Woran denken Sie weniger gerne zurück?

Mohr: Es gibt nichts, wo man sagen müsste: das war nun extrem unangenehm. Natürlich, wenn Spieler mal länger verletzt sind, dann ist es immer schwer. So wie es in dieser Runde bei Patrick Lukesch mit dem Kreuzbandriss der Fall war. Das sind Sachen, die einen durchaus beschäftigen

Was war der Hauptgrund für ihren Abschied, den Sie ja aus freien Stücken gewählt haben?

Mohr: Ich sag es mal so: Alles hat seine Zeit. Ich habe sechs Jahre mit den Jungs gearbeitet. Es gab sehr wenig Fluktuation in der Mannschaft. Den 1993er Jahrgang kenne ich eigentlich schon acht Jahre (Anm. d. Red.: Mohr arbeitete zuvor beim JFV Alsfeld). Dann geht es eben irgendwann mal los, dass sich Dinge für einen Trainer, aber auch für die Spieler wiederholen oder auslaufen. Dann muss man irgendwann sagen: Okay, es war eine schöne Zeit, aber es muss auch mal frisches Blut rein. Jemand, der den Jungs auch weiterhelfen kann.

Sind Sie zufrieden mit Ihrer letzten Saison in Altenburg?

Mohr: Vom Grundsatz her bin ich sehr zufrieden, egal ob mit der ersten oder mit der zweiten Mannschaft. Wir haben uns die letzten vier Wochen schwergetan, es gab viele Leute, die gefehlt haben. Das hat uns vielleicht den einen oder anderen Punkt gekostet, um bis zum Schluss ganz oben dabeizubleiben. Insgesamt sehe ich aber das, was die SGAES so geleistet hat und finde, dass wir eine sehr gute Runde gespielt haben. Wir haben uns nun etabliert und können frohen Mutes in die Zukunft blicken.

Lange hat die SGAES in der Tabelle ganz oben mitgemischt – bedauern Sie, dass es mit dem Gruppenliga-Aufstieg nicht geklappt hat?

Mohr: Klar, jede Mannschaft, jeder Trainer will aufsteigen und Meister werden. Das war auch noch in der Winterpause unser Ziel. Dass es am Ende nicht geklappt hat, liegt halt auch daran, dass Leistungsträger mal weggebrochen sind. Wenn bestimmte Leute wegfallen, wird es eben ganz schwer.

Erwarten Sie am Samstag einen emotionalen Abschied?

Mohr: Ja, es wird sicher etwas emotional. Wenn man so lange mit den Jungs und dem Umfeld verbunden war und jede Woche mit den Leuten zu tun hatte, dann geht das nicht ohne Emotionen. Dem einen oder andern wird schon etwas flau im Bauch sein – es ist schon nicht so einfach.

Sie haben bei der SGAES mit vielen jungen Spielern gearbeitet. Was ist aus Ihrer Sicht das Wichtigste, was Sie diesen als Trainer mit auf den Weg gegeben haben.

Mohr: Als allererstes ein gutes Zusammengehörigkeitsgefühl. Das ist auch das, was uns ausgezeichnet hat, dass uns selten Leute verlassen haben. Wir haben stattdessen immer neue und junge Spieler eingebaut. Ich hoffe, dass die Jungs das für ihre Zukunft mitnehmen, dass sie zusammenbleiben und vielleicht doch nochmal den Sprung schaffen und eine Klasse höher spielen werden.

Werden Sie der SGAES in irgendeiner Form verbunden bleiben?

Mohr (lacht): Wenn meine beiden Söhne da spielen, dann werde ich höchstwahrscheinlich als Zuschauer da sein, natürlich. Klar, wenn ich Zeit habe, werde ich auf jeden Fall in Eudorf auf den Sportplatz fahren. Ich bin ja auch Mitglied bei Schwabenrod und als Schwabenröder ist man natürlich immer Fan der SGAES.

Werden ihre beiden Söhne denn bei der SGAES bleiben?

Mohr (lacht): Da müssen Sie sie schon selbst fragen. Ich kann einem 23- und 26-Jährigen nicht sagen, was er zu tun oder zu lassen hat. Der Jannik war ja verletzt und hat immer noch etwas Probleme mit der Hüfte, da ist er sich noch nicht so sicher, wie es weiter geht. Der Henrik arbeitet nun in Frankfurt – man muss gucken, wie man das Hobby mit dem Beruf verbindet. Aber selbst wenn ich nun was Genaueres wüsste, würde ich es nicht sagen. Sie sind alt genug und der Vater hat sich da gefälligst rauszuhalten.

Gibt es bereits eine neue sportliche Aufgabe in Aussicht – oder pausiert der Trainer Roland Mohr nun erst einmal?

Mohr (lacht): Das sage ich dann, wenn es soweit ist. Tendenziell bin ich natürlich nicht abgeneigt, eine neue Aufgabe zu übernehmen, aber es ist jetzt noch nichts dabei, bei dem ich sagen kann, dass es spruchreif wäre. Das eine oder andere Angebot war ja da – man muss gucken. Es muss wirklich vom Umfeld her passen und die Mannschaft muss eine Motivation und ein Ziel haben. Wenn ich dann der Meinung bin, dass ich zur Mannschaft passe, dann würde ich natürlich auch nochmal eine andere Mannschaft trainieren.

Was fangen Sie mit ihren freien Sonntagen in Zukunft an?

Mohr: Auf jeden Fall werde ich mit meiner Frau ein paar Ausflüge machen und Fahrrad fahren. Dann haben wir ja auch noch ein Enkelkind. Wie viele freie Sonntage es wirklich werden, das sehen wir noch.

Was wünschen Sie sich für den letzten Spieltag beim Tabellenzweiten FSG Wettenberg?

Mohr: Dass wir eine anständige Leistung abliefern. Ob wir dann Vierter oder Fünfter werden, das ist dann nicht mehr dramatisch. Ich hoffe einfach, dass ziemlich viele Spieler da sein werden. Wenigstens ein gutes Spiel würde ich mir wünschen – eine gute Stimmung danach wird es auf jeden Fall geben. Ich denke, im Verein sehen es schon die meisten so, dass man mit der Runde sehr zufrieden sein kann.

Gibt es noch eine Sache, die Sie abschließend loswerden möchten?

Mohr (lacht): Wir müssen meinen Briefträger in Schwabenrod, noch erwähnen. Wir sprechen am Samstag immer über Fußball und er hat an diesem Samstag seinen letzten Arbeitstag, er geht in Rente. Er hat scherzhaft immer gesagt: ‚Du stehst so viel in der Zeitung.‘ Ich habe ihm gesagt: Wenn ich das nächste Mal drinstehe, dann stehst du mit dabei.



Aufrufe: 025.5.2019, 09:00 Uhr
Oberhessische ZeitungAutor