2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Gruppenliga-Aufsteiger FSG Wettenberg mit (hintere Reihe von links): Jannis Weber, Thomas Dapper (Betreuer), Peer Allendörfer, Jerome Hirnet, Leon Walpert, Lukas Panz, Tim Stephan, Flo Valentin, Patrick Leibold Meid, Kevin Hess, Adil Hamidovic, Dirk Petzold (Co-Trainer), Leo Blumrich, Max Fries, Bastian Panz (Trainer): untere Reihe von links:: David Hovestadt, Mykhalo Bilenkyy, Marcel Rühl, Paul Reger, Max Lorz, Moritz Petzold, Andree Heimer, Sam Henrich, Kai Fechler (Sportlicher Leiter), Sydney Ottah.	Foto: Froese
Gruppenliga-Aufsteiger FSG Wettenberg mit (hintere Reihe von links): Jannis Weber, Thomas Dapper (Betreuer), Peer Allendörfer, Jerome Hirnet, Leon Walpert, Lukas Panz, Tim Stephan, Flo Valentin, Patrick Leibold Meid, Kevin Hess, Adil Hamidovic, Dirk Petzold (Co-Trainer), Leo Blumrich, Max Fries, Bastian Panz (Trainer): untere Reihe von links:: David Hovestadt, Mykhalo Bilenkyy, Marcel Rühl, Paul Reger, Max Lorz, Moritz Petzold, Andree Heimer, Sam Henrich, Kai Fechler (Sportlicher Leiter), Sydney Ottah. Foto: Froese

Mit Torhunger und Teamgeist in die Gruppenliga

KOL GIESSEN SÜD: +++ FSG Wettenberg feiert nach Relegations-Wirrwarr den Durchmarsch / Drei quälende Tage des Wartens / Klare Vereinsphilosophie mit „Wettenberger Jungs“ +++

Wettenberg. Es war ein Drama in mehreren Akten, bis es bei der FSG Wettenberg endlich hieß: „Gruppenliga, wir kommen!“ Zunächst wurde gewartet, (umsonst) gefeiert, wieder gewartet und dann endlich (offiziell) der Durchmarsch von der Gießener A-Klasse in die Gruppenliga gefeiert.

Mit zwei extra angemieteten Bussen waren die Wettenberger Spieler, Vereinsverantwortlichen und Fans zum entscheidenden Relegationsspiel gegen die SG Lahnfels zum Sportplatz in Sarnau, nördlich von Marburg,gereist. Doch das junge Team verlor mit 0:3. Aufstiegsträume ade? Nein, noch gab es zunächst Hoffnung. Denn in Alzenau wurde noch gespielt und es herrschte die gängige Meinung: Sollte der Hessenliga-Zweite in die Regionalliga aufsteigen, geht auch Wettenberg als Zweiter der Aufstiegsrunde zur Gruppenliga hoch. Dann platzte die Nachricht vom Alzenauer Aufstieg in die angespannte Situation in Sarnau und der Jubel der Wettenberger kannte keine Grenzen mehr. Doch zu früh gefreut, kam es bei dem Relegations-Wirrwarr doch nicht auf Alzenau, sondern darauf an, ob Dietkirchen in der Aufstiegsrunde zur Hessenliga den Sprung nach oben schaffen wird. Das aber konnte sich final erst drei Tage später klären. „Das war alles sehr komisch für uns“, so FSG-Trainer Bastian Panz. Feiern, oder nicht feiern, das war die entscheidende Frage. „Wir haben erst einmal gefeiert. Erst, als wir mit dem Bus um halb elf nach Hause gefahren sind, kamen unsere beiden Schiedsrichter Marcel Rühl und Alexander Keßler auf Kai Fechler und mich zu und haben uns mitgeteilt, dass wir definitiv noch nicht aufgestiegen sind. Wir wollten keine Spaßbremsen sein, aber wir haben es den Jungs dann doch schon im Bus mitgeteilt – sie haben trotzdem weiter gefeiert“, so Panz schmunzelnd.

Die drei Tage bis zur endgültigen Entscheidung seien aber keineswegs angenehm gewesen: „Jemand aus dem Verein kam zu mir und sagte, hoffentlich werden wir nicht das Schalke 04 der Kreisoberliga.“ Denn wie sagte es einst Rudi Assauer in der Saison 2000/2001, in der Schalke in einem Herzschlagfinale letztlich doch nur der „Meister der Herzen“ wurde? „Wer vorher feiert, feiert umsonst!“ Doch für die Wettenberger sollte es ein Happy-End geben. Das alles entscheidende Spiel um den Hessenliga-Aufstieg zwischen Neuhof und dem 1. Hanauer FC wurde glücklicherweise im Live-Stream übertragen. „Wir haben dafür eine Leinwand aufgebaut und das Spiel gemeinsam verfolgt. Nachdem Neuhof 1:0 gewonnen hatte, hat sich Kai Fechler beim Hessischen Fußball-Verband rückversichert, dann war klar, wir sind definitiv aufgestiegen. Dann konnten wir noch ein zweites Mal feiern“, kann Panz dem gesamten Drama mittlerweile auch gute Seiten abgewinnen.

Dass es überhaupt zum Durchmarsch kommen konnte, war zu Saisonbeginn keineswegs abzusehen. Die junge Truppe, die gerade einmal ein Durchschnittsalter von 23,54 Jahren aufweist, tat sich in der Kreisoberliga zunächst schwer, startete mit zwei, wenn auch knappen, Niederlagen gegen Obbornhofen/Bellersheim (1:2) und Treis/Allendorf (2:3). „Jeder Fehler wurde bestraft, das war neu für uns“, so Panz, der eine Negativspirale befürchtete. Doch es kam anders. Bereits am dritten Spieltag im Duell mit Mitaufsteiger Burkhardsfelden – und einem glücklichen Last-Minute-2:1-Sieg. „Das war der erste große Knackpunkt, wir haben gesehen, dass wir nicht nur mithalten, sondern auch punkten können.“ Es folgten satte zwölf Spiele ohne Niederlage, darunter ein „sehr überzeugender“ Sieg über den späteren Meister Kesselbach/Odenhausen/Allertshausen, der die FSG Stück für Stück in die Spitzengruppe trug. Erst Ende der Hinrunde gab es eine kleine Schwächephase mit nur zwei Siegen aus den letzten sieben Partien vor der Winterpause. Auch zum Start in die Restrunde stotterte der Wettenberger Motor noch, blieb die FSG gegen Lang-Göns (0:1) und Leihgestern (0:3) erfolglos. „Da habe ich gedacht, dass der Zug nach oben abgefahren ist.“ Doch ein starker Schlussspurt mit sieben Siegen und einem Remis, und die Patzer der Topteams Altenburg und Lang-Göns, beförderte das Team letztlich auf Rang zwei, daran änderte auch die knappe Niederlage gegen Altenburg am letzten Spieltag nichts mehr, die Aufstiegsrunde war sicher.

Das Erfolgsrezept der jungen Truppe, die sich größtenteils aus zwei gruppenligaerfahrenen Wettenberger A-Jugend-Jahrgängen 96/97 und 98 („Diese Jungs sind für den Verein Gold wert“) zusammensetzt? Ein unbändiger Torhunger (72 Tore, beste Offensive gemeinsam mit KOA), gepaart mit der neu dazugewonnen defensiven Stabilität. „Wir verteidigen mittlerweile als Team sehr gut, jeder rennt mit nach hinten, wenn der Ball einmal verloren geht. Zudem sind wir sehr breit aufgestellt, haben mindestens 23 Spieler eingesetzt und hatten dabei keinen Leistungsabfall.“ Herausstellen will Panz daher ganz bewusst keinen Spieler, hebt stattdessen viel lieber die Gemeinschaft hervor. „Es ist ein super geführter Verein, besonders Kai Fechler macht sehr viel und nahezu alle Verantwortlichen und Spieler kommen aus der Gemeinde Wettenberg. Hier herrscht ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl. Das die Spieler nach dem Training zusammensitzen oder in der Freizeit etwas miteinander unternehmen, ist in Wettenberg völlig normal“, so Panz, für den es seit der Saison 2014/2015, in der er als „Feuerwehrmann“ das Team im Endspurt vor dem Absturz in die B-Klasse bewahrte und selbst Krofdorfer („Das war für mich eine Herzensangelegenheit“) ist, daher ein „einfaches Trainieren“ ist.

Die mittlerweile seit Jahren zusammenspielenden eigenen Junioren bleiben, trotz aller geweckten Begehrlichkeiten, laut Panz auch in der Gruppenliga. Mit Yasin Kara (A-Jugend FC Gießen) und Marco Kreutz (SG Versbachtal) stehen zwei Neuverpflichtungen fest, die ebenfalls schon bei den FSG-Junioren spielten. „Auch wenn die Gruppenliga natürlich noch einmal ein ganz anderes Niveau hat, behalten wir unsere Grundauffassung von Offensivfußball bei und setzen bei Neuzugängen weiterhin darauf, dass sie Bezug zur Gemeinde Wettenberg haben. Das ist unsere Vereinsphilosophie, mit der wir die Klasse halten wollen.“



Aufrufe: 016.6.2019, 18:00 Uhr
Tim Georg (Gießener Anzeiger)Autor