2024-04-29T14:34:45.518Z

Ligabericht
Die Spieler der SG Weisnheim (schwarze Trikots) verteidigen einen indirekten Freistoß mit vereinten Kräften. - Es half nichts: Weinsheim unterlag Langenlonsheim/ Laubenheim mit 0:3. F: Coutandin
Die Spieler der SG Weisnheim (schwarze Trikots) verteidigen einen indirekten Freistoß mit vereinten Kräften. - Es half nichts: Weinsheim unterlag Langenlonsheim/ Laubenheim mit 0:3. F: Coutandin

Mentales Erdbeben im Alsenztal

Großer Derbyfight, hitzige Wortgefechte, zwei Platzverweise, 3:3 Tore zwischen SGA und SG Schmittweiler +++ Ippesheimer Schützenfest +++ TSV atmet auf

Alsenz. Spannung. Dramatik. Unvorhersehbare Wendungen. Es spitzt sich zu, das Titelrennen der Bezirksliga-Nahe: Eintracht Bad Kreuznach II, Spitzenreiter und dynamischer Verfechter des schnellen Fußballs, verlor gestern erstmals seit dem 15. September – parallel fuhr aber Verfolger SG Schmittweiler keinen Dreier ein, das Top-Derby in Alsenz entpuppte sich als Zerreißprobe. Damit wittert der FC Brücken wieder die Chance. Ungewohnt: Türkgücü Ippesheim glänzte mit einem Schützenfest.

SG Alsenztal – SG Schmittweiler 3:3. – Am Donnerstag war er der gefeierte Kopfball-Held, gestern der leidliche Pechvogel. So schnell geht’s. Sven Schenk, eingewechselter Ersatztorwart der SGA, sah den „Kullerball“, so Coach Maxi Bauer, dreimal aufspringen, hielt ihn in den Händen. Eigentlich. Denn irgendwie rutschte er durch. Hinter die Linie. 3:3 (79.). Ein mentales Erdbeben für Alsenztal, das die 90 Minuten im heißen Spitzenduell dominiert hatte. „Es gab keine Gefahr. Wir haben die Tore nur über Standards gekriegt“, rätselte Bauer. 200 Fans, hitzige Wortgefechte, ein Referee mit Kontrollverlust – das war Derby. Serdar Yildiz hatte Dennis Köhlers Freistoß (2.) vom Punkt ausgeglichen (16.), Cem Oezcan nach Marius-Heimann-Sonntagsschuss (54.) das 2:2 markiert (60.). Wieder Yildiz ließ den Alsenzer Berg dann wackeln (66.). Für 13 Minuten. „Wir haben es aus der Hand gegeben“, wusste Bauer. Für ihr Handgemenge sahen Christian Haas und Dennis Schulte noch Rot (88.). Passend, gestern.

Karadeniz Bad Kreuznach – TuS Mörschied 3:1. – Ohne Mehmet Can Karaer geschah nichts. Wirklich, gar nichts. Der 17-Jährige, der erst aus der A-Jugend kam, erlebte das wildeste Hin und Her seiner Karriere. „Er hat ein Top-Spiel gemacht und seine Position gefunden“, lobte Ercan Oduncu. Sein verrückter Tag begann so: Nach Schnittstellen-Pass spitzelte Karaer die Kugel ins Eck (29.), danach köpfte er einen Kurtoglu-Standard ein (39.). Alles gut, die Karaer-Gala. Dann der erste Tiefschlag. Sein kurioses Eigentor (60.) brachte den TuS zurück ins Spiel – bis das junge Juwel nach feinem Solo gefällt wurde, Kurtoglu den Elfer verwandelte (72.). Egal, wo etwas passierte, Karaer war mittendrin – leider auch, als er nach einer Schlichtungsaktion, die der Schiri anders bewertete, die rote Karte in Empfang nahm (87.). „So langsam begreifen die Jungs die Taktik“, meinte Oduncu nach dem zweiten Dreier in Serie. „Sie nehmen das körperliche Spiel an. Wir geben nicht auf.“ Wahrlich. Einfach „saustark“ sei das gewesen.

SG Guldenbachtal – FC Hohl Idar-Oberstein 5:1. – Es war wie so oft, ein Weckruf sorgte für Besinnung. Drei Idar-Obersteiner tankten sich durch, den Muster-Konter vergoldete Martin Gert (28.) – und dann legte die SG los. „Die erste Halbzeit war katastrophal. Nach dem 3:1 gingen aber bei den Gästen die Köpfe runter“, bilanzierte Guldenbachtals Co-Trainer Lars Flommersfeld. Alexander Bornheimer war der Held, der hält – seine Glanztaten retteten die SG vor dem 0:2. Mit dem Pausenpfiff ballerte Tobias Jung dann einen Freistoß ins Dreieck (45.) – „da passte kein Blatt dazwischen“, so Flommersfeld –, und nochmal Jung drehte per Kopf die Partie (50.). „Jeder hat 15 Prozent mehr gegeben. Hohl wollte uns nur mit langen Bällen attackieren“, sagte der Assistenzcoach, der selbst mit dem 3:1 (66.) die Vorentscheidung brachte. Fabian Schneider (73.) und Lateef Alli (74.) komplettierten das Tor-Quintett. Die Witt-Elf beherrschte das Spiel – zumindest ab Minute 28, als Gert sie weckte.

TSV Langenlonsheim/Laubenheim – SG Weinsheim 3:0. – Özgür Bayluk stand mit dem Rücken zum Tor, press an der Sechzehnerkante. Ihn ereilte so etwas wie eine Eingebung, viele Optionen boten sich auch nicht. Bayluk drehte sich, vernaschte den Manndecker, zog ab, Leder im Winkel (24.). Traumtor. Und für den TSV Wegbereiter zu Sieg Nummer vier. „Es war sehr kampfbetont, sehr nicklig. Da waren viele kleine Fouls, fast schon Hässlichkeiten. Der Schiri hätte früher für klare Verhältnisse sorgen müssen“, sprach „Lalos“ Haas-Vertretung Nico Richter von teilweise rüden Einsätzen mit Ellenbogen und Schultern. „Man hat gemerkt, dass es für beide um viel ging.“ Der TSV, der sich weiter unten rausrackert, nutzte die Chancen: Erik Coutandin schoss das 2:0 (77.), zum Abschluss netzte Marcel Filomela einen Foulstrafstoß ein (90. +2), Weinsheims Denis Bischof hatte hier die Ampelkarte kassiert. „Wir haben den Dreier unbedingt gebraucht und Gas gegeben“, atmete Richter auf.

SV Türkgücü Ippesheim – FCV Merxheim 7:1. – Für Gürkan Satici lag es auf der Hand. Glasklar. „Wenn jeder will und die Schüsse reingehen, dann läuft es bei uns“, manifestierte Türkgücüs Edel-Angreifer im Spaß-Modus. Spaß, den hatten sie gestern alle im Ippesheimer Trikot. Allen voran Satici. Mit seinen vier Buden (13., 27, 31., 69.) demolierte er die Viktoria beinahe im Alleingang. Zusammen mit Valon Kerollis Doppelpack (15., 57.) und Ferhat Karayiyits Treffer (36.) stand es nach 70 Minuten 7:0. Seltenes Bild auf dem Winzenheimer Kunstrasen. „Die Tore sind früh gefallen, wir waren dann locker“, sagte Satici. „Es hätte können auch zweistellig ausgehen.“ Merxheim erlebte ein Fiasko. Kaum in die Ippesheimer Hälfte sei der FCV vorgeprescht, Maximilian Angenes 1:7 (82.) war nicht mehr als ein schwacher Trost. „Wenn alle mitziehen, sieht es gut aus bei uns“, so Satici. Türkgücü demonstrierte wieder, dass es eine ganz harte Nuss ist. Guter Fußball ist für Satici und Co. kein Fremdwort…

TuS Waldböckelheim – Bollenbacher SV 3:0. – Glücksgefühle überkommen denjenigen, der an einem Plan tüftelte und der dann funktioniert. Wie beim TuS gestern. Felix Dickes, der sich seit Wochen bockstark präsentierende Stürmer, war Waldböckelheims Trumpfkarte. Unhaltbar, nicht zu stoppen. „Unsere Konter sind gelaufen, das war die Marschroute. Eins-gegen-Eins-Situationen gewinnen, direkt auf Felix spielen“, freute sich TuS-Akteur Christoph Andrae. Dickes, ein Mann, der den Unterschied machte: Nachdem er einen Querpass einschob (7.), überraschte der Sprinter den BSV zweimal nach pfiffigen Kontern (38., 69.). Dreierpack. „Zu keiner Zeit war er zu bändigen“, so Andrae. Für ihn der Knackpunkt: Kurz vor dem Pausentee sah Florian Herzog, Mittelpunkt des BSV-Systems, den roten Karton – für eine verbale Entgleisung. „Wir haben einen Manndecker auf ihn angesetzt, das hat ihm etwas die Lust genommen. Rot war überzogen“, räumte Andrae ein. Freiraum, den Dickes nutzte.

SV Winterbach – FC Brücken 0:5. – In Brücken gibt es einige, die gewaltige Torjäger-Attribute mitbringen. Nicht nur, wenn auch: vor allem, Waldemar Schneider. Aber nein, diesmal stand ein anderer im Mittelpunkt. Michael Dziubany. Mit seinem Hattrick (15., 57., 80.) hievte er den FCB aus der Mini-Krise, die am Dienstag gegen Karadeniz ihren Tiefpunkt erreicht hatte. „Er hat sich voll reingehauen. Das hat uns die letzten Wochen gefehlt. Jemand, der mal Bälle hält“, zeichnete Schneider seinen Matchwinner aus. Gerade gegen Karadeniz, so der Spielertrainer, habe man „alles vermissen“ lassen – der Kampf, die gewisse giftige Attitüde, sei gestern wieder „in Ordnung“ gewesen. Dem Coach selbst blieb es dann doch vorbehalten, den Kantersieg zu eröffnen und zu schließen (8., 85.). „Winterbach war immer brandgefährlich. Wir haben nach der Halbzeit zehn Minuten gepennt, es danach aber richtig gut gemacht“, wusste Schneider. Sein FCB ist wieder dran am Top-Duo, das sich Blöße gab.



Aufrufe: 04.11.2018, 22:15 Uhr
Peter-Pascal PortzAutor