2024-06-17T07:46:28.129Z

Interview
Hat sich beim FC Ingolstadt bestens eingelebt: U21-Cheftrainer Alex Käs. Am Freitag startet er mit seinem Bayernliga-Team gegen den VfB Garching in die zweite Saisonhälfte.
Hat sich beim FC Ingolstadt bestens eingelebt: U21-Cheftrainer Alex Käs. Am Freitag startet er mit seinem Bayernliga-Team gegen den VfB Garching in die zweite Saisonhälfte. – Foto: Johannes Traub

„Meine Erwartungen wurden erfüllt“

Alex Käs trainiert seit dieser Spielzeit die U21 des FC Ingolstadt +++ Vor dem Auftakt gegen Garching in die zweite Saisonhälfte spricht der Bayernliga-Coach über seine bisherigen Erfahrungen

Herr Käs, am Freitag (20.30 Uhr) starten Sie mit dem FC Ingolstadt II gegen den VfB Garching in die zweite Saisonhälfte der Bayernliga Süd. Wie groß ist die Vorfreude, dass es nach der langen Winterpause nun endlich wieder um Punkte geht?

Käs: Die Vorfreude ist natürlich groß. Für jeden Trainer oder Spieler ist es schon immer ein gewisser Unterschied, ob es „nur“ ein Test- oder doch ein Punktspiel ist. Zudem ist es ja auch eine ganze Weile her, dass wir unsere letzte Bayernliga-Partie absolviert haben – genauer gesagt im November! Jeder ist richtig heiß auf den Re-Start, zumal wir vor der Winterpause eine richtig gute Serie mit vier Siegen hintereinander hingelegt haben. Und genau daran wollen wir sofort anknüpfen.

Für Sie ist es bekanntlich die erste Spielzeit als Cheftrainer des FC Ingolstadt II. Wie fällt Ihr bisheriges persönliches Fazit aus?

Käs: Absolut positiv! Im Frühjahr beziehungsweise Sommer 2021 hatte ich ja bewusst die Entscheidung getroffen, künftig wieder aktiv als Trainer auf dem Platz stehen zu wollen. Meine Erwartungen an diese neue Aufgabe wurden jedenfalls bislang zu 100 Prozent erfüllt. Ich habe zum ersten Mal in meiner Trainer-Karriere die Möglichkeit bekommen, mit einer Mannschaft unter professionellen Bedingungen zu arbeiten – was für mich persönlich zweifelsohne der nächste Entwicklungsschritt ist. Hinzu kommt, dass auch die sportliche Entwicklung des Teams im Laufe der Saison sehr gut und erfreulich war. Daher bin ich rundum zufrieden.

Mit Fabian Cavadias haben Sie einen jungen Spieler im Kader, der mittlerweile auch schon mehrfach im Zweitliga-Team bei den Profis zum Einsatz gekommen ist. Wie sehr freut Sie das als Trainer?

Käs: Es ist natürlich immer eine schöne Sache, wenn die Jungs den Sprung nach oben schaffen. Grundsätzlich ist es ja ohnehin die Hauptaufgabe einer U21-Mannschaft, die Spieler entsprechend zu entwickeln, damit sie es in den Profibereich schaffen. Um beim erwähnten Fabian Cavadias zu bleiben: Nachdem wir ihn erst vor der Saison aus Heimstetten verpflichtet haben, hat er sich bei uns wirklich sehr schnell angepasst. Mittlerweile war er bei den Profis schon zweimal in der Startelf, wurde mehrfach eingewechselt und zählt zum festen Trainingskader. Ähnliches gilt für Arian Llugiqi, der ebenfalls schon einen Kurzeinsatz aufzuweisen hat beziehungsweise zuletzt gegen Sandhausen im Kader stand. Das Ganze ist sowohl für mich als Trainer als auch für die gesamte Mannschaft cool. Dadurch sehen die Jungs, dass es tatsächlich möglich ist, mit guten Leistungen den Weg zu den Profis anzutreten.

Wie würden Sie grundsätzlich die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den Profis und der U21 beschreiben?

Käs: Der große Vorteil ist sicherlich, dass wir auf dem Gelände quasi alle auf einem Gang beziehungsweise unsere Büros Tür an Tür sind. Selbst wenn man einmal nichts miteinander zu tun hat, läuft man sich dadurch mehrmals am Tag über den Weg. Deshalb sind auch die Drähte extrem kurz. Das Gleiche gilt für die Trainingsplätze, auf denen wir nicht selten parallel nebeneinander trainieren. Dementsprechend ist auch die Kommunikation, wenn es beispielsweise darum geht, wer am Wochenende in welcher Mannschaft spielt, stets hervorragend.

Während Ihrer bislang halbjährigen Tätigkeit als Coach der „Zweiten“ haben Sie mit Roberto Pätzold, André Schubert und nun Rüdiger Rehm bereits drei Cheftrainer bei den Profis erlebt. Inwieweit beeinflussen diese doch häufigen Wechsel auch Ihre Arbeit?

Käs: Auf meine tägliche Arbeit bei der U21 hat das Ganze eigentlich keinen direkten Einfluss. Was das NLZ angeht, haben wir einen eigenständigen Trainingskader und arbeiten selbstständig. Klar muss man eine neue Person erst wieder kennenlernen, Vertrauen aufbauen und gewisse Grundsatzgespräche führen. Aber etwaige Probleme gab es dabei nie – was in erster Linie auch daran liegt, dass die Kommunikation mit allen Trainern immer sehr gut war. Darüberhinaus habe ich ohnehin zu meinem Vorgänger Thomas Karg, der seit Saisonbeginn im Trainerteam der Profis ist, ein sehr enges und gutes Verhältnis, sodass die jeweilige Umstellung absolut reibungslos verlief.

Sie haben bereits erwähnt, dass es die Hauptaufgabe einer U21 sei, junge Akteure zu entwickeln und sie im Idealfall für den eigenen Profikader auszubilden. Im Gegenzug gibt es aber auch immer wieder Kicker von „oben“, die beispielsweise nach einer längeren Verletzungspause zunächst Spielpraxis bei der „Zweiten“ sammeln sollen. Ist es schwierig, diese Spieler kurzfristig in die Mannschaft zu integrieren?

Käs: Ich muss ganz offen und ehrlich sagen, dass das bislang überhaupt kein Problem war. Wir hatten ja in der Vergangenheit schon mehrfach diese Situation – sei es mit Jonatan Kotzke, Andreas Poulsen, Justin Butler, Jalen Hawkins oder Patrick Sussek. Und alle haben bei uns richtig Gas gegeben. Gerade für die jungen Spieler, die im Profikader stehen und mal über einen längeren Zeitraum nicht zum Einsatz gekommen sind, ist es enorm wichtig, sich dann in der U21 – auch wenn es „nur“ die Bayernliga ist – die nötige Spielpraxis zu holen. Aber auch für erfahrene Jungs wie Jan-Hendrik Marx oder Jonny Kotzke, die gerade aus einer längeren Verletzungspause kommen, ist es eine erstklassige Gelegenheit, wieder in ihren gewohnten Rhythmus zu kommen. Daher sehe ich das alles sehr positiv.

Mitte November 2021 gab der FC Ingolstadt bekannt, dass die bereits bestehende Kooperation mit dem VfB Eichstätt weiter intensiviert werden soll. Hat das auch Auswirkungen auf Ihren Bereich?

Käs: Ja, definitiv! Ich bin unter anderem im ständigen Austausch mit meinem dortigen Trainerkollegen Markus Mattes. Wir haben beispielsweise die Möglichkeit geschaffen, dass Akteure auch beim jeweils anderen Verein mittrainieren können. Es gab unter anderem bei uns einen Akteur, der aufgrund seiner Ausbildung vormittags nicht am Trainingsbetrieb teilnehmen konnte. Dafür ist er dann abends in Eichstätt ins Training gegangen. Umgekehrt ist es aktuell genauso. Ein Eichstätter Spieler, der in der Spätschicht arbeitet, trainiert nun vormittags bei uns mit. Hinzu kommt, dass unmittelbar vor dem Ende der Wechselfrist mit Luca Trslic noch ein Talent von uns zum VfB gewechselt ist. Was die U21 betrifft, kann ich nur sagen, dass die Zusammenarbeit sehr gut funktioniert.

Lassen Sie uns abschließend auf das aktuelle sportliche Geschehen blicken. Der FC Ingolstadt II ist punktgleich mit dem Tabellenzweiten SV Kirchanschöring als Dritter in die Winterpause gegangen. Nachdem der Spitzenreiter SpVgg Hankofen-Hailing mit seinem 14-Punkte-Vorsprung bereits enteilt scheint: Ist nun Relegationsrang zwei das erklärte Ziel für den restlichen Saisonverlauf?

Käs: Nachdem wir zu Saisonbeginn den Eindruck hatten, dass die konkrete Zielsetzung in Sachen Tabellenplatzierung unsere junge Mannschaft doch etwas blockiert hat, sind wir diesbezüglich im weiteren Verlauf erst einmal davon abgerückt. Als wir dann unseren Fokus in erster Linie darauf gelegt haben, unsere Leistungen kontinuierlich auf den Platz zu bringen, sind die Ergebnisse quasi automatisch gekommen. Und genau an diesem Ansatz wollen wir auch weiter festhalten.

Sollte es am Ende dennoch mit dem zweiten Tabellenrang, der zur Regionalliga-Relegation berechtigt, klappen, könnte Ihnen das Profiteam dennoch einen Strich durch die (Aufstiegs-)Rechnung machen. Bei einem Abstieg aus der 2. Bundesliga bliebe der „Zweiten“ der Sprung in die vierte Liga verwehrt. Haben Sie sich mit einem solchen Szenario schon einmal beschäftigt?

Käs: Natürlich ist uns bewusst, dass ein solcher Fall eintreten kann. Allerdings bin ich doch sehr zuversichtlich, dass die Profis unter der jetzigen Konstellation den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga noch schaffen. Sollte es am Ende aber trotzdem nicht reichen, erwarte ich bei uns keinen Leistungs- oder Motivationsabfall. Im Grunde spielen die Jungs ein Stück weit auch für sich selbst, da es ihr großes Ziel ist, Profi zu werden. Und wenn es im Team funktioniert, kann sich auch jeder einzelne Akteur besser entwickeln und empfehlen. Fakt ist zudem, dass jeder Spieler nur einen bestimmten Zeitraum hat, um den Sprung zu schaffen. Daher kann ich es mir nicht vorstellen, dass es zu einer Situation kommt, in der die Jungs das Gas herausnehmen werden.

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Aufrufe: 018.2.2022, 08:08 Uhr
Neuburger Rundschau / Dirk SingAutor