2024-05-02T16:12:49.858Z

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Auf der Breiniger Schützheide zu Hause: Jan-Henrik (links) und Björn Rother.  Foto: Kevin Teichmann
Auf der Breiniger Schützheide zu Hause: Jan-Henrik (links) und Björn Rother. Foto: Kevin Teichmann
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„Mein Bruder ist mein größtes Vorbild“

Björn Rother kickt für den Fußball-Zweitligisten 1. FC Magdeburg, Jan-Henrik für Mittelrheinligist SV Breinig

„Viele Fußballer haben Vorbilder wie Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo“, sagt Björn Rother. „Doch bei mir war das nie so. Mein größtes Vorbild war immer hier in meiner Heimat. Jan war und ist nicht nur fußballerisch mein größtes Vorbild, sondern vor allem auch menschlich.“ Ein größeres Kompliment kann der jüngere seinem älteren Bruder wohl kaum machen. Denn Jan-Henrik Rother spielt in der Fußball-Mittelrheinliga, Deutschlands fünfthöchster Spielklasse, beim SV Breinig – sein Bruder Björn in der Zweiten Bundesliga beim 1. FC Magdeburg.

Beide lernten in Stolberg das Kicken. Jan-Henrik (25) startete bei den Bambinis des VfL Zweifall, einem der Vorgängervereine des VfL Vichttal. Björn (22) machte seine ersten Gehversuche auf dem Fußballplatz beim SV Breinig, dem Klub aus dem Heimatort der beiden, bei dem zu diesem Zeitpunkt auch Jan-Henrik in der Jugend kickte.

Von dort aus ging es für den älteren Bruder zu Jugendsport Wenau und dann weiter zu Alemannia Aachen. „Bei der Alemannia habe ich sechs Jahre in der Jugend gespielt“, erinnert er sich. Sein erstes Seniorenjahr verbrachte er in der Mittelrheinliga bei Hertha Walheim, danach folgte der Wechsel zurück zu seinem Heimatverein SV Breinig, mit dem er wieder in der höchsten Verbandsspielklasse unterwegs ist und um den Ligaerhalt spielt.

Über Walheim zur Alemannia

Björn zog es in der Jugend über Walheim zur Alemannia. Und nach guten Leistungen in Aachens B-Junioren-Bundesligateam wagte er den Sprung zu Bayer Leverkusen. „Mit 17 Jahren zu Hause auszuziehen, war nicht einfach. Jan und ich hatten Glück, in Aachen so gut ausgebildet worden zu sein – quasi vor der Haustür. Der Wechsel zu Leverkusen kam für mich zum richtigen Zeitpunkt“, erklärt er. „Ich bin da eher heimatverbunden und habe gerne ein beständiges Umfeld“, meint Jan-Henrik. „Meine Wohlfühloase ist das Drumherum. Ich wäre nicht glücklich mit diesem professionellen Weg, den Björn eingeschlagen hat. Wir sind uns sehr ähnlich, aber in diesem drastischen Punkt dann doch sehr unterschiedlich“, gibt er offen zu.

Der weitere Karriereplan von Björn sah ein Engagement bei der Zweitvertretung Leverkusens vor. „Doch dann kündigte Bayer an, dass die Zweite abgemeldet wird. Ich hatte das Glück, dass ich zum Zeitpunkt dieser Nachricht noch im ersten A-Jugend-Jahr war.“ Björn Rother hatte also noch etwas mehr Zeit als diejenigen, die schon ein Jahr weiter waren und kurzfristig einen Notfallplan brauchten. Es folgte als erste Seniorenstation Bremen. „Ich hatte bereits zugesagt und habe dann das Aufstiegsspiel zwischen Mönchengladbach II und Bremen II live im Stadion verfolgt – die Freude war riesig, als klar war, dass ich im ersten Seniorenjahr in der Dritten Liga starten darf.“

Auch Jan-Henrik hat noch sehr gute Erinnerungen an seine erste Spielzeit bei den „Erwachsenen“. „Eine gewisse Härte habe ich mir im Training gegen Haudegen wie Heinz Putzier und Mark Thomsen angeeignet“, sagt er. Am Ende stieg er dennoch mit der Hertha ab.

Unter Profi-Bedingungen und den späteren Bundesliga-Trainern Alexander Nouri und Florian Kohfeldt hielt Björn Rother zwei Mal in Folge an der Weser die Klasse. Danach folgte der nächste „mittlere Schritt“: „Mit meinem Berater hatte ich Glück, wir haben immer klar besprochen, dass es keine zu großen Karriereschritte sein sollen. Ich wollte mich immer an das nächsthöhere Niveau gewöhnen – deshalb bin ich zum ambitionierten Drittligisten Magdeburg gewechselt.“

Gleich in der ersten Saison beim DDR-Traditionsklub gelang der Aufstieg in die Zweite Liga. Die Hinrunde im Bundesliga-Unterhaus hätte allerdings besser laufen können. Erst elf Zähler sammelten die Magdeburger, liegen aber nur zwei Zähler hinter dem rettenden Ufer. „Wir wollen die Liga halten. Und wenn es mit Kratzen und Beißen sein muss“, sagt Björn Rother. „In einigen Punkten sind wir den Fans etwas schuldig geblieben. Die Mannschaft hatte noch zu sehr mit sich selbst zu tun – und es ist schwerer, sich Torchancen herauszuspielen, als man denkt.“ Am heutigen Dienstag geht die Rückrunde weiter. Dann ist Magdeburgs Mittelfeld-Motor mit seinem Team in Aue gefordert.

Wo der Weg für den talentierten Sechser hinführen könnte, wagt er nicht zu prognostizieren. „Man sollte sich nicht von Träumen in der aktuellen Situation blenden lassen“, schiebt er jeglichen Zukunftsgedanken einen Riegel vor. „Es ist aber kein Geheimnis“, so der 22-Jährige, „dass ich meinen Leuten in der Heimat sehr verbunden bin. Ich kann mir vorstellen, dass ich später mal nach Breinig zurückkehre.“

Ob das auch für den Fußballer Björn Rother zutrifft, lässt er offen: „Weit im Voraus etwas zu planen, ist im Profi-Fußball nie möglich. Wer weiß, ob ich dann noch fit genug bin.“ Schelmisch fügt er an: „Und wer weiß, ob Jan dann noch fit genug ist.“

Das Sportliche im Erbgut

Die Sportlichkeit haben die beiden in die Wiege gelegt bekommen. Mutter Lissy spielte bei Germania Freund ebenfalls Fußball, Vater Ralf war Mittelstreckenläufer, wurde Deutscher Meister über 10.000 Meter. „Wenn wir kein Training hatten, ist er mit uns im Wald laufen gegangen. Seine Kondition und Ausdauer haben wir geerbt“, sagen die Brüder unisono.

Aufrufe: 029.1.2019, 09:00 Uhr
Kevin Teichmann | AZ/ANAutor