Medienauflauf zum Einstieg von Basler bei Türkgücü

Etwa den Strippenziehern des lebhaften Klubs aus der türkischen Gemeinschaft Osnabrücks, die ihre Chance auf Publicity angesichts des großen Namens auf dem Trainerstuhl beim Schopfe packen und für die Vorstellung direkt einen Raum im erlesenen Hotel Remarque anmieten – einige Ligen höher als sonst bei der Einstellung von Kreisliga-Trainern.

Oder dem großen Namen selbst: Basler, 53 Jahre alt, Deutscher Meister, DFB-Pokalsieger, vor allem sechsmaliger Torschütze des Monats, ein begnadeter Rechtsfuß, der Ecken und Freistöße direkt verwandelte. Der mit der Erzählung alter Stories um Alkoholeskapaden und Frauengeschichten in Bühnenshows („Basler ballert“) humoristische Tiefschläge austeilt. Der als übriggebliebener sogenannter „echten Typ“ seine direkte, nonkonforme Art zur Marke gemacht hat und konsequent verkauft – in Fußball-Expertenrunden, in Reality-TV-Formaten. Oder auf der Bühne mit Türkgücü.

Diese funktionierte – so gelten auch viele als Beteiligte, die einen der Livestreams des Spektakels im Internet schauten oder einen Text darüber lesen. Wer sich ertappt fühlt, bleibt ruhig, denn es ist wie immer beim Fußball. Man darf natürlich eine Vermutung haben. Aber keiner weiß heute sicher, wie diese Sache am Ende ausgeht.

Die Aufmerksamkeit ist ein Gewinn

Sicher ist nur: Die Aufmerksamkeit, die Baslers Engagement bingt, ist ein Gewinn für den Amateurfußball, der zuletzt massiv litt unter Pandemie-Restriktionen. Der einstige Coach von RW Oberhausen hat zwar seine Fußballlehrer-Lizenz 2019 auslaufen lassen, sagt aber vor dem SCT-Trainingsauftakt: „Ich kann gut motivieren, den Jungs auch was zeigen am Ball – und klar freue ich mich, wenn wegen mir der eine oder andere mal mehr kommt zum Platz.“

Mit kurzen Unterbrechungen lebt Basler seit 13 Jahren in Osnabrück. Nun leitete ein Squash-Spiel gegen das langjährige Türkgücü-Mitglied und Ex-Funktionär Serkan Can sein erstes Engagement in der hiesigen Szene ein. „Ich wette eigentlich nur, wenn ich weiß, dass ich gewinne – aber ich habe auch ein großes Mundwerk. Jetzt stehe ich zu meinem Wort. Umso mehr Spaß macht, dass wir als Zweiter vielleicht sogar aufsteigen können“, so Basler, der mit dem bisherigen Trainer Ali Ucar zusammenarbeiten will und bei seiner Vorstellung mit lockeren Sprüchen unterhielt.

Sollte er im Kader einen Spielertypen finden wie er selbst einer war, müsste dieser nie trainieren, so Basler, der zumindest bis Sommer das Amt wahrnehmen, aber selbst eher nicht mehr als Spieler auflaufen will. Angesichts des schon aktuell fordernden Medieninteresses sei er froh, nie Nationaltrainer gewesen zu sein. „Ihr wisst schon, dass das Kreisliga ist – zweitletzte Liga?“ fragte Basler. Die vier anderen SCT-Vertreter auf dem Podium wussten: Der Ex-Profi liegt hier falsch. Ihre Elf spielt in der viertletzten Liga. Für leidenschaftliche Kicker durchaus eine Frage der Ehre. An diesem Tag aber hat noch keiner bei Türkgücü gewagt, Basler zu widersprechen.

Hier gibt es ein Video zum Einstieg von Mario Basler bei Türkgücü Osnabrück