2024-06-17T07:46:28.129Z

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Foto: Verein
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Maulwurf macht 1. FC Viersen harte Vorwürfe

Angeblich gab es elf Spieler und eine Absage der Bezirksliga-Partie in Mennrath sei unnötig gewesen. Das sieht der Verein anders.

Es war das Thema des vergangenen Fußballspieltags: die Absage der Bezirksliga-Meisterschaftspartie des 1. FC Viersen bei Victoria Mennrath aus personellen Gründen. Dafür erntete der Traditionsverein vom Hohen Busch jede Menge Unverständnis, von Wettbewerbsverzerrung und sportlich unfairem Verhalten war vielfach die Rede.

Schließlich sind die Mennrather fünf Spieltage vor dem Saisonende noch ganz dick im Aufstiegsrennen und bekamen so kampflos drei Punkte. Doch dieser Vorgang könnte noch eine ganz andere Dimension haben, denn ein Spieler der Viersener Erstvertretung hat sich bei unserer Redaktion gemeldet und erhebt schwere Vorwürfe gegen Vorstand und Sportliche Leitung der Viersener.

Aus Angst vor Benachteiligungen hat sich der Spieler nur anonym bei uns zu Wort gemeldet. Doch um sicherzustellen, dass es sich nicht um eine externe Attacke handelt, um die Viersener bewusst in ein schlechtes Licht zu rücken, haben wir eindeutige Beweise für seine Rolle als FC-Spieler gefordert, die der „Maulwurf“ auch liefern konnte. Wir haben Daniel Saleh in seiner Funktion als Sportlicher Leiter und Ronny Mustac als Fußballobmann der Viersener mit den Vorwürfen konfrontiert, daraufhin haben sie Stellung genommen.

In einer ersten Mail am Donnerstag, also nach der offiziellen Absage der Partie am Mittwochabend, betont der Spieler, „dass die Entscheidung des Vorstandes, gegen Mennrath nicht anzutreten, nicht von den Spielern getragen wird. Wir haben elf fitte Spieler und hätten uns gerne dem sportlichen Wettkampf gestellt“. In einer zweiten Nachricht am Freitag, nach einer „Krisensitzung“ in Anwesenheit von Saleh, legte er nach, indem er schrieb: „Es wird massiv auf den Spielbetrieb Einfluss genommen und das entspricht nicht unseren Werten als faire Sportler.“ Zusätzliche Brisanz erhalten diese Behauptungen dadurch, dass am Mittwoch, 1. Mai, der Stichtag für den Paragrafen 11 der Spielordnung ist. Der besagt unter anderem, dass Spieler in der Mannschaft festgespielt sind, in der sie zuletzt vor diesem Stichtag aktiv waren und für den Rest der Saison nicht mehr in unteren Teams eines Vereins aushelfen dürfen.

Da die FC-Reserve aber in der Kreisliga A noch in Abstiegsnöten steckt, liegt der Verdacht nah, dass die Partie der Erstvertretung abgesagt wurde, um Spieler aus ihren Reihen am Sonntag in der Zweiten einzusetzen, so dass sie danach für beide Mannschaften auflaufen können. Am Sonntag spielten auch prompt vier Aktive aus dem Kader der Ersten in der A-Liga und trugen zum 4:0-Sieg gegen den Tabellenzweiten SC Hardt bei. „Nur um die Zweite zu stärken, hätten wir das nie gemacht“, entgegnete Daniel Saleh, „wenn wir eine konkurrenzfähige Mannschaft gehabt hätten, hätten wir mit einem Sieg schließlich noch mal die Chance gehabt, Mennrath einzuholen.“ Saleh wies darauf hin, dass sich die seit Wochen andauernde Personalmisere nach dem verlorenen Pokalfinale am Ostermontag noch einmal zugespitzt habe.

Trainer Klaus Fleßers habe Ronny Mustac mitgeteilt, dass ihm nur noch neun Spieler inklusive zweier Torhüter zur Verfügung stünden und er für das Spiel in Mennrath Verstärkung aus der Reserve brauche. Dem erteilte Mustac gleich eine Absage, weil die Gefahr bestand, dass sich wegen des Stichtags 1. Mai dann Spieler unterer Mannschaft in der Erstvertretung festspielen. „Auch in der zweiten und dritten Mannschaft ist das Personal knapp. Dann hätten wir eine Mannschaft direkt abmelden können, womit wir auch dort in den Wettbewerb eingegriffen hätten“, erklärte Saleh. Die Viersener suchten auch umgehend den Kontakt zum Mönchengladbacher Thomas Klingen, Staffelleiter der Bezirksliga. „Wir haben nach Alternativen gesucht, aber da eine Verlegung nach hinten nicht möglich war und es bei uns auch keine A-Jugend gibt, haben wir keine gefunden.“ Am Mittwochabend fiel dann die Entscheidung, die Partie am Freitag abzusagen. Mennrath und die offiziellen Stellen wurden informiert.

Dass die Spieler zunächst außen vor blieben und von der Absage aus den sozialen Medien erfuhren, hält Ronny Mustac nicht für verwerflich. „Wir wussten ja, wie wenig Spieler wir zur Verfügung hatten. Es gab eine Entwicklung, und wir können nicht erst am Spieltag absagen. Das ist eine Vorstandsangelegenheit.“ Laut Daniel Saleh seien dann am Donnerstag aus den Reihen der Mannschaft elf Mann aufgeführt worden, die hätten spielen können.

„Davon hatte einer lange nicht trainiert, einer war gesperrt und ein anderer erklärte sich bereit, eine Halbzeit zu spielen. So kann ich doch nicht in ein Spiel gegen Mennrath gehen“, erklärte Daniel Saleh und betonte: „Egal, was wir gemacht hätten, irgendwo wäre es zu einer Wettbewerbsverzerrung gekommen. Die Absage gegen Mennrath hat aus unserer Sicht den geringsten Schaden angerichtet. Und letztlich muss für uns das Wohl des eigenen Vereins im Vordergrund stehen.“ Außerdem, so Saleh, sei die Absage am Donnerstag ohnehin nicht mehr zurückzunehmen gewesen.

Ein weiterer zentraler Vorwurf des Maulwurfs war, dass Daniel Saleh am Freitag Spieler unter Druck gesetzt habe, damit die am Sonntag in der Reserve spielen. „Davon kann keine Rede sein. Ich habe erklärt, dass die Reserve uns lange genug unterstützt hat und jetzt der Punkt gekommen sei, wo wir ans Gesamtwohl des Vereins denken müssen.“ Auch behauptete der Maulwurf, dass die Absage selbst ohne das Wissen der Trainer Klaus Fleßers und Alexi Triantafillidis erfolgt sei. Das ist für Ronny Mustac „totaler Quatsch“: „Ich habe mehrere Gespräche mit Klaus Fleßers über das Thema geführt.“

Mit dem Ergebnis der Absage ist der Fußballobmann sehr zufrieden, jetzt könne die Saison mit allen Teams zu Ende gespielt werden: „Die Außenwirkung ist mir egal. Ich finde, das war eine sehr gute Entscheidung im Sinne des Vereins.“ Die spannende Frage ist aber, in welcher Atmosphäre das Saisonfinale beim 1. FC Viersen abläuft, wenn die Stimmung unter den Spielern der Erstvertretung so ist, wie es sich aufgrund des Auftritts des Maulwurfs vermuten lässt.

Aufrufe: 030.4.2019, 19:44 Uhr
RP / David Beineke & André NückelAutor