2024-04-30T13:48:59.170Z

Interview
– Foto: Thomas Rinke

"Marco Reus war mein Trauzeuge"

Interview: Fabian Bäcker, Trainer von Germania Ober-Roden, über Freundschaften im Profifußball, Verletzungen und seine Zeit nach der Karriere

Mit 14 Jahren zog es den gebürtigen Nordhessen Fabian Bäcker an den Niederrhein zu Borussia Mönchengladbach. Dort spielte sich der Angreifer ins Rampenlicht des deutschen Profifußballs. Im Interview erzählt der Trainer des Verbandsligisten Germania Ober-Roden, warum es trotzdem nicht für die ganz große Karriere gereicht hat, ordnet seine weiteren Karrierestationen in Aachen und Offenbach ein und wirft einen Blick in die Zukunft.

FuPa Darmstadt: Herr Bäcker, bei Borussia Mönchengladbach haben Sie sich über die Juniorenauswahlen bis in die Bundesliga hochgearbeitet. Bei ihren zwei Profieinsätzen im Borussiapark gelang ihnen bei der ersten Einwechslung gegen den VfL Bochum sogar direkt ein Treffer. Mit welchen Gedanken blicken Sie auf ihre Zeit am Niederrhein zurück?

Fabian Bäcker: Es war eine überragende Zeit, in der ich sehr viel gelernt habe. Ich bin damals mit 14 Jahren zu Hause ausgezogen und in den Fohlenstall (Internat von Borussia Mönchengladbach) gezogen, wo ich mich wirklich sehr wohlgefühlt habe. Ohne meine Familie, die mich stets unterstützt hat, wäre dies aber alles nicht möglich gewesen.

FuPa Darmstadt: In dieser Zeit standen Sie mit späteren Nationalspielern wie Marco Reus und Patrick Herrmann gemeinsam auf dem Platz. Besteht heute noch Kontakt zu Mitspielern von damals?

Bäcker: Man muss dazu sagen, dass viele kurze Bekanntschaften aus der Welt des Fußballs nicht lange halten - wie im normalen Leben auch. In der Tat stehe ich aber noch immer in engeren Kontakt mit einigen Mitspielern. So ist beispielsweise Marco Reus der Trauzeuge meiner Frau und mir.

FuPa Darmstadt: Warum hat es am Ende in Gladbach nicht zum Durchbruch gereicht?

Bäcker: Im Fußball braucht man viel Talent und Glück. Ich kann von mir behaupten, dass ich zu jeder Zeit alles gegeben habe und deswegen auch mit einem guten Gewissen in den Spiegel schauen kann. Sicherlich wäre es für meine Karriere besser gewesen, einen Trainer gehabt zu haben, der meine Qualitäten erkannt hätte. Aber am Ende hat bei mir vielleicht auch das sogenannte i-Tüpfelchen gefehlt.

FuPa Darmstadt: Danach folgten Transfers zu Traditionsvereinen wie Alemannia Aachen und Kickers Offenbach. Waren speziell diese Jahre für den weiteren Verlauf Ihrer Karriere prägend?

Bäcker: Ich habe in diesen Jahren viele Höhen und Tiefen erlebt, was sicherlich auch mit den wirtschaftlichen Situationen der Vereine zusammenhing. Letztlich habe ich unter Trainern wie Friedhelm Funkel, Arie van Lent und Rico Schmidt viel gelernt und mitgenommen. Zum Ende meiner Zeit in Offenbach hat mich dann leider eine schwere Knieverletzung zurückgeworfen ...

FuPa Darmstadt: ... Weshalb Sie nach nur einem Jahr bei Bayern Alzenau 2017 in die Verbandsliga zu Germania Ober-Roden gewechselt sind?

Bäcker: Genau. Zu viel Training wäre für mein Knie einfach nicht mehr gut gewesen. Ich musste mir die Frage stellen, ob es das wirklich wert ist, mit 30 Jahren ein künstliches Kniegelenk zu bekommen. Deswegen habe ich die Entscheidung getroffen, nach Ober-Roden zu wechseln, wo auch meine Frau und mein Freundeskreis aktiv sind. Für mich war schon immer klar, dass es mich irgendwann dorthin ziehen wird.

FuPa Darmstadt: Hinter de, 1. FC Germania liegen ereignisreiche Jahre. Wie sehen Sie ihre bisherige Zeit dort?

Bäcker: Grundsätzlich war es eine sehr schöne Zeit, in der ich sportlich eine Menge beitragen konnte. Wir haben die Verbandsliga ein wenig aufgemischt und uns jeweils in der oberen Tabellenhälfte immer fest etabliert. Dabei muss erwähnt werden, dass besonders der damalige Trainer Adeniyi Akinwale sehr viel dazu beigesteuert hat und uns allen viel mitgegeben hat. Insgesamt würde ich den Transfer zur Germania als perfekten Abschluss meiner Karriere als Spieler bezeichnen.

FuPa Darmstadt: Nachdem Akinwale den Verein berufsbedingt verlassen musste, haben Sie den Trainerposten übernommen. Im Nachhinein die richtige Entscheidung?

Bäcker: Auf jeden Fall. Das Angebot kam damals sehr unerwartet, aber diese Chance musste ich einfach nutzen, was ich auch nicht bereut habe. Es macht unglaublich viel Spaß, mit dem Team zu arbeiten und gemeinsam die Ziele zu erarbeiten. Unabhängig von diesem Jobangebot war mir aber schon länger klar, dass ich irgendwann mal eine Mannschaft trainieren möchte.

FuPa Darmstadt: Wo sehen Sie die Germania in Zukunft?

Bäcker: Grundsätzlich bin ich froh, wenn wir in nicht allzu langer Zeit wieder auf dem Platz stehen können. Wir hatten im Winter eine gute Vorbereitung und können auch ohne die namhaften Spieler, die uns in den vergangenen Wochen verlassen hatten, gut mithalten. Ob es in den nächsten Jahren auch mal für einen Aufstieg in die Hessenliga reicht, wird man sehen. Aber ich bin der Meinung, dass die Verbandsliga für Germania genau die richtige Liga ist.

FuPa Darmstadt: Wie geht es bei Ihnen in den nächsten Jahren weiter Ist ein längerer Verbleib in Rödermark denkbar, oder zieht es Sie irgendwann auch mal zu einem größeren Verein?

Bäcker: Für mich ist klar, dass ich mich erstmal hier sehe und wie geplant mit unserem Co-Trainer Erich Jäger in die neue Saison gehe. Was danach kommt, wird man sehen. Der Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft, in dem man schwer sagen kann, was in ein oder zwei Jahren ist. Man muss abzuwarten, ob sich für mich auch mal eine größere Herausforderung auf der Trainerbank anbietet.

Aufrufe: 028.3.2020, 07:06 Uhr
Dennis GlockAutor