2024-05-24T11:28:31.627Z

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Trainer Marco Mayer verlässt die Spielvereinigung Lindau nach zwei Jahren. ArchivFoto: JoseF Kopf
Trainer Marco Mayer verlässt die Spielvereinigung Lindau nach zwei Jahren. ArchivFoto: JoseF Kopf
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Marco Mayer kehrt ins Allgäu zurück

Spielertrainer der SpVgg Lindau hört zum Saisonende auf – Neuer Job in Weiler

Lindau / sz - Endlich Ruhe. Während der Winterpause hatte Marco Mayer, Spieltrainer des Fußball-Kreisligisten SpVgg Lindau, nach anstrengenden Wochen endlich einmal Zeit, sich zu erholen. Und sich Gedanken zu machen. Noch vor dem Jahreswechsel traf der 35-Jährige eine Entscheidung: Er wird die Spielvereinigung Lindau nach der laufenden Saison verlassen. Zu kräftezehrend waren die vergangenen eineinhalb Jahre, seit er im Sommer 2018 von seinem Heimatverein SV Beuren im Allgäu an den Bodensee kam. Damit meint er weniger die Arbeit mit der Mannschaft auf dem Platz, als vielmehr die Turbulenzen und Schlagzeilen rund um den Verein unter der Führung von Schönheitschirurg und nunmehr SpVgg-Ehrenpräsident Werner Mang. „Lindau war und ist ein schwieriges Pflaster“, sagt Mayer. „Als ich hierherkam, dachte ich, der Fußball und der Verein stehen im Vordergrund. Aber es ging leider oft um andere Dinge.“ Obwohl ihn viele Trainerkollegen vor der SpVgg gewarnt hätten, habe ihn das Projekt gereizt. Doch schnell musste er feststellen: „Es gab viele Egos, die ihre eigenen Interessen durchdrücken wollten und es wurde im Umfeld sehr viel Negatives an den Verein herangetragen.“

Von Beginn an stand er mit seiner Mannschaft in den Schlagzeilen, auch weil die SpVgg unter Mang ebendiese in schöner Regelmäßigkeit produzierte – was immer wieder Unruhe in die Mannschaft brachte. Drei Beispiele: Als die SpVgg in der vergangenen Saison kurz vor den Relegationsspielen um den Aufstieg stand – von Anfang an Mayers großes Ziel –, fand in Lindau das Jahrhundertspiel gegen den FC Bayern München statt. „Das war natürlich ein absolutes Highlight. Aber es hat den Fokus der Mannschaft vollkommen vom eigenen Ziel abgelenkt“, sagt Mayer. Nach dem verpassten Aufstieg sollte der Sprung in die Bezirksliga in dieser Saison unbedingt klappen. Doch bevor die neue Spielzeit überhaupt gestartet war, herrschte erneut Unruhe, nachdem Mang bei der Präsentation der neuen Spieler den Trainer ordentlich unter Druck setzte: „Wenn wir nicht Herbstmeister werden mit mindestens drei bis sechs Punkten Vorsprung, dann wird radikal ausgetauscht“, sagte der mittlerweile zurückgetretene Präsident in aller Deutlichkeit. „Nach diesem Tag hätte ich eigentlich den Schlussstrich ziehen müssen“, meint Mayer .

Mitten im Spiel entlassen – und nach dem Spiel dann doch nicht

Der dritte Fall: Im fünften Saisonspiel gegen Langenargen sei der Präsident in der 49. Minute – die SpVgg führte bereits mit 3:0 – zu ihm gekommen und habe ihn entlassen, weil er einer Anweisung widersprochen hatte. Nach dem deutlichen 5:1-Sieg gegen den FVL habe Mang die Kündigung zurückgenommen. „Das war natürlich der Höhepunkt“, sagt Mayer, der dennoch die Bedeutung des Schönheitschirurgs für die Entwicklung des Vereins betont. So habe sich die Jugendarbeit in den vergangen Jahren deutliche verbessert. „Ich habe immer gesagt, dass Lindau auf Dauer nur mit der Unterstützung des Professors sportlich höherklassig spielen kann“, sagt Mayer und erklärt: „Da Lindau direkt an der Grenze liegt, tut man sich sehr schwer sich gegen den finanziell stark geprägten österreichischen Fußball zu wehren – selbst in den unteren Klassen.“

Auch wenn er selbst die Spielvereinigung zum Saisonende verlassen wird, ist er sicher, dass sich der Verein unter dem neuen Vorstandschaft um Michael Lehmann weiter gut entwickeln wird. Er selbst sieht seine Zukunft aber höherklassig. Zur neuen Saison wir der 35-Jährige das Traineramt beim Landesligisten FV Rot-Weiß Weiler übernehmen und dort Jürgen Kopfsguter ablösen, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft. „Weiler ist ein sehr strukturierter Verein“, sagt Mayer über seinen neuen Arbeitgeber, für den er bereits als Spieler von März 2011 bis Juni 2012 auflief. Mayer, der nur noch von der Seite und nicht mehr auf dem Platz coachen wird, freut sich auf die neue Aufgabe in der Landesliga.

Dennoch will er seine Aufgabe bei der Spielvereinigung in Zusammenarbeit mit dem neuen Vorstand ordentlich zu Ende bringen. „Ich will es durchziehen, auch wenn es schwierig wird. Ich habe das Ziel, einen soliden Grundstein für die nächsten Jahre zu legen“, sagt er. Ein Abschied schon in der Winterpause kam für Mayer daher nicht infrage – auch weil er die Gefahr sah, dass die SpVgg dann endgültig auseinanderbricht. Schon so gab es in der Winterpause einen großen Umbruch beim Tabellendritten der Kreisliga A2. Sechs Spieler haben den Verein verlassen, darunter die Stammkräfte Alexander Koppers (FV Ravensburg), Musa Gaye (SV Beuren), Alexandros Nikolaidis (FC Wangen) und Misel Saric (SV Lochau). Elf neue Spieler – hauptsächlich ehemalige Lindauer und Kicker aus der Region – stoßen dafür neu zur Mannschaft.

Für Mayer bedeutet das, erneut eine neue Mannschaft aufzubauen. Dennoch freut er sich auf die Rückrunde und hält den Aufstieg nach wie vor für möglich. „Klar ist, dass wir das Maximum rausholen wollen. Und ich freue mich auf die Rückrunde. Die Mannschaft hat jetzt endlich keinen Druck mehr – und das kann sich sehr positiv auswirken.“

Aufrufe: 028.1.2020, 19:26 Uhr
Schwäbische Zeitung / Martin DeckAutor