2024-04-25T14:35:39.956Z

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Andreas Kölbl   Foto:Grübl
Andreas Kölbl Foto:Grübl

»Man muss die Leute mit Leistung überzeugen«

Mit 22 Jahren wurde der frühere Landesligaspieler Andreas Kölbl Spielertrainer beim Kreisligisten SV Lalling

Vor gut zweieinhalb Jahren staunte man in der regionalen Szene nicht schlecht. Der SV Lalling verpflichtete Eigengewächs Andreas Kölbl als Spielertrainer. Eigentlich kein ungewöhnlicher Prozess, da sich der Mittelfeldspieler bei der SpVgg GW Deggendorf, der SpVgg Kirchdorf-Eppenschlag und der DJK Vilzing den Ruf eines guten Landesligaspielers verschaffte.

Der Hundinger war aber zu dem Zeitpunkt der Rückkehr nach Lalling gerade einmal 22 Jahre alt. "Das muss man nicht wirklich verstehen", kommentierte ein ehemaliger Trainer Kölbls dessen Schritt. "Ich habe alles richtig gemacht", bilanziert dieser im Februar 2011 schmunzelnd. Die Gründe für den Schritt zum Heimatverein sind einleuchtend. "Ich habe nach meiner Ausbildung zum Großhandeslkaufmann das Abitur nachgemacht und dann im Oktober 2008 mit dem Studium zum Berufsschullehrer in München begonnen. Studium und Landesligafußball waren miteinander nicht mehr zu vereinbaren."

Viele Experten sahen den schussgewaltigen Dauerläufer noch lange nicht am Zenit seiner Entwicklung angelangt. "Sicher hätte ich gerne weiter höherklassig Fußball gespielt, aber man muss halt im Leben bestimmte Prioriäten setzen." Zudem zeichnete sich bei Andreas Kölbl bereits früh ein mögliche Trainerlaufbahn ab. Bereits als 19-jähriger legte er die C-Lizenzprüfung ab und coachte beim SV Lalling Juniorenmannschaften. "Mir war klar, dass ich irgendwann als Trainer im Herrenbereich arbeiten möchte", erklärt der 25-jährige. Als bekannt wurde, dass Kölbl beruflich nach München gehen wird, schaltete der SV Lalling schnell und sicherte sich die Dienste seines Eigengewächses.

"Ich bin beim SV Lalling groß geworden. Der Verein ist sehr familär geführt, man betreibt seit Jahren eine sehr gute Jugendarbeit und der Anreiz mit jungen Spielern etwas aufzubauen, war sehr verlockend", erinnert sich der angehende Pädagoge zurück. Auch der zeitliche Aufwand ließ sich schultern, da das Abschlußtraining der Lalliinger Fußballer im Regelfall am Freitag stattfindet. "Hier musste ich maximal einmal in der Woche heimfahren, bei einem höherklassigen Engagement als Spieler wäre dies zwei- bis dreimal wöchentlich der Fall gewesen" Die sportliche Bilanz beim SV Lalling lässt sich sehen. Im Premierenjahr spielte man lange Zeit ganz vorne mit, ehe man im Früjahr viele Ausfälle zu beklagen hatte und auf den sechsten Rang zurückfiel. Nach Platz sieben im Vorjahr, überwintert man aktuell auf Tabellenplatz sechs. "Wir setzen auf lauter Eigengewächse und in Lalling wird nur der Trainer bezahlt. Ich denke, dass wir unter diesen Umständen sehr zufrieden sein können."

Auch die Akzeptanz des spielenden Coaches ist vorbildlich. "Trotz meines jungen Alters hatte ich bisher eigentlich nie irgendwelche ernsthaften Probleme mit Funktionären, Spielern und Zuschauern. Man muss die Leute mit Leistung überzeugen können", betont Andreas Kölbl, der 2010 die B-Lizenz erworben hat. Dennoch hat der ehemalige Bayernligajuniorenkicker auch gelernt, dass man konsequent sein muss. "Es ist schon nicht einfach, wenn man einen Spieler, mit dem man beispielsweise aufgewachsen ist, auf die Bank setzen muss oder ihm sagen muss, dass er nur in der Zweiten spielt. Sportliches und Privates muss man hier knallhart trennen können." Ob der Jungspund in der nächsten Saison auch noch die sportlichen Geschicke beim langjährigen Bezirksligisten leitet, steht noch nicht fest. "Hier werden bald Gespräche geführt werden. Wir stoßen halt derzeit etwas an unsere Grenzen. Wenn wir sportlich weiter voran kommen möchten, dann wären Verstärkungen von Nöten."

Deshalb kann sich der Übungsleiter auch vorstellen, dass er eine neue Aufgabe in Angriff nimmt. "Mein Herz hängt am SV Lalling. Aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mich ein höherklassiges Engagement nicht reizen würde." Man darf also gespannt sein, ob die Ehe zwischen Andreas Kölbl und dem SV Lalling fortgesetzt wird. "Nur" als Spieler wird der 25-jährige wohl nicht mehr angreifen. "Man soll das zwar nie ausschließen, aber der Trainerjob macht mir schon sehr viel Spaß und ich möchte eigentlich schon als Spielercoach weitermachen." Zeitlich sieht es für Kölbl zukünftig wieder besser aus. "Ich habe meine Wohnung in München gekündigt und wohne wieder ganz daheim. Ich fahre mit dem Zug zwei, drei Mal in der Woche zur Uni."

Aufrufe: 02.2.2011, 11:36 Uhr
Thomas SeidlAutor