2024-06-04T08:56:08.599Z

Interview
Ambitionierte Ziele: Christian Krzyzanowski befindet sich als Aufsteiger mit dem VfR Neuburg in der Spitzengruppe der Landesliga Südwest. Sein Ziel ist die Bayernliga.  Foto: Xaver Habermeier
Ambitionierte Ziele: Christian Krzyzanowski befindet sich als Aufsteiger mit dem VfR Neuburg in der Spitzengruppe der Landesliga Südwest. Sein Ziel ist die Bayernliga. Foto: Xaver Habermeier

„Man braucht Visionen, um sich zu entwickeln“

Christian Krzyzanowski peilt mit dem VfR Neuburg den Aufstieg in die Bayernliga an +++ Der Trainer spricht über die Gründe für den positiven Saisonverlauf und wagt einen Ausblick +++ Dabei hat er ein ambitioniertes Ziel im Blick

Zu Beginn seiner Amtszeit spielte der VfR Neuburg in der Kreisliga, dreieinhalb Jahre später spielen die Lila-Weißen mit ihrem Trainer Christian Krzyzanowski in der Spitze der Landesliga Südwest mit. Der Coach sieht aber noch längst nicht das Ende der Fahnenstange erreicht, wie er im Interview verrät.

Christian Krzyzanowski, was hätten Sie geantwortet, wenn Ihnen vor der Saison jemand 40 Punkte nach 20 Spielen prophezeit hätte?

Krzyzanowski: Ich hätte ihm wohl geantwortet, dass das ein zu hohes Ziel für uns ist. Zum einen kannte ich die Landesliga nicht, zum anderen wusste ich nicht, wie die Neuzugänge einschlagen und sich unsere Spieler entwickeln.

Das ursprüngliche Ziel war der Klassenerhalt. Ist demnach die Liga schwächer als erwartet?

Krzyzanowski: Nein. Meine Mannschaft hat mich überrascht. Unsere Neuzugänge Dominik Jozinovic, Dominik Schröder und Marco Friedl haben super eingeschlagen. Auch Pascal Schittler und Niklas Golling, die aus der Jugend kamen, haben uns verstärkt. Außerdem haben sich die Spieler, die vor zwei Jahren noch Kreisliga gespielt haben, unwahrscheinlich entwickelt und schnell an die Landesliga angepasst.

Gibt es Grenzen für diese Spieler?

Krzyzanowski: Ja. Der ein oder andere Spieler stößt an eine Grenze. Das ist aber ganz normal, wenn man zwei, drei Ligen höher spielt. Aber die Jungs sind sehr lernwillig und engagiert, diese Grenzen auszudehnen.

Man hatte das Gefühl, dass die Mannschaft am Ende am Zenit war. Im Kalenderjahr 2018 mussten 32 Punktspiele absolviert werden...

Krzyzanowski: Das stimmt. Gerade in Phasen mit vielen Verletzten wurde uns aufgezeigt, dass der ein oder andere Spieler, der hinten dran stand, noch nicht so weit war. Letztlich haben wir heuer 23 Siege gefeiert und nur sechs Mal verloren. Das ist auch unserem Fitnesstrainer Peter Maier zu verdanken, der auf diesem Gebiet eine Ikone ist.

Wäre ohne das angesprochene Verletzungspech sogar noch mehr drin gewesen?

Krzyzanowski: Davon bin ich überzeugt. Negativer Höhepunkt war das Spiel in Kempten, als wir nur einen Auswechselspieler zur Verfügung hatten. Immer wieder sind Spieler mit kleineren Verletzungen ausgefallen. Entscheidend waren zwei längerfristige Ausfälle. Als unser Kapitän Sebastian Habermeyer fehlte, kassierten wir vier dieser sechs Niederlagen. Ray Bishop hat uns mit 22 Toren zum Aufstieg geschossen. In der Landesliga bringt er es erst auf zwei Treffer, da er lange Zeit fehlte. Wenn dann auch noch Alexander Müller, der uns seit August nur sporadisch zur Verfügung steht, immer dabei gewesen wäre, hätten wir einen geringeren Rückstand auf den TSV Landsberg.

Ist Landsberg das Maß aller Dinge in der Landesliga?

Krzyzanowski: Ja, Landsberg ist das Maß aller Dinge. Wenn wir aber unsere beiden Nachholspiele gewinnen, sind wir nur drei Punkte hinter ihnen. Dann spielen wir auch noch gegen sie. Wir haben also noch alles in unserer eigenen Hand.

Ist demnach der Aufstieg das Ziel des VfR?

Krzyzanowski: Unser Ziel ist ganz klar, aufzusteigen. Alles andere wäre nicht glaubhaft und ist auch keine Motivation. Wenn du am Ende der Herbstrunde das ursprüngliche Ziel, den Klassenerhalt, erreicht hast, musst du dir neue Ziele stecken. Dementsprechend werden wir in der Vorbereitung hart arbeiten und schauen, dass wir den einen oder anderen Neuzugang präsentieren können, der uns noch stärker macht.

Können Sie schon verraten, wer kommen wird?

Krzyzanowski: Sicher ist die Verpflichtung von Richard Theizz. Er ist ein 19-jähriger Mittelfeldspieler aus der Slowakei, der bereits mittrainiert hat und uns sicher weiterhelfen wird. Außerdem sehen wir in der Offensive Bedarf, da wir zuletzt nicht mehr viele Tore geschossen haben.

Kommen wir auf die allgemeine Situation beim VfR Neuburg zu sprechen. Der Verein erlebt die beste Zeit seit vielen Jahren...

Krzyzanowski: Das ist richtig. Der Verein spielt erstmals seit 31 Jahren wieder in der Landesliga. Wir haben eine junge Mannschaft, die von der Öffentlichkeit positiv wahrgenommen wird. Vor drei Jahren hatten wir einen Zuschauerschnitt von 150 Leuten, jetzt sind es 350.

Wo soll die Entwicklung des VfR Neuburg in naher Zukunft hingehen?

Krzyzanowski: Als ich vor knapp drei Jahren angefangen habe, steckte der Verein als Kreisligist sportlich am absoluten Tiefpunkt. Damals habe ich gesagt, in die Landesliga zu wollen. Jetzt sind wir dort und sollten uns neue Ziele stecken. Wir müssen unsere jungen Spieler entwickeln und mit dem einen oder anderen qualitativ hochwertigen Neuzugang verstärken. Damit sollte spätestens in zwei oder drei Jahren die Bayernliga möglich sein. Danach sollte sich die Frage stellen, ob in sechs oder sieben Jahren bei passenden Rahmenbedingungen sogar die Regionalliga möglich ist. Bestes Beispiel ist der VfB Eichstätt, der mit uns 2004 noch gemeinsam in der Bezirksliga gespielt hat.

Was müsste passieren, um dieses hoch gesteckten Ziel zu erreichen?

Krzyzanowski: Wir haben mit Martin Pfautsch und Harald Rogalinski erstklassige Leute im Vorstand, die sehr viel für den Verein tun. Natürlich müsste im Umfeld noch einiges passieren. Außerdem müssten externe Spieler verpflichten werden. Aber das ist Zukunftsmusik.

Sehen Sie die Bereitschaft im Verein, diesen Weg zu gehen?

Krzyzanowski: Ja. Natürlich ist es ein zweischneidiges Schwert. Wir wissen, was wir an unseren Jungs haben. Doch auch sie würden von starken Neuzugängen profitieren, sich entwickeln. Zehn Jahre Landesliga sind auch öde. Wer keine Visionen hat, wird sich nicht weiterentwickeln. Eine wichtige Rolle in den Planungen spielt übrigens auch unsere zweite Mannschaft.

Die spielt in der B-Klasse, wurde erst vor der Saison neu gemeldet...

Krzyzanowski: Die Entwicklung ist positiv, Karl Iblher macht einen tollen Job. Ziel muss es sein, in zwei, drei Jahren in der Kreisklasse zu spielen. Irgendwann soll es dann die Kreisliga, vielleicht die Bezirksliga sein. Der Unterbau muss stimmen. Dafür sollte die Verzahnung mit der JFG Neuburg noch enger werden.

Sie sind seit dreieinhalb Jahre beim VfR. Ist es Ihre Idealvorstellung, noch viele Jahre weiterzumachen?

Krzyzanowski: Es macht sehr viel Spaß, mit den Spielern und den Leuten im Verein zu arbeiten. Der VfR Neuburg ist mein Stammverein. Ich hätte große Lust, lange weiterzumachen. Das liegt aber nicht in meiner Hand.

Trotz der guten Saison gab es Nebengeräusche. Wie bewerten Sie mit etwas Abstand den Abgang des sportlichen Leiters Martin Stanek?

Krzyzanowski: Unser Erfolg ist ganz eng mit der Person Martin Stanek verbunden, da er wichtige Transfers eingeleitet hat. Daher ist sein Abgang ein großer Verlust für den Verein. Aber man muss seine Gründe akzeptieren. Martins Aufgaben müssen nun auf mehrere Schultern verteilt werden. Sein Nachfolger Roland Portune macht einen guten Job.

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Aufrufe: 08.12.2018, 17:52 Uhr
Neuburger Rundschau / Benjamin SigmundAutor