Ludwig: "Zulauf an Mitgliedern wurde abrupt gestoppt"

FuPa Sachsen: Wie steht ihr zur Generalabsage bis zum 19.04.2020 - richtig oder übertrieben? Wann denkt ihr rollt realistisch wieder der Ball?
Ronny Ludwig: Aufgrund der aktuellen Lage muss man wohl davon ausgehen, dass die Entscheidung richtig war. Wenn man die Bilder aus Spanien und vor allem Italien sieht, kann man erahnen, was uns bei einer Überlastung des Gesundheitswesens hierzulande erwarten würde. Demzufolge müssen Entscheidungen getroffen werden, die dieses Szenario verhindern oder zumindest nach hinten verschieben. Wann der Ball wieder rollt, kann ich nicht abschätzen. Es könnte eine lange fußballfreie Zeit werden.

Was kann man machen, um in einer solchen Situation das Vereinsleben aufrecht zu erhalten? Welche Maßnahmen ergreift ihr?
Die Kontaktsperre schränkt das Vereinsleben natürlich sehr ein. Zudem sind die Sportplätze weitestgehend gesperrt. Da spielt sich vieles in den WhatsApp-Gruppen und in den sozialen Netzwerken ab. Bei uns haben sogar schon Trainer und Spieler Online-Anleitungen für Home-Training in Videobotschaften verpackt. Auf Leitungsebene kommunizieren wir seit kurzem in Video-Konferenzen.

Wie sieht es mit konkreten Konsequenzen für Euren Verein aus? Ist schon klar, dass es womöglich nun Probleme (bspw. in der Finanzierung) geben könnte? Welche Herausforderungen und Sorgen habt ihr?
Im Moment sind die negativen Konsequenzen noch nicht allzu groß, mal abgesehen davon, dass mit Einstellung des Trainings- und Spielbetriebs natürlich die eigentliche Grundlage unserer Arbeit fehlt. Unser Platzpersonal arbeitet noch im normalen Betrieb. Ihnen wurde freigestellt, ob sie daheim bleiben wollen oder unter Beachtung der Sicherheitshinweise weiter arbeiten möchten. Alle drei kommen weiterhin freiwillig zur Arbeit. Finanziell sind wir gut aufgestellt. Nun zahlt es sich aus, dass wir in der Vergangenheit auf freiwilliges und ehrenamtliches Engagement gesetzt haben. Das heißt kein Spieler bekommt bei uns Geld. Die wenigen fehlenden Zuschauereinnahmen werden durch die fehlenden Schiedsrichterkosten kompensiert. Große Sponsoren hatten wir eh nicht und mit den kleinen Gönnern verbindet uns eh eine große Solidarität. Der Zulauf an neuen Mitgliedern wurde durch die Krise natürlich abrupt gestoppt, obwohl im Frühjahr gewöhnlich dort viele Neuanmeldungen zu verzeichnen sind. Die ca. 420 Mitglieder unserer Fußballabteilung halten uns bisher treu die Stange.

Wie sollte eurer Meinung nach mit der unterbrochenen Saison verfahren werden (Abbruch, Weiterführen, Annullieren, etc.)? Was ist die aus Vereinssicht beste Lösung?
Das ist eine ganz schwierige Sache. Ob die Saison noch zu Ende gebracht werden kann, hängt vom verbleibenden Zeitfenster ab. Am fairsten wäre im Falle eines Abbruch wahrscheinlich ein Annullieren der Saison, wobei in diesem Fall natürlich alle Teams aufschreien werden, die auf Meisterschafts- oder Aufstiegsrängen stehen. Verlierer gibt es aber bei jedem Szenario. Eine Wertung der Hinrunde ist auch schwierig, zumal einige wenige Teams auch da sogar noch offene Nachholepartien haben. Zudem wird vieles auch von der Lösung im Profibereich abhängen, die bis in den unteren Amateurbereich Auswirkungen haben dürfte (Auf- und Absteiger). Alles sehr schwierig...
Vielen Dank für deine Stellungnahme zu diesem Thema, alles Gute für Dich und natürlich vor allem Gesundheit, Ronny!