2024-05-17T14:19:24.476Z

Interview

BSG Chemie Leipzig ruft gleich mehrere Initiativen ins Leben

Der Quarantäne-Check: Mit Erik Peters, Spielender Co-Trainer der BSG Chemie Leipzig U23

Es ist eine Zeit mit vielen Fragezeichen und Ungewissheiten. Mittendrin der Sport und die "schönste Nebensache der Welt" - den Fußball. Die Coronavirus-Pandemie legt die Sportwelt bisweilen komplett lahm und stellt Verbände, Vereine und Sportler vor große neue Herausforderungen sowie mitunter finanzielle Probleme.
Wir haben einmal das Ohr an die Schienen gelegt, wollen die Stimmen und Stimmungen aus den Vereinen aufsaugen und im gemeinsamen Austausch herausfinden wie ihr mit dem Ausnahmezustand umgeht und welche Lösungsansätze gefunden werden:
FuPa Sachsen: Wie steht ihr zur Generalabsage bis zum 19.04.2020 - richtig oder übertrieben? Wann denkt ihr rollt realistisch wieder der Ball? Erik Peters: "Die Generalabsage ist nicht diskutabel. Im Moment sind einfach andere Dinge wichtiger als der Fußball. Ihr habt in eurer Einleitung zum Interview den richtigen Spruch gewählt: „Fußball, die schönste Nebensache der Welt“ und aktuell ist es ganz einfach eine Nebensache. Der gesundheitliche Aspekt steht zur Zeit im Vordergrund und wir sind alle angehalten unsere Mitmenschen zu schützen und Solidarität zu zeigen, um gemeinsam diese Krise zu überwinden.
Wann der Ball wieder rollt, ist schwierig zu sagen. Wir gehen nicht von einer baldigen Wiederaufnahme des Spielbetriebes aus. Auch wenn in den Profiligen verschiedene Konzepte erstellt werden, ist es im Amateurbereich durchaus schwieriger Spiele, zum Beispiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit, stattfinden zu lassen. Da wird Sicherheitspersonal benötigt usw. Außerdem wird die Coronakrise sicherlich noch einen langen Rattenschwanz hinter sich herziehen, sodass es nach der Zeit der Ausgangsbeschränkungen erst einmal andere „Baustellen“ gibt, wie die Wiederaufnahme der verschiedenen Arbeitssektoren. Obwohl allen Sport- und Fußballbegeisterten ein bisschen Ablenkung gut tun würde."

Was kann man machen, um in einer solchen Situation das Vereinsleben aufrecht zu erhalten? Welche Maßnahmen ergreift ihr? Das Vereinsleben ist größtenteils zur Ruhe gekommen, beziehungsweise werden wichtige Funktionen aus dem Homeoffice heraus getätigt. Unsere Greenkeeper arbeiten weiterhin an der Aufrechterhaltung der Sportanlage und den Räumlichkeiten. Wir als zweite Mannschaft stehen über Social Media in Kontakt, wie die anderen Vereine sicherlich auch. Das Trainerteam gibt zu den gewöhnlichen Trainingszeiten der Mannschaft kleinere Aufgaben an die Hand. Viele Spieler nutzen die Möglichkeiten und absolvieren diese gemeinsam im „Social Distancing“ über die sozialen Netzwerke. Vielmehr ist zur Zeit auch nicht möglich, will man die Vorschriften einhalten. Des Weiteren veröffentlicht der Verein kleinere Videos online, in denen Spieler/Trainer/Funktionäre Videobotschaften zur Aktion „Bleibt fit“ mit Vorschlägen für Beschäftigungen einspielen.


Wie sieht es mit konkreten Konsequenzen für Euren Verein aus? Ist schon klar, dass es womöglich nun Probleme (bspw. in der Finanzierung) geben könnte? Welche Herausforderungen und Sorgen habt ihr? Die Konsequenzen für die BSG Chemie Leipzig muss man differenziert zu anderen Vereinen aus der Stadtliga sehen. Die erste Mannschaft ist in der Regionalliga vertreten und der Verein sieht sich daher mit ganz anderen Problemen konfrontiert, als manch anderer Verein, schon allein aufgrund der unterschiedlichen Vereinsstrukturen. Um die finanziellen Einbußen zu decken, ist die Aktion „Das kann doch einen Leutzscher nicht erschüttern“ ins Leben gerufen wurden und verläuft sehr erfolgreich. Darüber gibt es auch schon Artikel auf eurer Homepage. Wir als zweite Mannschaft haben ebenso ein Paket erworben und tragen unseren Teil dazu bei.

Wie sollte eurer Meinung nach mit der unterbrochenen Saison verfahren werden (Abbruch, Weiterführen, Annullieren, etc.)? Was ist die aus Vereinssicht beste Lösung? Die perfekte Lösung wird es nicht geben, das sollte uns allen bewusst sein. Die Tragweite der aktuellen Lage ist einfach noch nicht absehbar, wodurch eine baldige Lösungsfindung unwahrscheinlich erscheint. Der fairste Kompromiss bleibt sicherlich die Annullierung der Saison. Zum einen sind zu viele Spieltage noch nicht absolviert, vereinzelt warten sogar Spiele aus der Hinrunde auf ihre Austragung. Zum anderen gibt es bei allen anderen Konzepten zu viele unsichere Variablen. Die Vorstellung von englischen Wochen stellt für viele Vereine ein logistisches Problem (Fahrtwege, Platzkapazitäten usw.) dar. Wie wird außerdem mit den Pokalwettbewerben verfahren? Die terminlichen Fristen, zum Beispiel von Wechselfenstern, müssten eingehalten werden. Mit einer Annullierung der Saison verärgert man sicherlich die Mannschaften mit Aufstiegsambitionen, aber wir alle wissen, wie viel in einer zweiten Saisonhälfte passieren kann. So scheint diese Lösung, mit der Aussicht auf eine längere Vorbereitung und Vorfreude für die nächste Spielzeit, die Beste. So bleibt den Vereinen ausreichend Zeit, um das Vereinsleben wieder zu reinstallieren. Vielleicht ist dann mit der Aufnahme des Spielbetriebes der Ärger über eine Annullierung bei den betreffenden Teams schon verflogen.


Vielen Dank für deine Stellungnahme zu diesem Thema, alles Gute für Dich & deinen Club und natürlich vor allem Gesundheit, Erik!
Aufrufe: 019.4.2020, 11:30 Uhr
FuPa LeipzigAutor