2024-06-14T14:12:32.331Z

Pokal
– Foto: FuPa Lüneburg

LTS-Kicker holen alles aus sich raus

Starke kämpferische Leistung reicht im Lotto-Pokalfinale gegen den Bremer SV nicht – Ley-Team mit Chancen im ersten Durchgang

BREMEN. Als Schiedsrichter Cedric Philipp nach fünfminütiger Nachspielzeit das Finale um den Lottopokal abpfiff, ließen sich viele Spieler der Leher Turnerschaft aus Enttäuschung und Erschöpfung auf den Rasen der Marko-Mock-Arena in Oberneuland sinken. Auch einige Tränen waren am Sonnabend nach der 0:1 (0:1)-Niederlage gegen den Bremen-Liga-Champion Bremer SV zu sehen. Die Mannschaft von Trainer Dennis Ley hatte alles versucht, dem Favoriten wie vor fünf Jahren ein Bein zu stellen und als Bremer Cup-Sieger in den DFB-Pokal einzuziehen – der BSV-Erfolg war aber verdient, weil die Panzenberg-Elf mehr und die besseren Chancen hatte.

Dennoch hatten die LTS-Spieler allen Grund, mit der Finalniederlage zu hadern. Zum einen, weil der krasse Außenseiter in der ersten Halbzeit einige gute Gelegenheiten hatte, in Führung zu gehen. Die beste vergab Torjäger Jan Niklas Kersten in der 31. Minute, als BSV-Torhüter Malte Seemann einen 20-Meter-Schuss von Adrian Janke nach vorne abprallen ließ, aber den Nachschuss von Kersten mit seinem Gesäß stoppen konnte.

Kritik am Schiedsrichter

Zum anderen hätte das Spiel einen anderen Verlauf nehmen können, wenn der Unparteiische zwei Situationen im ersten Durchgang anders bewertet hätte. So hätte Sebastian Kmiec nach einem unmotivierten Schubser gegen Maximilian von Holten in der Anfangsphase ebenso die Rote Karte sehen können wie Ikrami Olatunji, der in der 41. Minute seinen Gegenspieler Mohamad Al Ali nicht nur am Kragen packte, sondern auch nachtrat. Während Kmiec überhaupt nicht belangt wurde, zeigte Referee Philipp den Streithähnen Olatunji und Al Ali Gelb. „Der Schiedsrichter hatte nicht seinen besten Tag. Wenn wir in Überzahl spielen, darf sich der BSV nicht beschweren. Wer weiß, wie das Spiel dann gelaufen wäre“, sagte Kersten, der selbst in der Nachspielzeit Gelb-Rot sah.

– Foto: FuPa Lüneburg

Das Ley-Team, das von in zwei Bussen angereisten Fans angefeuert wurde, fand schneller seinen Rhythmus als der BSV. Der A-Jugendliche Lasse Cordts schuf durch seine Läufe Räume für Kersten, die der Bundeswehr-Nationalspieler früh zu zwei Abschlüssen nutzte – beide konnten gerade noch abgeblockt werden. Auch defensiv arbeitete LTS richtig gut und ließ kaum Torchancen zu. Ein Fernschuss von BSV-Kapitän Alexander Arnhold landete sogar auf der benachbarten Autobahn 27. Die beste Chance hatte Kmiec, dessen Kopfball nach Ecke von Arnhold knapp das LTS-Tor verfehlte (15.).

Fast wie aus dem Nichts ging der BSV dann doch in Führung. Zunächst hatte der überragende LTS-Torwart Torge Wiedenroth einen Kopfball von Ugo-Mario Nobile noch an den Pfosten lenken können, doch im Nachsetzen drückte Lamine Diop den Ball zum 1:0 über die Linie (42.). „Das war total ärgerlich, weil wir klar in Ballbesitz waren, den Ball deutlicher klären müssen. Weil wir das nicht schaffen, wird der zweite Ball noch mal scharf“, sagte Ley über die nicht unterbundene Linksflanke von Mamadou Ibrahima Diop, die zum Gegentreffer führte. Doch LTS reagierte keineswegs geschockt. Nach einem tollen Pass von Kersten stand Cordts frei vor BSV-Keeper Seemann, verstolperte den Ball aber. In der zweiten Minute der Nachspielzeit traf Kersten mit einem Freistoß von der linken Seite die Latte. Aus ähnlicher Position hatte der 26-Jährige im Halbfinale gegen den Brinkumer SV das goldene Tor erzielt.

Nach dem Seitenwechsel spielte dann aber nur noch der BSV. Wiedenroth entschärfte Chancen von Sebastian Kurkiewicz (56.) und Lamine Diop (58.). Der 26-Jährige wehrte sogar einen von Kersten verschuldeten Elfmeter ab, der von Kurkiewicz getreten wurde (62.). Das Glück des Tüchtigen hatte Wiedenroth, der zum besten Spieler des Endspiels gewählt wurde, ebenfalls: Einen Arnhold-Kopfball lenkte er an den Pfosten (65.), der auch einem Freistoß-Treffer von Kurkiewicz im Weg stand (85.). Die Führung hatte sich der BSV zu diesem Zeitpunkt längst verdient.

Offensiv fand LTS in der zweiten Hälfte – abgesehen von einem Kopfball des eingewechselten Gökhan Yücel (75.) – nicht mehr statt. Dennoch gab die Mannschaft nie auf und holte kämpferisch alles aus sich raus. „Wir haben gegen diesen Topgegner gut mitgehalten, aber der BSV war das eine Tor besser. Meine Jungs haben unsere Farben hier überragend präsentiert. Schade, dass uns nach hinten raus die Puste ausgegangen ist“, analysierte Ley. Wiedenroth schwankte zwischen Enttäuschung und Stolz: „Es ist immer undankbar für einen Torwart. Du kannst eine noch so gute Leistung zeigen, aber dann kommt ein Ding, wo du nichts machen kannst.“ BSV-Spieler Kurkiewicz war froh, dass das Spiel einen anderen Ausgang nahm als 2017, als LTS im Elfmeterschießen den Sieg holte. „Das war bei mir schon im Hinterkopf. Aber ich wusste: Wenn wir unser Spiel aufziehen, dürfte da nichts passieren“, sagte der 34-Jährige, der sich im DFB-Pokal gerne mit Borussia Dortmund oder Werder Bremen messen würde: „Dann könnten wir wieder im Weserstadion spielen.“

Der Pokal-Tag hatte für LTS mit einem Schock begonnen. Beim Mittagessen im Fischereihafen wartete man vergeblich auf den Busfahrer, der den Termin verschwitzt hatte. „Ich bin in Hamburg“, bekam Teammanager Nils Kartarius bei seinem Anruf bei dem Transportunternehmer zu hören. Zum Glück konnte Ersatz beschafft werden, so dass das LTS-Team ohne Verspätung in Oberneuland eintraf.

Leher TS: Wiedenroth - Fahlbusch (77. Grube), Schniedewind, Nunes Amador, Strafehl (88. Döscher) - Tötheider (60. Bechstein), von Holten (60. Yücel), Al Ali, Kersten, Janke - Cordts

Gelb-Rote Karte: Kersten (90.+4)

Tor: 1:0 Lamine Diop (42.)

Zuschauer: 1729 (lb)

Aufrufe: 023.5.2022, 06:30 Uhr
/ Nordsee-Zeitung / Dietmar RoseAutor