2024-05-29T12:18:09.228Z

Spielbericht
Vierfacher Torschütze bei der sensationellen Aufholjagd des SV Langenpreising: Stephan Kirtzel. F: Florian Haider
Vierfacher Torschütze bei der sensationellen Aufholjagd des SV Langenpreising: Stephan Kirtzel. F: Florian Haider

Langenpreisings Peter Hösl: Gibt nichts Geileres, als ein 0:3 umzudrehen

Die Stimmen zur Show von Vierfach-Kirtzel

Ganze drei Tore lag die SpVgg Langenpreising gegen die Reserve des RW Klettham zurück. Doch das erste Tor von Matchwinner Stephan Kirtzel und die Traineransprache von Peter Hösl ebnen den Weg für einen spektakulären Sieg.

Ja, in der Halbzeit sei es in der Kabine etwas lauter geworden, räumt Peter Hösl ein. Er ist Trainer der Langenpreisinger Fußballer, die am Sonntagnachmittag vor einer dicken Blamage standen. 1:3 lagen die A-Klassen-Kicker zu dieser Zeit beim Tabellenletzten Rot-Weiß Klettham schon hinten. Und dann folgte die Traineransprache, die Stephan Kirtzel für spielentscheidend hielt.

Aber war nicht Kirtzel selbst der eigentliche Matchwinner? Schließlich hat er alle vier Langenpreisinger Tore zum 4:3-Sieg geschossen. „Es waren Peters Worte“, sagt der Torjäger. „Es war das 1:3 von Stephan“, meint der Coach.

Die Langenpreisinger lagen nämlich sogar 0:3 hinten. Sein Team sei von der positiven Aggressivität des Tabellenletzten überrascht gewesen, meint Hösl. Und so ging’s dahin. Ein schön herausgespielter Treffer zur Kletthamer Führung. Dann Pech mit Entscheidungen des Schiedsrichters, der der SpVgg den geforderten Elfmeter nicht gab und womöglich eine Abseitsstellung vor dem 0:2 übersah. Als auch noch das 0:3 fiel, „haben wir bei den ersten vergebenen Chancen die Köpfe hängen lassen“, gibt Kirtzel zu.

In der 38. Minute aber stibitzte er dem Innenverteidiger den Ball und tunnelte Keeper Max Hilmer. Nur noch 1:3 – Coach Hösl hatte nun den Ansatz für seine Halbzeitansprache.

„Ich habe meinen Spielern gesagt, das es im Fußball nichts Geileres gibt, als ein 0:3 umzudrehen. Und durch Stephans Treffer fehlten ja nur noch zwei Tore“, erzählt Hösl. Dass die Moral in seiner jungen Mannschaft stimmt, habe sie schließlich schon bei der unglücklichen 2:3-Niederlage gegen Fraunberg bewiesen. Florian Haider, der spielende Co-Trainer, motivierte seine Mitspieler zusätzlich.

Torjäger Kirtzel hingegen blieb ruhig. „Ich habe mich in dieser Situation nur auf mich konzentriert“, sagt er. Und dann gesteht er. „In der Halbzeit habe ich zu einem Spezl gesagt, dass ich heute vier Tore schieße.“ Nein, das solle jetzt auf gar keinen Fall überheblich sein, „aber ich glaube an positive Affirmationen. Wenn du etwas unbedingt willst, dann kannst du es auch erreichen“, da ist sich der 32-Jährige absolut sicher.

Der Rest ist bekannt. In der 56. Minute wird sein Freistoß aus 20 Metern von Georg Neumayr leicht abgefälscht und landet zum 2:3 im Kletthamer Kasten. Langenpreising gibt weiter Gas, angetrieben von Haider, der die Bälle förmlich ansaugt und die Fäden zieht. „Er war vielleicht wichtiger als ich“, meint Kirtzel.

Die beiden sind dann auch für die Schlussakkorde zuständig. 86. Minute: Haider flankt in die Mitte, Kirtzel köpft gegen die Laufrichtung des Keepers zum 3:3. 90. Minute: Haider ist schon wieder rechts durch. Sein weiter Ball fliegt über Keeper und Abwehr hinweg genau dahin, wo eben ein erfahrener Stürmer steht, und Kirtzel staubt zum 4:3 ab.

Trainer Hösl hat schon viel erlebt, aber aus einem 0:3 ein 4:3 zu machen, das war selbst dem 51-Jährige neu. Er nennt es „die Krönung“. Kann das die Wende bringen in dieser Saison, die bisher nicht nach Wunsch verlaufen ist (Platz fünf in der A-Klasse 7). Nach der Niederlage gegen Fraunberg habe man das Thema Aufstieg abgeschlossen.

„Im Grunde sind das alles schon Vorbereitungsspiele für die kommende Saison. Wir haben eine junge Mannschaft mit einigen 19- und 20-Jährigen. Wir wollen diese jungen Leute besser machen“, sagt er. Das sehe auch sein Co-Trainer Florian Haider so und sei mit der Vereinsführung abgesprochen.

Die Arbeit mit den Talenten bereite ihm viel Freude, sagt Hösl. „Wir haben 20 Leute im Training. Damit kannst du sehr gut arbeiten.“ Abwehrchef Tobias Empl zum Beispiel sei zwar erst 22 Jahre alt, übernehme als Spielführer aber schon Verantwortung. „Und zu Stephan schauen eigentlich alle auf.“

Der Torjäger selbst sieht sich als Teil des Projekts Langenpreising. Höherklassige Vereine könnten sich Abwerbeversuche sparen. „Ich bin jetzt 32, spiele seit 28 Jahren Fußball.“ Den Club werde er nicht mehr wechseln, „aber vermutlich werde ich in der kommenden Saison etwas kürzer treten“. Schon in dieser Saison habe er mehrfach passen müssen, erzählt der Bankkaufmann. So lange habe der Sport im Mittelpunkt gestanden. Jetzt werde es Zeit, andere Schwerpunkte zu setzen „in Richtung Familie“. Bis dahin müssen die Abwehrreihen noch zittern.

Aufrufe: 09.10.2018, 10:11 Uhr
Erdinger Anzeiger / Dieter PriglmeirAutor