2024-05-17T14:19:24.476Z

Allgemeines
Intensivere Zweikämpfe können auf dem Kissinger Kunstrasenfeld eigentlich nur in der Luft stattfinden, so wie hier zwischen den Akteuren der Zweiten und den aus der Firnhaberau.  F.: Schlickenrieder
Intensivere Zweikämpfe können auf dem Kissinger Kunstrasenfeld eigentlich nur in der Luft stattfinden, so wie hier zwischen den Akteuren der Zweiten und den aus der Firnhaberau. F.: Schlickenrieder

Kuriosum Kissinger Kunstrasenplatz

Die »Zweite« des KSC trug ihr Spiel darauf aus, die »Erste« aber nicht. Ein tieferer Blick auf die Zusammenhänge

Kunstrasenplatz-Besitzer werden normalerweise in der Fußballwelt beneidet. Haben sie doch bei Sauwetter zumindest den ersten Zugriff auf die Spielstätte, wenn nicht gar die alleinige Verfügung – wie im Fall des Kissinger SC.

Es müsste doch eigentlich ein Vorteil sein, bestens vorbereitet aus der Winterpause zu kommen, wo die Gegner nur Laufeinheiten absolvieren konnten und Hallen-Soccer. Sollte man meinen. Das Osterwochenende lehrt etwas anderes – zumindest beim Kissinger Kunstrasenfeld. Da sagte die „Erste“ (Tabellenführer) ihr Nachholspiel gegen Leitershofen lieber ab, obwohl für Samstag die Wetterprognosen gar nicht so schlecht aussahen. Abteilungsleiter Mario Borrelli setzte das durch, auch wenn Trainer Peter Berglmeir einem Auftritt gar nicht so abgeneigt war.

Am Montag die „Zweite“ (Tabellenführer) dagegen trat darauf an, weil ihr Trainer Felix Bockemühl klar sagte: „Wenn wir aufsteigen wollen, sollten wir, wenn es uns möglich ist, uns jetzt schon an das Kreisklassenniveau gewöhnen.“ Zu Gast war ein Verein, der ebenfalls über ein Kunst-Geläuf verfügt. Der TSV Firnhaberau II wollte die Rote Laterne der A-Klasse Augsburg-Mitte abgeben und lief deshalb verstärkt auf. Bockemühl und sein sieggewohntes Team hatten am Ende die Nase vorn, wenn auch nur knapp. Es hatte sich für sie gelohnt.

Warum aber wich Borrelli aus? Einerseits, weil die erfahrenen Kräfte beim Kreisliga-Spitzenreiter sehr ungern unter Ernstfallbedingungen ihre Knochen auf dem Feld an der Paar hinhalten wollen. Die Verletzungsgefahr ist nicht unerheblich: Der Flor ist ausgesprochen kurz, die Lücken dazwischen mit Sand aufgefüllt. Wer sich mit zu viel Einsatz den Ball ergattern will, holt sich schnell blutige Knie oder Schürfwunden. Selbst die Gäste aus der Firnhaberau moserten am Montag über den Platz.
Zudem liegt die Fläche weit abseits des Stadions, es zieht und ist ungemütlich. Es gibt auch noch fußballtechnische Gründe: Weitschüsse gelingen nicht, weil man mit dem Spann nicht richtig unter den Ball kommt und dann ist da noch die Wahl des Schuhwerks. Bockemühl: „Mit den heutigen modernen Tretern kommt man sich auf unserem Feld vor wie auf Highheels.“ Kippelig und unsicher sei der Stand auf den langen Stollen, der KSC-II-Trainer empfiehlt bei Anfragen immer Turnschuhe mit speziellen Sohlen.

Der eigentliche Grund für Borrellis Bremse ist aber ein anderer: Die Umstellung vom Hartplatz zurück auf den Rasen fällt den Kissingern enorm schwer. Es gab in den letzten Jahren viele Auftakt- und Folge-Niederlagen nach der Winterpause. Und heuer soll das Abenteuer Meisterschaft und Aufstieg in die Bezirksliga durch nichts mehr gefährdet werden. Darum nehmen die Kissinger lieber die Ausweichtermine am 1. Mai (Gegner: TSV Ustersbach) und Pfingstmontag (20. Mai, Gegner: TSV Leitershofen) in Kauf. Denn da ist es mit größerer Wahrscheinlichkeit warm genug für ein Spiel auf Rasen.

Die Fußballer liebäugeln schon mit einer Erneuerung des Feldes, die Kommune hat laut Bürgermeister Manfred Wolf auch schon vor, in zwei bis drei Jahren Geld in den Haushalt einzustellen. KSC-Vorsitzender Robert Kronester ist sich mit Wolf aber einig: Der neue Belag kann nur dann kommen, wenn das Feld – wie andernorts auch – vor Vandalismus geschützt ist. Ein Zaun muss drum herum, damit Übermütige nicht, wie schon geschehen, ihre tiefen und fast nicht mehr reparablen Spuren darauf hinterlassen.

Kronester: „Der Platz ist noch absolut funktionsfähig. Er müsste halt etwas besser pflegen, müsste gewässert werden, ehe gespielt wird.“ Dazu, so sagt der Vorsitzende, gebe es aber in der Fußballabteilung nur eine eher geringe Bereitschaft, weil andernorts auf den Hartplatz gegangen und losgespielt werden kann. Ein weiteres Problem ist die Nähe zur Paar: Sollte wirklich umgestellt werden, müsste sichergestellt sein, dass das dann eingestreute Granulat nicht weggeschwemmt wird, wenn die Flut kommt. Hügel dürfen aber keine aufgeschüttet werden.

Ein weiteres Kriterium sind die Finanzen: Der neue Belag (der Untergrund ist laut Kronester absolut in Ordnung) würde etwa 300.000 Euro kosten. Zum Vergleich: Vor knapp 20 Jahren gab der KSC, damals noch Adolf Pfeiffer geführt, etwa 1,1 Millionen Mark aus, um auf dem Grund der Gemeinde das Kunstrasenfeld zu realisieren. Reparaturen summieren sich heute schnell auf einen fünfstelligen Betrag, der Verein ächzt auch unter dem Unterhalt des Kabinen-/Tribünentrakts. „Wir müssten erst Rücklagen bilden. Derzeit zahlen wir aber immer noch Darlehen vom Bau des Kunstrasenfelds an den BLSV zurück.“ Die Höhe der Mitgliedsbeiträge und die Geduld der Mitgliedern anderer Abteilungen seien auch nicht unerschöpflich, so Kronester: „Ein schwieriges Thema!“

Aufrufe: 03.4.2013, 15:13 Uhr
Friedberger Allgemeine / Anton SchlickenriederAutor