2024-05-17T14:19:24.476Z

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Jubeln künftig nicht mehr gemeinsam für Hertha Walheim: Denis Pozder (l.) und Mahir Hadziresic.
Jubeln künftig nicht mehr gemeinsam für Hertha Walheim: Denis Pozder (l.) und Mahir Hadziresic. – Foto: Wolfgang Birkenstock
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Komplizierte Suche nach neuen Spielern

Umbruch beim Fußball-Landesligisten Hertha Walheim. Fast alle Spieler verlassen den Club. Neue Saison soll am 5./6. September starten.

Lange mussten sich die Amateurfußballer aus der Region in Geduld üben. Am gestrigen Freitag hat der Fußball-Verband Mittelrhein (FVM) aber Fakten geschaffen und bekanntgegeben, dass die neue Saison am ersten September-Wochenende starten und am 12./13. Juni 2021 enden soll. „Diese Planung gilt vorbehaltlich der aktuellen behördlichen Verfügungslage, die vor dem Hintergrund der Covid-19-Pandemie berücksichtigt werden muss“, teilt der FVM dazu offiziell mit.

Trotz der unsicheren Corona-Lage haben viele Trainer, Obmänner oder Sportdirektoren bereits eifrig an den Kadern für die kommende Spielzeit gebastelt. Unser Mitmachportal für den Amateurfußball, FuPa Westrhein, veröffentlicht stetig neue Transfers. Und auffällig ist dabei, dass in der Spalte „abgebender Verein“ häufig der Name Hertha Walheim auftaucht. Zuletzt wurde bekannt, dass auch Routinier Heinz Putzier den Club von der Schleidener Straße verlassen wird (wir berichteten). Der 36-Jährige ist ein wahrer Dauerbrenner der Her­tha, hat in seiner Seniorenzeit – abgesehen von einem zweijährigen Gastspiel bei Alemannia Aachen – dem Verein immer die Treue gehalten. Nun trennen sich die Wege. Putzier wechselt zu Bezirksligist DJK FV Haaren und ist somit bereits Abgang Nummer 15 – wohlgemerkt der Seniorenmannschaft, die in der Landesliga um Punkte kämpft. Zugänge gibt es hingegen bislang nicht.

Viele weitere Verluste beklagt der Club auch im Juniorenbereich, wie die FuPa-Wechselbörse eindrucksvoll belegt. Diese Fakten sind bekanntlich ein wunderbarer Nährboden für Gerüchte. In der Amateurfußballszene wird bereits heftig spekuliert, dass bei den Gelb-Schwarzen die Lichter ausgehen könnten.

„Jungs aus U 19 hochziehen“

Auf Nachfrage stellt Herthas Vorsitzender Harald von Ameln jedoch klar, dass die Verantwortlichen derzeit alles dafür tun, die sportliche Zukunft trotz der Corona-Krise zu sichern. „Unsere Bestrebungen gehen dahin, im oberen Bereich weiterhin eine erste Mannschaft, eine U 19 und eine U 17 zu haben. Parallel dazu überlegen wir momentan, ob wir im schlechtesten Fall eins der oberen Teams streichen und die Jungs aus der U 19 in die Erste hochziehen“, sagt der 52-Jährige, der gemeinsam mit Geschäftsführer Michael Larbig und Jugendleiter Sebastian Wirtz die Gespräche mit potenziellen Neuzugängen führt. Der bisherige Teammanager Dirk Benoit und Trainer Mirko Braun stehen hingegen nicht mehr zur Verfügung, wie von Ameln bestätigt.

Mangelnde Solidarität

Dass es bei der Hertha zu solch einem personellen Aderlass kommen konnte, hat viel mit einer WhatsApp-Sprachnachricht zu tun, die der Vorsitzende zu Beginn der Corona-Pandemie an die Spieler der ersten Mannschaft verschickt hatte (wir berichteten). Darin warf von Ameln den Akteuren mangelnde Solidarität in der Krise vor, nachdem sich zuvor einige von ihnen bei ihm nach ausstehenden Zahlungen erkundigt hatten. Zudem stellte der Hauptgeldgeber des Vereins klar, dass die Spieler den Verein ablösefrei verlassen können. Ex-Profi Denis Pozder und einige seiner Teamkollegen bemängelten hingegen vor allem die Art der Kommunikation des Vorsitzenden.

„Natürlich habe ich das damals aus der Emotion heraus gemacht – ohne Wenn und Aber. Mit ein bisschen Abstand würde ich viele Dinge anders machen, die Jungs auf der anderen Seite aber sicher auch. Durch die Reaktionen aus der Mannschaft hat bei mir aber nie ein Umdenken stattgefunden und ich habe zu keinem Zeitpunkt versucht, die Spieler doch noch von einem Verbleib zu überzeugen. Es ist jetzt so wie es ist und für alle Beteiligten in Ordnung. Im Leben geht es immer weiter“, verdeutlicht von Ameln, der nicht verneint, dass sich die Suche nach potenziellen Verstärkungen in der derzeitigen Situation schwierig gestaltet. „Viele wollen erst einmal abwarten, ob wir überhaupt eine Mannschaft zusammenkriegen“, ergänzt er mit einem Schmunzeln.

Dass die jüngste Entwicklung nicht spurlos am Geschäftsführer des Fitnessstudios „K3“ vorbeigegangen ist, wird mit Blick auf die Planungen für die kommende Spielzeit schnell klar. „Wenn die Mannschaft steht, dann werden wir nur noch ein Fünftel des Etats haben im Vergleich zur Vorsaison. Nicht, weil wir wirtschaftlich nicht anders können, sondern weil wir unsere Lehren aus der Situation gezogen haben“, sagt er. Spieler aus unteren Klassen oder der zweiten Reihe ambitionierterer Clubs sowie Nachwuchskräfte sollen mit der Perspektive „Landesliga spielen zu können“ zur Hertha gelockt werden. Wichtig sei es zunächst, genügend Personal für die einzelnen Teams zu finden.

In einem Atemzug stellt von Ameln aber auch klar: „Ziel muss es sein, die Klasse zu halten. Wir wollen auf keinen Fall abgeschlachtet werden.“

Abgänge Isiaq Olaife Orolade Vik. Glesch Jul/20 Frederik Fuchs Eilendorf Jul/20 Pascal Müller Brand Jul/20 Alexander Dollhopf Eilendorf Jul/20 Sascha Dum Weiden Jul/20 Folajomi Orolade VfL Vichttal Jul/20 Marvin Dumslaff VfL Vichttal Jul/20 Mohamed Gouider Kohlscheid Jul/20 Taofeek Idowu Mariadorf Jul/20 Till Wellmann Eilendorf Jul/20 Philipp Ferebauer Lendersdorf Jul/20 Ben Becker VfL Vichttal Jul/20 Denis Pozder Kohlscheid Jul/20 Amil Dilberovic Kohlscheid Jul/20 Heinz Putzier Haaren Jul/20 Aristote Lufuankenda RFCU Kelmis* Jul/20
Aufrufe: 04.7.2020, 09:30 Uhr
Lars Brepols | AZ/ANAutor