2024-06-14T14:12:32.331Z

Ligabericht
Geht's hier Richtung Regionalliga? Neutrainer Gerd Klaus und die SVS-Kicker ziehen an einem Strang. Der Saisonstart mit fünf Siegen aus fünf Spielen war deshalb die logische Konsequenz, wie Geschäftsführer Heinz Tischer erklärt.
Geht's hier Richtung Regionalliga? Neutrainer Gerd Klaus und die SVS-Kicker ziehen an einem Strang. Der Saisonstart mit fünf Siegen aus fünf Spielen war deshalb die logische Konsequenz, wie Geschäftsführer Heinz Tischer erklärt. – Foto: Mario Wiedel

"Klosterer" 2.0: Non-Stop zurück in die Regionalliga?

Abstieg, Neuaufbau, Tabellenführer: Hinter dem SV Seligenporten liegt eine nervenaufreibende Zeit. Geht es nun, nach dem Traumstart, zurück in die 4. Liga?

Es gibt nichts Schlechtes, an dem nicht auch etwas Gutes ist. Dass dieser weitum bekannte Spruch etwas Wahres an sich hat, hat der SV Seligenporten erst mit mehr als einjähriger Verspätung realisiert. Der Abstieg aus der Regionalliga im vergangenen Sommer war gleichbedeutend mit einer Fluktuation sondergleichen. Letztlich änderte sich das Gesicht der "Klosterer" komplett, weshalb der Start in die Bayernliga mit vielen Problemen verbunden war. Man musste sich erst kennenlernen, Automatismen fehlten. Diese schwierige Zeit hat das Team - das heuer dann noch sinnvoll ergänzt worden ist - zusammengeschweißt. Diese schwierige Zeit ist die Basis der aktuellen Erfolge, dem Traumstart in die aktuelle Spielzeit mit fünf Siegen aus fünf Spielen.

Freilich, nach gerade einmal fünf Spieltagen ist die aktuelle Situation lediglich eine, wenn auch sehr schöne Momentaufnahme. Zu schnelllebig ist der Fußball, gerade im Amateurbereich. Und dennoch wird der hauptamtliche Geschäftsführer Heinz Tischer für einen kurzen Moment euphorisch, wenn er über sein Team spricht. "Die Mannschaft hat einen unglaublichen Willen, ist taktisch sehr gut eingestellt und hat die Qualität, selbst schwierigste Situationen spielerisch zu lösen. Der Trainingseinsatz ist genial."


Ein Quartett, das voran ging

Das war es dann aber auch schon mit den überschwänglichen Gefühlen. Nicht, weil Tischer ein eher emotionsloser Mensch ist, sondern vielmehr, weil die Folgen des Abstiegs dem Funktionär noch heute in den Knochen stecken. "Wir haben praktisch die komplette Mannschaft ausgetauscht", berichtet er. "Viele Spieler kannten sich nicht, es musste sich erst eine Hierarchie bilden - ganz zu schweigen von irgendwelchen einstudierten Laufwegen."

Bereits damals kristallisierte sich mit Mergim Bajrami, Tim Olschewski und den beiden aktuellen Kapitänen Marco Janz und Marco Wiedmann ein Quartett heraus, das voranging und heute den Kern der Erfolgself bildet. "Das Zusammenspiel dieser vier Spieler ist eines unserer Erfolgsgeheimnisse", betont Tischer. Angeführt von diesen Leitwölfen steigerte sich der SVS im Verlauf der vergangenen Saison stetig und arbeitete sich aus dem Tabellenkeller noch auf den 5. Rang.


"Auch mit Hendrik hätte das Team diesen Erfolg"

Maßgeblich beteiligt an diesem Aufschwung war Trainer Hendrik Baumgart, der aber zur neuen Spielzeit überraschend durch Gerd Klaus ersetzt worden ist. "Der Abschied von Hendrik hatte nichts mit seiner fachlichen Qualität zu tun. Es hat an anderen Stellen nicht gepasst. Und ich denke, dass die Mannschaft auch mit Hendrik den Erfolg gehabt hätte, den sie aktuell hat", unterstreicht der Geschäftsführer, der die Situation bei Seligenporten in der Sommerpause mit der von Gladbach vergleicht, wo Marco Rose den keinesfalls erfolglosen Dieter Hecking aus Perspektivgründen ersetzte.

Im Nachhinein haben die "Klosterer" mit der Verpflichtung von Gerd Klaus alles richtig gemacht, wie die makellose sportliche Bilanz beweist. Doch nicht nur der Mann an der Seitenlinie und ein gewachsenes Mannschaftsgefüge haben dazu beigetragen, dass die Oberpfälzer wieder von der Regionalliga träumen dürfen. Maßgeblich war auch, dass er ohnehin schon stark besetzte Kader noch einmal aufgewertet werden konnte.


Glücksfall Rosinger

Mit Matthew Loo, Oliver Janz, Marcel Strobel, dem bisher noch verletzten Keeper David Paulus und vor allem Bernd Rosinger konnte Seligenporten Spieler an Land ziehen, die den Unterschied ausmachen können. Vor allem die Rückkehr von letztgenannten Ex-Profi erwies sich laut Tischer als absoluter Glücksgriff. "Uns fehlte ein absoluter Mittelstürmer, einer der vorne vorangeht - Bernd macht das ganz hervorragend."

Apropos Profibereich: Dass Seligenporten zurück in die Regionalliga, dem Sprungbrett hin zum professionellen Fußball, möchte, daraus macht Tischer keinen Hehl. "Die Zeit in der vierten Liga hat uns geprägt. Wir wollen da wieder hin. Es ist ein Wunsch, aber kein Muss." Um auch das Umfeld für die mögliche Rückkehr vorzubereiten, hat der "Dorfverein" (Tischer) seine Fußballabteilung in eine GmbH ausgegliedert. "Dieser Schritt ist hauptsächlich seine Absicherung, da wir einiges in die Sportanlage investiert haben", erklärt der Geschäftsführer dazu.


Der Beginn einer neuen Ära?

Das Drumherum ist also auf den Weg gebracht, muss nur die Mannschaft noch nachziehen - und in diesem Zusammenhang ist sie auf dem besten Weg. Nach dem Traumstart folgen nun jedoch die richtigen Brocken. Eltersdorf, Vilzing und Großbardorf sind die nächsten Gegner. Allesamt Teams, die in der Bayernliga Nord vorne erwartet werden. "Es ist nicht einfach, uns zu schlagen", zeigt sich Tischer zuversichtlich. "Doch es ist möglich - das muss man auch dazu sagen. Unsere Mannschaft ist stark, hat jedoch noch einen langen Weg vor sich."

Aus diesem Grund werde man vorerst auch nicht das Saisonziel "vorne mitspielen" nach oben korrigieren - zu viele warnende Beispiele gibt es hier. Lieber setzt Karl-Heinz Tischer auf Bodenständigkeit, Fleiß und Bescheidenheit. Er ist nah dran an der Mannschaft, spricht viel mit den Spielern. Und er erwähnt dabei immer wieder die schwierige Zeit nach dem Abstieg. Sind diese Erlebnisse die Geburtsstunde einer erneuten großen SVS-Zeit, verbunden mit dem Sprung zurück in die Regionalliga? Der Beginn einer neuen Ära? Die nächsten Wochen und Monate werden es zeigen.

Aufrufe: 01.8.2019, 13:00 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor