2024-04-30T13:48:59.170Z

FuPa Portrait
Bei Kareth-Lappersdorf spielt Michael Kirner mit vielen Freunden zusammen – und das von Kindesbeinen an.
Bei Kareth-Lappersdorf spielt Michael Kirner mit vielen Freunden zusammen – und das von Kindesbeinen an. – Foto: Christian Brüssel

Kirner: »Als Trainer bin ich ehrgeiziger als ich das als Spieler war«

Seit 16 Jahren kickt Michael Kirner für den TSV Kareth-Lappersdorf. Mit nur 27 Jahren ist er Spielertrainer in der Landesliga und soll die Karether Stück für Stück nach oben hieven.

Nie vergessen wird Michi Kirner den 10. Juli 2015. Im Scheinwerferlicht des neuen Jahnstadions blickt er beim Einlaufen nach links und rechts. Neben ihm im roten Dress stehen Jahn-Größen wie Philipp Pentke, Oliver Hein oder Sebastian Nachreiner. In seinem Team, der Ostbayern-Auswahl, spielen unter anderem Andreas sowie Stefan Meyer, Marco Jordan oder Michael Faber. Als es auf den Platz geht, ist Kirner überwältigt. 5000 Zuschauer erheben sich und jubeln den beiden Teams zu. „Ich durfte für die Ostbayern-Auswahl 90 Minuten durchspielen. Wir gewannen das Eröffnungsspiel gegen den damaligen Regionalligisten Jahn Regensburg mit 2:1 Toren. Ein unbeschreibliches Erlebnis.“

In der F-Jugend begann Michael Kirner bei seinem Heimatverein, dem SV Aichkirchen, mit dem Fußballspielen. Als im Jahr 2006 in Deutschland die Fußball-Weltmeisterschaft stattfand, wechselte Kirner als D-Jugendlicher zum TSV Kareth-Lappersdorf. Zudem gehörte er zwei Jahre dem DFB-Stützpunkt an. „In der D-Jugend war die Kreisliga damals die höchste Liga. In meinem ersten C-Jugend-Jahr schafften wir den Aufstieg von der BOL in die Bayernliga. Das gleiche gelang uns in der B-Jugend, als wir mit Matthias Bösl von der Landesliga in die Bayernliga aufsteigen konnten. Mein erstes Jahr in der U19 verbrachte ich in der Landesliga.“ Anschließend wurde das Mittelfeldtalent, das im U17-Bereich den Sprung in die Bayernauswahl geschafft hatte, in die erste Mannschaft hochgezogen. „Die Erste hatte unter Peter Dobler gerade den Sprung von der BOL in die Landesliga gepackt“, blickt Kirner zurück. Auf Anhieb kam der technisch beschlagene Jungspund auf 14 Einsätze.

Bitter war der Abstieg in die Bezirksliga im Sommer 2014. Mit 70 Punkten und 81:23 Toren, dem Motivator Franz Koller als Trainer und einem bärenstarken Michael Kirner gelang die sofortige Rückkehr in die Landesliga. Als sich Franz Koller wenige Monate später vom Verein verabschiedete, wurde der damals 21-jährige Kirner ein erstes Mal für ein paar Wochen zum Interimstrainer befördert. Selbiges passierte in der Winterpause der Saison 2017/18, als Sepp Schuderer zum Jahreswechsel bekannt gab, dass er im Sommer zum SV Donaustauf wechseln würde. Für ein halbes Jahr sprang Kirner mit Frank Sommer als Spielertrainer ein. Ein drittes Mal übernahm er im Oktober 2021, nachdem sich Matthias Bösl zurückgezogen hatte. „Ich fühle mich wohl in meiner Haut als Trainer, das Amt bei meinem Herzensverein ist für mich eine Ehrensache.“

Kirner kann sich durchaus vorstellen, gemeinsam mit seinem Co-Trainer Sigi Ludwig den Verein mittel- oder auch langfristig in die Zukunft zu führen. „Es klappt gut, ich werde akzeptiert. Alle ziehen mit. Im Hintergrund arbeiten viele Menschen, unter anderem meine Mutter oder auch mein Vorgänger Matthias Bösl mit, auf die ich mich verlassen kann.“

Mit nur 27 Jahren ist Michael Kirner also bereits zum dritten Mal ins Amt des Spielertrainers beim Landesligisten TSV Kareth-Lappersdorf befördert worden. Er formuliert Ziele, spricht über den weiten Weg zur Arbeitsstätte und darüber, warum er seine Freundin Saskia bewundert.

Herr Kirner, Sie sind Realschullehrer. Ihre Fächerkombination lautet Englisch und Geschichte. Warum nicht Sport?

Michael Kirner: Ich bin halt nicht der Sportlichste. Ballsportarten sind okay, aber Turnen, Schwimmen, Leichtathletik oder Gymnastik und Tanz zählen nicht gerade zu meinen Stärken. Daher habe ich mich nicht zu einem Sportstudium durchringen können. Als Lehrer tätig bin ich übrigens in Unterschleißheim bei München.

Und da schaffen Sie es, in der Oberpfalz einen Landesligisten zu trainieren?

Kirner: Teils ist es schon stressig. Auch wenn viele es nicht glauben oder hören wollen – es gibt als Junglehrer viel vorzubereiten, aber ohne Fußball geht es einfach nicht. Ich spiele seit 16 Jahren in Kareth, habe dort viele Freunde. Auch in der Mannschaft selbst. Diesen Ausgleich zur Arbeit brauche ich einfach.

Sie spielen seit 16 Jahren auf Kareths Höhen. Haben Sie nie an einen Wechsel gedacht?

Kirner: Im Jugendbereich war der SSV Jahn des Öfteren an mir dran. Meistens spielte ich mit Kareth aber in der gleichen Liga. Beim TSV hatte ich mir in Kürze einen großen Freundeskreis aufgebaut. Einen Wechsel habe ich auch im Herrenbereich nie ernsthaft in Erwägung gezogen, da es für mich im Umkreis keinen besseren Verein als den TSV gab beziehungsweise gibt.

Wie ist es, wenn Sie einen langjährigen Freund auf die Bank setzen?

Kirner: Ich versuche so gerecht wie möglich zu sein. Wenn ein junger Spieler besser trainiert hat oder aus taktischen Gründen besser passt, dann spielt er auch. Unter anderem saß bereits mein jetziger Co-Trainer Sigi Ludwig, mit dem ich auch außerhalb des Fußballgeschäfts unfassbar viel unternehme, schon auf der Bank. Bisher klappte das gut. Wichtig wird auch in der Zukunft sein, den Spielern die Gründe für meine Entscheidung zu erklären.

Die fünf Partien seit dem Trainerwechsel standen Sie selbst auf dem Platz. Wird das auch nach der Winterpause der Fall sein?

Kirner: Diese Entscheidung war vor allem personell begründet. Wir hatten unglaubliches Verletzungspech. Ich laborierte viele Monate an einer Schambeinentzündung. In der Zeit vor der Winterpause ging es mir gut und ich spielte. Das wird auch weiterhin so sein, wenn ich es für nötig empfinde. Aber nur dann.

Können Sie sich vorstellen, einen anderen Verein zu trainieren?

Kirner: Theoretisch habe ich das bereits als ich die Damenmannschaft des SV Aichkirchen als Trainer unterstützte. Dort spielten damals meine Schwestern Katrin, Sabrina und Verena. Mein Bruder Thomas, viele Jahre für den FC Jura aktiv, ist aktuell übrigens auch wieder Spieler bei unserem Heimatverein. Ich fühle mich in Kareth äußerst wohl, würde aktuell keinen anderen Verein trainieren wollen. Aber mir ist klar, dass ich irgendwann einmal vor dieser Entscheidung stehen werde. Als Trainer werde ich nicht bis zur Rente beim TSV bleiben können. Aber das ist Zukunftsmusik.

B-Lizenz und mehr Konstanz


Haben Sie eigentlich einen Trainerschein?

Kirner: Ich habe zwar schon viele Jahre lang in der Karether Jugendabteilung Mannschaften trainiert, habe aber tatsächlich keine Lizenz. Wenn es zeitlich aber passt, werde ich mich ans Werk machen. Die B-Lizenz ist nämlich Voraussetzung, wenn man an einer Schule eine Fußball-AG leiten möchte. Als Geschichts- und Englischlehrer ist das leider nicht möglich.

Welche Ziele verfolgen Sie mit Kareth?

Kirner: Ich kann mir durchaus vorstellen, das Amt länger auszuüben, nicht nur interimsmäßig. Aktuell haben wir 30 Punkte auf dem Konto. Wir peilen den schnellstmöglichen Liga-Verbleib an. Zudem ist es unser Ziel, den TSV Stück für Stück weiterzuentwickeln, aus der Mannschaft das Optimale herauszuholen. Wir müssen in unseren Leistungen einfach noch konstanter werden. Unser großer Pluspunkt sind die gute Jugendarbeit und der Kreisliga-Unterbau. Als wir ein Dutzend Verletzte hatten, hatte ich keine Bauchschmerzen, als wir U19-Spieler in die Partie geschickt haben. Unsere Zweite spielt unter Daniel Vöhringer eine super Saison in der Kreisliga 1. Wir sind auf einem guten Weg. Und eines habe ich inzwischen festgestellt. Als Trainer bin ich wesentlich ehrgeiziger als ich das als Spieler war.

Wie sieht es mit externen Neuzugängen aus?

Kirner: Natürlich verschließen wir uns diesem Weg nicht. Leider wird es immer schwerer, externe Neuzugänge zu gewinnen. Für viele Spieler zählt inzwischen das Geld mehr als alles andere. Und es gibt sicherlich finanzkräftigere Clubs. Bei jungen Spielern ist es zudem oft leider so, dass sie nicht die nötige Geduld aufbringen, um den Sprung zu schaffen. Nichtsdestotrotz haben wir in den letzten Jahren den ein oder anderen Glücksgriff von außerhalb an Land gezogen.

Sie sind viel in Sachen Fußball unterwegs. Ihre Freundin wird nicht gerade begeistert sein, oder?

Kirner: Saskia unterstützt mich, weiß, wie wichtig mir der Fußball ist. Im Gegensatz zu mir ist sie übrigens unfassbar sportlich. Mit dem Fahrrad fährt sie regelmäßig zu unseren Auswärtsspielen. Unter anderem radelte sie nach Amberg oder Osterhofen bei Passau.

Das Interview führte Markus Schmautz.

Aufrufe: 09.2.2022, 09:00 Uhr
Markus SchmautzAutor