2024-05-24T11:28:31.627Z

Vereinsnachrichten
Den Sportplatz „Im Riemen“ darf die Germania ab August nicht mehr nutzen. Bürgermeister Dominik Stadler sieht dort statt kickender Kinder eine Entwicklung zur Gewerbefläche. 	Foto: Jens Dörr
Den Sportplatz „Im Riemen“ darf die Germania ab August nicht mehr nutzen. Bürgermeister Dominik Stadler sieht dort statt kickender Kinder eine Entwicklung zur Gewerbefläche. Foto: Jens Dörr

Kein Fußball mehr in Babenhausen

Kernstadt-Verein SV Germania will Jugend wiederbeleben, wird sich mit Stadt aber nicht über Sportplatz einig

Etwa 9000 der 17 000 Babenhäuser wohnen in der Kernstadt – und damit etwas mehr als in den fünf Stadtteilen Hergershausen, Sickenhofen, Langstadt, Harreshausen und Harpertshausen zusammen. Mit dem neuen Wohngebiet in den Kaisergärten wird die Kernstadt bald eine fünfstellige Einwohnerzahl erreichen – und doch etwas nicht mehr haben, was es bei den Kickers in Hergershausen, dem SV in Sickenhofen und den Turn- und Sportvereinen in Langstadt und Harreshausen gibt: die Möglichkeit vor allem für Kinder, im Verein Fußball zu spielen. Denn der Kernstadt-Klub SV Germania Babenhausen gibt nach einem gescheiterten Gespräch mit Bürgermeister Dominik Stadler (parteilos) die Wiederbelebung seiner Jugendabteilung auf.

Bereits seit Sommer 2018 hat die Germania keine Jugendteams mehr. Seither spielen lediglich die Aktiven in zwei Mannschaften in einer Spielgemeinschaft mit dem TSV Langstadt. Training und Heimspiele finden in Langstadt statt. Die einstige Heimat im Stadion am Ostheimer Hang, den die Germania jahrelang mit einem von der Stadt vergüteten Pflegevertrag einigermaßen in Schuss gehalten hatte, musste sie nach der Kündigung aus dem Rathaus räumen. Das marode Vereinsheim mit Gaststätte sowie Duschen und Kabinen ließ die Stadt Ende 2019 abreißen; für den Schulsport wurden als Ersatz lediglich einfache Umkleiden ohne Duschmöglichkeit in Containern hingestellt.

Seither hatte die Germania zumindest für den Sportplatz „Im Riemen“ noch das Nutzungsrecht, das sie mangels Jugendlicher und auch wegen des Corona-Rückschlags aber nicht wahrnahm und dort lediglich Equipment in Containern verstaute. Vor ein paar Wochen stellte die Stadt dem Verein die Kündigung des Pachtvertrags für den Riemen-Sportplatz zu, weil dort nach dem Willen Stadlers Gewerbe angesiedelt werden soll. Ab August darf die Germania den Platz nicht mehr betreten – was den Verein umtreibt, weil er sich den Wiederaufbau einer Jugendabteilung vorgenommen hat.

Um das städtische Interesse an weiterem Gewerbe und das Vereinsinteresse an einem Platz zum Kicken in der Kernstadt zusammenzubringen – zumal in einer Zeit, in der der Bau des Sportzentrums an der Schumann-Schule in weiter Ferne liegt –, trafen sich Bürgermeister Stadler, die Germania-Vorsitzende Tihana Posavec-Hennigs und der Zweite Vorsitzende Antonio Coppolecchia. Sie trennten sich ohne Lösung und im Unfrieden.

Die Germania wollte nach Angaben Coppolecchias die Verlängerung des Pachtvertrags für den Riemen-Sportplatz um stets ein Jahr erreichen – so lange, bis eine Gewerbeansiedlung konkret wird. Stadler („Ich habe jede Woche drei bis vier Investoren hier sitzen, die nach genau so etwas fragen“) will den Sportplatz nicht mehr verpachten, um flexibel agieren zu können. Stadler bot an, dass die Germania für ihre Vereinszwecke Zeiten im Stadion am Ostheimer Hang mieten könne. Diese Sportstätte dürfte zumindest so lange erhalten bleiben, bis das Sportzentrum an der Schule fertig ist. Für die Germania ist das nicht akzeptabel, betont Coppolecchia: „Erst werden wir am Ostheimer Hang praktisch rausgeworfen und sollen unsere Sachen im Riemen unterbringen. Und jetzt, wo wir alles dorthin transportiert haben, werden wir von dort vertrieben, stehen mit leeren Händen da und sollen als Mieter an den Ostheimer Hang zurück, wo man Vereinsheim und Infrastruktur abgerissen hat. Auf dieser Basis werden wir keinen Junioren-Fußball in Babenhausen mehr anbieten.“

Das Ende des SV Germania nach 109-jähriger Geschichte? Nein, sagt Coppolecchia: Der SV Germania bleibe bestehen, „die Männer-Spielgemeinschaft mit dem TSV Langstadt haben wir gerade um drei Jahre verlängert“.



„Keine Planung“

Babenhausens Bürgermeister Dominik Stadler kann die Ablehnung seines Ostheimer Hang-Vorschlags durch den Verein nicht nachvollziehen: „Die Germania geht auf keines der Angebote ein-“ Zudem zweifelt der Rathaus-Chef an der Substanz des Germania-Ansinnens hinsichtlich neuer Jugendteams: „Es gibt keine konkrete Planung und keine Liste mit Anmeldungen.“ Antonio Coppolecchia hingegen spricht von konkretem Interesse einer größeren Anzahl von Kindern und fügt an, dass man mit Werbung sowie Personal- und Mannschaftsplanung erst dann „so richtig loslegen“ könne, wenn die Platzfrage geklärt sei.

Dominik Stadler bedauert zwar, dass es im ganzen Fußball-Kreis Dieburg keinen anderen Ort von der Größe der Babenhäuser Kernstadt ohne Vereins-Fußball gibt, hält aber den Weg für die kickenden Kernstadt-Kinder zu den Stadtteil-Vereinen für zumutbar: „Das ist auch schon die gelebte Praxis.“

Aufrufe: 027.7.2021, 14:54 Uhr
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