2024-05-29T06:38:12.186Z

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Spielte gegen Mainz, Nürnberg und Augsburg: der Erdinger Johannes Empl (22). 
Spielte gegen Mainz, Nürnberg und Augsburg: der Erdinger Johannes Empl (22).  – Foto:  SSV Jahn /Weinfurtner
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Johannes Empl vom FC Schwaig - der Profi unter den eSportlern

"Man verdient auch etwas Geld"

Der Innenverteidiger des FC Schwaig spielt für Jahn Regensburg in der Virtual Bundesliga.

Erding – Eigentlich war die Nachspielzeit zwischen dem FSV Mainz und Jahn Regensburg durch, doch es gibt noch einen Eckball gegen die Oberpfälzer. Vor wenigen Minuten haben sie den 4:4-Ausgleich kassiert – und jetzt scheppert es schon wieder. Schlusspfiff! Verloren. „Das hat mir brutal gestunken“, sagt Johannes Empl. Der Erdinger spielt nämlich für den SSV Jahn in der „bevestor Virtual Bundesliga Club Championship“ (VBL). Er war also an der Konsole, er hat das Tor eingefangen.

Die VBL wird seit drei Jahren offiziell von der DFL ausgetragen. Hier treten professionelle eSport-Clubs aus der 1. und 2. Bundesliga gegeneinander an, um den deutschen Clubmeister im eFootball auszuspielen. Pro Partie finden zwei Einzel und ein Doppel statt. Es gibt eine Nordwest-Vorrunde, die momentan der 1. FC Köln vor Leverkusen und Gladbach anführt. In der 13 Teams starken Südost-Gruppe führt RB Leipzig vor Greuther Fürth und Heidenheim. Regensburg ist als Neueinsteiger derzeit Tabellenneunter nach einem 2:5 gegen den 1. FC Nürnberg, einem 6:3 gegen den FSV Mainz und einem 4:4 gegen den FC Augsburg.

Empls Bilanz bisher: Sieg und Niederlage im Doppel sowie im Einzel zwei Unentschieden und die eingangs erwähnte Niederlage, die ihn noch immer wurmt. Lange schien er das Spiel im Griff zu haben, „aber am Schluss war ich dann machtlos. Mein Gegner hat ein konsequentes Pressing gespielt, und bei mir hat nichts mehr funktioniert.“

Das sind ganz neue Erfahrungen für den 22-Jährigen, der bei der Offenen Kreismeisterschaft, die die Heimatzeitung gemeinsam mit MA Gold Cup organisiert hatte, der überragende Spieler war (wir berichteten). Aber jetzt im Profisport sei das Niveau natürlich ungleich höher. „Da musst du in den zweimal sechs Minuten jederzeit konzentriert bleiben, sonst hast du keine Chance.“

Empl war bei einem Turnier entdeckt worden, das der SSV Jahn gemeinsam der eSport-Abteilung des Bayerischen Fußballverbands organisiert hatte. Die Halbfinalisten wurden nach Regensburg eingeladen, wo sie nicht nur zeigen mussten, wie gut sie an der Konsole sind. „Es gab auch einen Konzentrationstest und ein Probeinterview“, erzählt Empl.

Seitdem ist er für den Jahn im Einsatz. Jeden Mittwoch finden Partien gegen zwei Clubs statt. Für Empl & Co. heißt das: um 18 Uhr das erste Einzel, dann noch das Doppel. „Du musst die Pause nutzen, um abzuschalten, und dann wieder die Konzentration hochfahren, weil um 20 Uhr die nächsten Begegnungen stattfinden.“

Auf rund 15 Stunden e-Sport komme er pro Woche, schätzt Empl. „Wir haben jede Woche zwei Spieltage. Dies erfordert neben einem täglichen Training mit meinem Teamkollegen oder eFootballern von anderen Vereinen in Deutschland einiges an Zeit für eine detaillierte Analyse der Gegner für eine professionelle Vorbereitung auf die Spieltage. Der Spieltag an sich kann dann auch nochmals vier bis fünf Stunden in Anspruch nehmen. Vor dem Anpfiff spielt man sich hier mit dem Team ein. Nach den Spielen bespricht man dann auch immer noch die absolvierten Spiele.“

Profi im eSport – klingt nach lukrativem Job. „Man verdient auch etwas Geld, aber nichts, wovon man leben kann“, sagt der Student der Betriebswirtschaft. „Darum geht es uns aber auch in der Regel nicht. Durch die Teilnahme an der VBL bekommen gerade wir beim SSV Jahn nun die Möglichkeit, uns auf der großen Bühne zu präsentieren und uns gegen die besten eFootballer in Deutschland zu beweisen und uns vor allem auch mental und spielerisch weiterzuentwickeln.“

Und wo bleibt der echte Fußball? Empl ist Innenverteidiger des FC Schwaig, und der schickt sich gerade an, nach dem Bezirksliga-Aufsteig direkt in die Landesliga zu marschieren.

„Der eSport ist mir sehr wichtig, da das Zocken schon immer eine Leidenschaft von mir war. Dies nun noch unter professionellen Gegebenheiten tun zu dürfen, verstärkt nun nochmal den Fokus auf meine Entwicklung“, sagt Empl. Dennoch bleibe der Fußball auf dem echten Rasen für ihn „weiterhin ein wichtiger Faktor in meinem Leben. Gerade die körperliche Anstrengung im Training und in den Punktspielen ist ein sehr wichtiger Ausgleich zu der mentalen Anstrengung an der Spielkonsole im eSport“.

Aufrufe: 023.11.2020, 10:00 Uhr
Erdinger Anzeiger / Dieter PriglmeirAutor