2024-04-29T14:34:45.518Z

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F: Volkhard Patten
F: Volkhard Patten

Jo­han­na Mey­er: "Der BV 04 war mein Le­ben"

Die Mit­glie­der des Ver­eins ha­ben ih­re lang­jäh­ri­ge Kas­sie­re­rin ab­ge­wählt. Die 94-Jäh­ri­ge fühlt sich hin­ter­gan­gen.

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Lan­ge ist es her, dass der BV 04 zu den bes­ten Teams im Düs­sel­dor­fer Ama­teur­fuß­ball ge­hör­te. Als die Fuß­bal­ler Meis­ter in der Lan­des­li­ga (1975) und in der Ver­bands­li­ga (1978) wa­ren, da hat­ten sie in den Der­bys ge­gen den DSC 99, VfL Ben­rath und Turu vier­stel­li­ge Zu­schau­er­zah­len.

Für die äl­te­ren Fans ist das zwei­ma­li­ge Er­rei­chen der zwei­ten Run­de im Ver­eins­po­kal (1971, 1977), in der der BV 04 ge­gen den Bun­des­li­gis­ten Rot-Weiss Es­sen und den Deut­schen Meis­ter Bo­rus­sia Mön­chen­glad­bach aus­schied, im­mer noch Ge­sprächs­stoff. Heu­te spielt die ers­te Mann­schaft in der Kreis­li­ga C, der zweit­tiefs­ten Spiel­klas­se. Le­dig­lich die rund 500 Kin­der und Ju­gend­li­chen, die dem Ball hin­ter­her ja­gen, und das vom Ver­ein jähr­lich or­ga­ni­sier­te In­ter­na­tio­na­le Os­ter­tur­nier für U19-Teams, er­in­nern noch an die Be­deu­tung des Ver­eins.

Und es scheint, als wä­re ei­ne bes­se­re Zeit der Se­nio­ren-Ab­tei­lung in wei­te Fer­ne ge­rückt. Zu die­ser An­nah­me trägt auch ein Vor­fall auf der jüngs­ten Jah­res­haupt­ver­samm­lung bei. Dort wur­de die seit 1987 dem ge­schäfts­füh­ren­den Vor­stand an­ge­hö­ren­de Jo­han­na Mey­er un­ter um­strit­te­nen Um­stän­den nicht in ih­rem Amt als Haupt­kas­sie­re­rin wie­der­ge­wählt. Der ehe­ma­li­ge zwei­te Vor­sit­zen­de Bo­do Grimm, der von der Ver­samm­lung als Nach­fol­ger für den aus ge­sund­heit­li­chen Grün­den aus­ge­schie­de­nen Jür­gen Keu­sen zum ers­ten Vor­sit­zen­den ge­wählt wur­de, schlug als Kas­sie­rer ei­nen an­de­ren Kan­di­da­ten vor. Jo­han­na Mey­er hielt ih­re ei­ge­ne Kan­di­da­tur auf­recht, al­ler­dings be­kam sie bei der Ab­stim­mung we­ni­ger Stim­men als der Ge­gen­kan­di­dat.

Der Vor­wurf, hin­ters Licht ge­führt wor­den zu sein und be­wusst aus dem Vor­stand ge­drängt wor­den zu sein, hängt mit der ge­ra­de in Kraft ge­tre­te­nen Da­ten­schutz-Ver­ord­nung zu­sam­men. "Am Mor­gen der Ver­samm­lung hat mir Herr Grimm mit­ge­teilt, dass ich we­gen die­ser Ver­ord­nung mei­ne Ar­beit als Haupt­kas­sie­re­rin nicht mehr bei mir zu Hau­se ma­chen darf, und dass die Ak­ten ins Club­heim ge­hö­ren, um sie dort aus­zu­wer­ten", sagt die 94-Jäh­ri­ge, die stark seh­be­hin­dert und auf spre­chen­de Com­pu­ter an­ge­wie­sen ist. Sie hat sich beim Da­ten-Be­auf­trag­ten des Fuß­ball-Ver­band-Nie­der­rhein er­kun­digt, der ihr er­klär­te, dass dies nicht stimmt, Eh­ren­amt­li­che sehr wohl von zu Hau­se ar­bei­ten dür­fen. Grimm da­ge­gen gibt an, es in ei­nem Se­mi­nar zur An­wen­dung der neu­en Ver­ord­nung an­ders ge­lernt zu ha­ben. "We­gen der sen­si­blen Da­ten hat man uns dort ab­ge­ra­ten, die­se Ar­bei­ten pri­vat aus­füh­ren zu las­sen." Auch den Vor­wurf, der aus Krei­sen um die Se­nio­rin er­ho­ben wird, dem Eh­ren­mit­glied und Spon­so­rin des BV 04 kei­nen wür­de­vol­len Ab­schied be­schert zu ha­ben, weist der neue Vor­sit­zen­de zu­rück: "Die gan­ze Ver­samm­lung ist auf­ge­stan­den und hat Frau Mey­er für ihr jahr­zehn­te­lan­ges En­ga­ge­ment mit ste­hen­dem Ap­plaus ge­dankt."

Im Um­feld von Jo­han­na Mey­er spricht man von "fa­den­schei­ni­gen Grün­den, un­ter de­nen sie ab­ge­wählt wur­de". "Wenn der neue Vor­sit­zen­de ge­sagt hät­te, ich ha­be je­mand Jün­ge­res für den Pos­ten, wä­re ich die Letz­te, die ge­kränkt ge­we­sen wä­re. Aber so bin ich tief ent­täuscht, denn ich ha­be mei­ne Ar­beit stets ger­ne ge­macht. Der BV 04 war mein Le­ben", sagt sie.

Aufrufe: 023.6.2018, 16:01 Uhr
RP / Manfred JohannAutor