Für die älteren Fans ist das zweimalige Erreichen der zweiten Runde im Vereinspokal (1971, 1977), in der der BV 04 gegen den Bundesligisten Rot-Weiss Essen und den Deutschen Meister Borussia Mönchengladbach ausschied, immer noch Gesprächsstoff. Heute spielt die erste Mannschaft in der Kreisliga C, der zweittiefsten Spielklasse. Lediglich die rund 500 Kinder und Jugendlichen, die dem Ball hinterher jagen, und das vom Verein jährlich organisierte Internationale Osterturnier für U19-Teams, erinnern noch an die Bedeutung des Vereins.
Und es scheint, als wäre eine bessere Zeit der Senioren-Abteilung in weite Ferne gerückt. Zu dieser Annahme trägt auch ein Vorfall auf der jüngsten Jahreshauptversammlung bei. Dort wurde die seit 1987 dem geschäftsführenden Vorstand angehörende Johanna Meyer unter umstrittenen Umständen nicht in ihrem Amt als Hauptkassiererin wiedergewählt. Der ehemalige zweite Vorsitzende Bodo Grimm, der von der Versammlung als Nachfolger für den aus gesundheitlichen Gründen ausgeschiedenen Jürgen Keusen zum ersten Vorsitzenden gewählt wurde, schlug als Kassierer einen anderen Kandidaten vor. Johanna Meyer hielt ihre eigene Kandidatur aufrecht, allerdings bekam sie bei der Abstimmung weniger Stimmen als der Gegenkandidat.
Der Vorwurf, hinters Licht geführt worden zu sein und bewusst aus dem Vorstand gedrängt worden zu sein, hängt mit der gerade in Kraft getretenen Datenschutz-Verordnung zusammen. "Am Morgen der Versammlung hat mir Herr Grimm mitgeteilt, dass ich wegen dieser Verordnung meine Arbeit als Hauptkassiererin nicht mehr bei mir zu Hause machen darf, und dass die Akten ins Clubheim gehören, um sie dort auszuwerten", sagt die 94-Jährige, die stark sehbehindert und auf sprechende Computer angewiesen ist. Sie hat sich beim Daten-Beauftragten des Fußball-Verband-Niederrhein erkundigt, der ihr erklärte, dass dies nicht stimmt, Ehrenamtliche sehr wohl von zu Hause arbeiten dürfen. Grimm dagegen gibt an, es in einem Seminar zur Anwendung der neuen Verordnung anders gelernt zu haben. "Wegen der sensiblen Daten hat man uns dort abgeraten, diese Arbeiten privat ausführen zu lassen." Auch den Vorwurf, der aus Kreisen um die Seniorin erhoben wird, dem Ehrenmitglied und Sponsorin des BV 04 keinen würdevollen Abschied beschert zu haben, weist der neue Vorsitzende zurück: "Die ganze Versammlung ist aufgestanden und hat Frau Meyer für ihr jahrzehntelanges Engagement mit stehendem Applaus gedankt."
Im Umfeld von Johanna Meyer spricht man von "fadenscheinigen Gründen, unter denen sie abgewählt wurde". "Wenn der neue Vorsitzende gesagt hätte, ich habe jemand Jüngeres für den Posten, wäre ich die Letzte, die gekränkt gewesen wäre. Aber so bin ich tief enttäuscht, denn ich habe meine Arbeit stets gerne gemacht. Der BV 04 war mein Leben", sagt sie.