2024-05-02T16:12:49.858Z

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Interview der Woche mit Cemal Sürmeli, Trainer der TSG Kastel 1846.
Interview der Woche mit Cemal Sürmeli, Trainer der TSG Kastel 1846. – Foto: TSG Kastel 1846

„Jetzt machst du einfach mal eine Pause“

Nachspielzeit mit Cemal Sürmeli +++ Der Trainer der TSG 1846 Mainz-Kastel über die Hintergründe seines Rücktritts im Sommer und den Aufstiegskampf in der KOL

Mainz-Kastel. Kastel nennt Cemal Sürmeli nun schon seit knapp zwölf Jahren seine fußballerische Heimat. Zunächst war er als Jugendtrainer und später auch als Hauptübungsleiter für die Fvgg. Kastel 06 aktiv, ehe er zur Saison 14/15 beim Stadtrivalen, der TSG 1846 Mainz-Kastel, anheuerte. Anlaufschwierigkeiten gab es keine berichtet Sürmeli im Interview, stattdessen wurde er beim Rivalen mit offenen Armen empfangen. Seitdem ist viel Wasser den Rhein heruntergeflossen, Sürmeli befindet sich in seiner achten Saison mit den Kastelern, allesamt verbrachten seine Teams in der Kreisoberliga und bis auf zwei Ausnahmen landete die TSG unter ihm immer im oberen Tabellendrittel. Nach dieser Spielzeit jedoch werden sich die Wege von Sürmeli und der TSG trennen, und das, obwohl seine Mannschaft im Rennen um die Aufstiegsplätze rein rechnerisch immer noch ein Wörtchen mitzureden hat und in dieser Runde so viele Punkte sammelte, wie noch keines seiner Teams jemals zuvor. Im Interview erklärt Sürmeli die Hintergründe für seinen Rücktritt bei der TSG 1846 Mainz-Kastel, Bestechungsversuche anderer Teams und wie es nun für ihn in sportlicher Hinsicht weitergehen soll.

FuPa: Hallo Cemal, du befindest dich gerade in deiner achten Saison mit der TSG 1846 Mainz-Kastel und mit 58 Punkten, bei noch acht ausstehenden Ligaspielen, hast du mit deinem Team bereits deinen persönlichen Rekord von 49 Zählern in einer Kreisoberligasaison aus der Saison 16/17 eingestellt und überboten. Was macht euch in diesem Jahr so stark und inwiefern unterscheidet sich diese Mannschaft von anderen Teams, die du trainiert hast?

Cemal Sürmeli: „Der Teamgeist in diesem Jahr ist einfach besonders und im Laufe der Saison auch noch einmal extrem gewachsen. Das liegt daran, dass einzelne Spieler reifer geworden sind und Verantwortung übernehmen. Zudem stimmt die Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern im Team, die zusammen eine klasse Einheit bilden und, dass merke ich in jeder Einheit, Bock darauf haben, miteinander Fußball zu spielen. Das ist die Basis dafür, dass Dinge auf und neben dem Platz funktionieren. In den letzten Jahren war diese Basis nicht immer so da wie jetzt.“

FuPa: Trotz deiner, bis hierhin, erfolgreichsten Spielzeit mit der TSG ist kürzlich bekannt geworden, dass du den Verein im Sommer verlassen wirst. Wie kam es zu dem Entschluss?

Cemal Sürmeli: „Diese Entscheidung, dass nach dieser Saison Schluss ist, habe ich jetzt in der Winterpause getroffen und auch direkt dem Vorstand mitgeteilt. Wenn man schon so lange ohne Unterbrechung dabei ist wie ich, kommt irgendwann der Zeitpunkt, dass man auch mal Zeit für die Familie und sich selbst haben will und nicht jeden Sonntag auf den Fußballplatz gehen muss. „Jetzt machst du einfach mal eine Pause“, ist die Überlegung dahinter. Das konnten sowohl der Vorstand als auch die Mannschaft voll und ganz nachvollziehen, auch wenn sie es insgesamt Schade finden. Mir war zudem wichtig, dass wenn ich hier einmal aufhöre, dass ich dann meinem Nachfolger eine intakte Truppe übergeben kann, und ich glaube das ist jetzt auch der Fall, weswegen ich jetzt mit einem ruhigen Gewissen abtreten kann.“

FuPa: Du sprichst von einer „Pause“. Heißt das wir sehen dich in der Zukunft wieder auf den Sportplätzen der Region? Und wenn ja hast du schon konkrete Pläne wo und in welcher Funktion?

Cemal Sürmeli: „Was meine sportliche Zukunft angeht habe ich mir aktuell ehrlicherweise noch keine Gedanken gemacht. Von konkreten Plänen oder Zielen kann ich also nicht berichten, aber wie heißt es so schön: „Sag niemals nie.“ Vielleicht brennt es mir ja irgendwann doch wieder unter den Fingernägeln, aber ob ich dann noch einmal als Trainer oder in einer anderen Funktion in Erscheinung treten werde, kann ich nicht mit Gewissheit sagen. Jetzt gilt es erst einmal die laufende Spielzeit bestmöglich abzuschließen, was danach kommt wird die Zeit zeigen.“

FuPa: Wenn du auf die acht Jahre zurückblickst, an welche Momente erinnerst du dich besonders gerne zurück und an welche eher weniger?

Cemal Sürmeli: „Es war durchweg eine schöne Zeit. Was einem natürlich immer in schöner Erinnerung bleibt, sind die Derbyspiele gegen Kastel 06. Nach dem Abstieg der 06er in die Kreisoberliga beispielsweise kam es zum ersten Derby seit unzähligen Jahren. Dabei gewannen wir bei ihnen auf dem Platz vor vielen Zuschauern und einigen Jugendmannschaften von uns in einem tollen Fußballspiel mit 4:0. Ein negatives Ereignis habe ich jetzt tatsächlich nicht auf Knopfdruck parat. Klar gab es immer mal Höhen und Tiefen was Ergebnisse angeht, aber das war alles im normalen Rahmen des Fußballs. Ich hoffe einfach, dass ich jetzt die letzten Wochen auch weiterhin so genießen kann, wie ich es jetzt gerade tue.“

FuPa: Was wirst du an und um die TSG herum am meisten vermissen?

Cemal Sürmeli: „Wo soll ich da anfangen (lacht) Natürlich meine Mannschaft, in der Spieler dabei sind, wie beispielsweise David Leipner oder auch Bender Karabey, mit denen ich hier seit dem ersten Tag zusammenarbeite, sowie viele Weitere, die ich schon sehr lange trainieren darf. Auch das Umfeld des Vereins werde ich vermissen, da ich hier viele Freundschaften geschlossen habe.“

FuPa: Cemal, Hand aufs Herz, haben sich in den letzten Tagen und Wochen andere Teams bei dir gemeldet und versucht dich zu bestechen?

Cemal Sürmeli: „Ok (lacht), also keine von denen ich wüsste, wieso?“

FuPa: Weil ihr noch gegen alle Teams an der Tabellenspitze (Anm. d. Red.: Naurod, Türk. SV, Sonnenberg, Erbenheim) spielt und somit das Zünglein an der Waage im Aufstiegskampf sein könntet. Wie geht ihr diese Spiele an?

Cemal Sürmeli: „So wie alle anderen Spiele auch. Wir gehen auf den Platz, um Spiele zu gewinnen, guten Fußball zu spielen und dann schauen wir mal was wir für unseren Einsatz bekommen. Wie der Gegner letzten Endes heißt, ist uns dabei egal, wir wollen selbst erfolgreich sein.“

FuPa: Wie stehen deiner Meinung nach die Chancen, dass ihr selbst noch ein paar Ränge in der Tabelle klettert, vielleicht sogar ins Rennen um die Aufstiegsplätze eingreift?

Cemal Sürmeli: „Ich halte es insgesamt für absolut machbar, dass wir noch den ein oder anderen Platz gutmachen können, aber ein konkretes Ziel für die letzten Spiele haben wir nicht ausgerufen. Vor der Saison haben wir uns vorgenommen unter den ersten Fünf zu landen, was ja zum jetzigen Zeitpunkt sehr gut aussieht. Wenn wir uns jetzt noch um ein, zwei Plätze verbessern können, wäre das natürlich umso besser. Da bei uns in der Liga aber nur der Erste aufsteigt, muss man realistisch gesehen zugeben, dass die Tabellenspitze ein Stück zu weit weg ist, auch wenn es rein rechnerisch noch möglich wäre.“

FuPa: Wie steht es nach so einer Saison um die Zukunft der TSG? Glaubst du sie können in den kommenden Jahren ganz oben in der KOL angreifen?

Cemal Sürmeli: „Ja, das denke ich schon. Wenn die Mannschaft in der jetzigen Konstellation zusammenbleibt und sich weiterhin so positiv entwickelt, bin ich mir da sicher. Sie beweisen ja schon in dieser Saison, dass sie zu den Top-Teams in der Liga gehören, und trotzdem haben sie immer noch Luft nach oben.“

Aufrufe: 015.4.2022, 06:00 Uhr
Tim StammAutor