2024-06-04T08:56:08.599Z

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Da zogen sie noch alle an einem Strang: Jahn-Chef Ulrich Weber (links) und die beiden Geschäftsführer Johannes Baumeister (Mitte) und Franz Gerber. Mittlerweile ist Gerber entlassen und auch Baumeister wird für eine Personalentscheidung vom Boss öffentlich kritisiert.  Foto: altrofoto.de
Da zogen sie noch alle an einem Strang: Jahn-Chef Ulrich Weber (links) und die beiden Geschäftsführer Johannes Baumeister (Mitte) und Franz Gerber. Mittlerweile ist Gerber entlassen und auch Baumeister wird für eine Personalentscheidung vom Boss öffentlich kritisiert. Foto: altrofoto.de

Jahn-Chef kritisiert Geschäftsführung

Der Vereinsvorstand gab laut Ulrich Weber eine Anweisung, keine Verträge zu verlängern: Johannes Baumeister und Franz Gerber taten es dennoch

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Die Entlassung des Marketingleiters Volker Greuel beim SSV Jahn vor drei Wochen bleibt ein schwieriges Thema für den Regensburger Drittligisten. Wie die MZ berichtete, hatte der Verein den Vertrag mit Greuel noch in diesem Frühjahr vorzeitig um zwei Jahre bis 2016 verlängert. Nun gibt es dafür sogar von höchster Jahn-Instanz Kritik: Ulrich Weber, Vorstandsvorsitzender des Vereins, sagte der MZ, dass es eine Anweisung an die Geschäftsführer gegeben habe, gegen die bei der Vertragsverlängerung verstoßen wurde.

Die Geschäftsführung beim SSV Jahn ist aufgeteilt. Franz Gerber war im Frühjahr für den Sport zuständig, Johannes Baumeister für die Finanzen. Gerber ist mittlerweile entlassen, Baumeister noch im Amt. Unterzeichnet haben aber beide die Vertragsverlängerung von Greuel. Und das, obwohl die Vorstandschaft Weber zufolge von ihrem Recht Gebrauch gemacht hat, eine Weisung zu erteilen: ,,Das haben wir im Frühjahr getan und die Geschäftsführung angehalten, keine Verträge vorzeitig zu verlängern. Das bezog sich auf den Vertrag mit Herrn Greuel, wie auch auf alle anderen Verträge mit Mitarbeitern."

"Der fehlenden Planungssicherheit geschuldet"

Die Weisung war Weber zufolge der ,,fehlenden Planungssicherheit geschuldet, weil wir noch nicht wussten, in welcher Liga wir im kommenden Jahr spielen". Dass es zu Vertragsverlängerungen kommt, obwohl der Vereinsboss dagegen ist, ist für Außenstehende schwer nachvollziehbar. Wie Weber erklärt, ist es allerdings möglich: ,,Die Geschäftsführung ist die gesetzliche Vertretung der Profiabteilung nach außen hin. Diese, welche damals aus Franz Gerber und Johannes Baumeister bestand, kann verbindlich Verträge abschließen und hat dies im Fall Volker Greuel entgegen interner Weisungen getan." Sein Urteil dazu ist eindeutig: ,,Das war so nicht in Ordnung."

Mit Franz Gerber wird sich der Jahn am 3. Dezember ohnehin juristisch auseinandersetzen. Am Landgericht Regensburg wird dann die Rechtmäßigkeit der fristlosen Kündigung, die der Verein gegen ihn ausgesprochen hat, untersucht. Gerber hätte noch einen bis 2015 laufenden Vertrag beim Jahn gehabt. Voraussichtlich wird er auf die ausstehenden Gehälter pochen. Nur, wenn der Verein Gerber schwere Fehler nachweisen könnte, wäre eine fristlose Kündigung rechtswirksam. Hierzu hält sich unter anderem das Gerücht, dass Gerber den vom Aufsichtsrat für die 2. Liga festgesetzten Etat überschritten habe. Damit räumt Weber aber auf: ,,Nein, das hat er nicht getan." Ansonsten wolle sich Weber bis zum 3. Dezember nicht zum Verfahren äußern: ,,Das gebührt die Professionalität."

"Kein großer Schaden für den Verein"

Auch mit Greuel wird sich der Verein voraussichtlich juristisch auseinandersetzen müssen. Dessen Anwalt, Christian Siegert-Bomhard, sagte der MZ bereits, dass er nach Rücksprache mit seinem Mandanten keine Gründe, die eine fristlose Kündigung rechtfertigen, erkennen könne. Dem Verein wird derzeit von Fans vorgeworfen, dass er seinen vergleichsweise ohnehin geringen Etat weiterhin stark begrenzen müsse, weil er möglicherweise noch lange Zeit für ehemalige Angestellte zahlen muss. Dem widerspricht Weber: ,,Ich will hier im Vorfeld nicht auf Details eingehen. Ich gehe aber nicht davon aus, dass in beiden Fällen großer Schaden auf den Verein zukommt. Auf jeden Fall wird der Spieleretat damit nicht belastet. Auch für den Etat der Geschäftsstelle sehe ich keine große Belastung."

Noch scheint es allerdings Gesprächsbedarf im eigenen Haus zu geben. Der Finanz-Geschäftsführer des Jahn, Johannes Baumeister, weist die Kritik von Weber nämlich zurück, wie er der MZ am Dienstag mitteilte: ,,Die Vertragsverlängerung stellt sich aus heutiger Sicht sicherlich unglücklich dar, dass hier aber entgegen Weisungen gehandelt wurde, muss ich nach meinem Verständnis zurückweisen. Wir haben das Thema aber intern besprochen und geklärt."

Aufrufe: 029.10.2013, 17:32 Uhr
Jürgen ScharfAutor